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Nicht umsonst: Seriöse Inseln im Meer der Belanglosigkeit

MDR-Intendant Reiter über die Notwendigkeit der Rundfunkgebühren

Erfurt. Im Rahmen der Bistumswallfahrt nach Erfurt nahm MDR-Intendant Udo Reiter Stellung zur Debatte um die Gebühren für den öffentlich- rechtlichen Rundfunk. Dabei ging es vor allem um das Spannungsverhältnis zwischen Quote und Anspruch.

Warum referiert der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) Udo Reiter im Rahmen einer Bistumswallfahrt über Rundfunkgebühren? "Kirche und öffentlich-rechtlicher Rundfunk sitzen im selben Boot", erklärt Reiter im Festsaal des Erfurter Rathauses. Und deshalb ist er der Einladung von Msgr. Karl-Heinz Ducke gefolgt, der die katholische Kirche im MDR-Rundfunkrat vertritt und diesen seit Dezember vorigen Jahres leitet.

Konkurrenz auf dem Medienmarkt


Als Beispiel für die Gemeinsamkeit zwischen Kirche und öffentlich- rechtlichem Rundfunk nennt Reiter, dass beide um ihre Anhänger kämpfen müssten. Das Ziel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es, die Grundversorgung mit Informationen, Unterhaltung, Bildung, und Kultur zu sichern. Aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse bei der Erfüllung seines Programmauftrags auch gegen die Konkurrenz auf dem Medienmarkt bestehen. Ein Spagat zwischen Anspruch und Quote also.

"Schon GEZahlt?" heißt ein Werbeslogan der Gebühreneinzugszentrale (GEZ), der daran erinnern soll, dass Rundfunkgebühren Demokratie und Meinungsvielfalt unterstützen. Für monatlich 17,03 Euro bekommt der GEZ-Zahler mehr als 20 Fernseh- und knapp 60 Radioprogramme sowie verschiedene digitale Angebote - fast werbefrei. Einen Preis-Leistungsvergleich zum Zeitungsabonnement oder zweier Kinobesuche stellt Udo Reiter fest: "Sind die Rundfunkgebühren dann so unverschämt?", fragt er.

ARD, ZDF und Co. müssen sich allerdings der Kritik stellen, Anspruchvolles im Spätprogramm anzusiedeln und zur Hauptsendezeit oft breitenwirksamere Sendungen über den Bildschirm flimmern zu lassen: "Info-tainment" heißt der Cocktailmix aus Unterhaltung und Information. Der MDR-Intendant gibt zu, die Verbannungstaktik schwieriger Themen in quotenschwache Sendezeiten sei "aus bestimmten Blickwinkeln verwerflich". Aber die Realität auf dem Markt zu ignorieren, würde den Untergang bedeuten.

Mit der Geburt der Privaten im Jahr 1984 erlitten die Öffentlich- Rechtlichen erstmals Quotensorgen, so dass auch sie seichtere Formate sendeten. "Wir wollten nicht ständig die Verlierer sein", erinnert sich Udo Reiter. Diese "Phase der Verunsicherung" habe man inzwischen aber überwunden und ein Gleichgewicht zwischen Unterhaltung und Bildung hergestellt.

Zwischen Quote und Anspruch


Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Quote und Anspruch beweist der Mitteldeutsche Rundfunk vor allem in seinen regionalen Nachrichtensendungen. "MDR regional" und "MDR aktuell" werden im Sendegebiet fast von jedem vierten Zuschauer gesehen. Quote und Anspruch stimmen auch beim KIKA, dem Kinderkanal, für den der MDR verantwortlich ist. Der KIKA spricht gezielt die 3- bis 13-jährigen an und erntet allseits Lob: von Politikern, Pädagogen, Erwachsenen und den Kindern selbst.

Marken wie den Kinderkanal will man pflegen und auch im Zeitalter der Digitalisierung für journalistischen und künstlerischen Anspruch stehen. So wie es Udo Reiter an diesem Wallfahrtssonntag formuliert: als "Inseln der Seriosität im Meer der Belanglosigkeit". Das unterstützt auch der neue Werbeslogan der GEZ, in dem das Gebührenzahlen nciht mehr in Frage gestellt sondern bejaht wird: "Natürlich zahl’ ich". Die seriösen Inseln im Meer der Belanglosigkeit gibt es nun mal nicht umsonst. Deren Infotainment- Strände zur Hauptsendezeit zu umschiffen oder auch nicht, das bleibt dem Fernseh-Nutzer selbst überlassen.

Von Sophia Schülke

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