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Lange ein Tabu-Thema

Ringvorlesung in Halle beschäftigt sich mit dem Thema Tod

Halle. Das Institut für Katholische Theologie in Halle und die Katholische Akademie des Bistums Magdeburg veranstalten gemeinsam eine Ringvorlesung zum "Tod - Ritual - Leben: Verdrängung des Todes oder ars moriendi?". Fragen dazu an Prof. Regina Radlbeck- Ossmann.

Dr. Regina Radlbeck

Frau Professor Radlbeck- Ossmann, Sie veranstalten eine Ringvorlesung zum Thema Tod. Experten aus verschiedenen Wissenschaftsrichtungen werden in diesem Rahmen über das Thema sprechen. Was ist der Vorteil einer solchen Vorlesungsreihe?

Im vergangenen Wintersemesterhabe ich für Halle und Magdeburg eine Ringvorlesung zu Mechthild von Magdeburg konzipiert, die überraschend großen Anklang fand. Die gute Resonanz zeigte mir, dass die Form einer Vortragsreihe beim Publikum gut ankommt. Den großen Vorteil einer Reihe sehe ich in dem auf diese Weise möglichen Kompetenzgewinn. Wer einen einzelnen Vortrag hört, ist momentan unter Umständen beeindruckt, fühlt sich auf dem besprochenen Gebiet jedoch weiterhin unsicher. Wer die Position verschiedener Experten zu einem Thema hört, sammelt mit jedem Beitrag Bausteine, so dass er sich schließlich selbst ein Bild machen und Dinge beurteilen kann.

Warum haben Sie das Thema Tod gewählt?

Jede Kultur hat so grundlegende Fragen wie die nach dem Leben oder auch die nach dem Tod zu beantworten. Sie erarbeitet Hilfen, auf die der Einzelne und die Gemeinschaft im Ernstfall zurückgreifen können. Unsere christliche Kultur bietet solche Hilfen zum Beispiel in Form von Riten an. Das Wissen um die Zusammenhänge von Leben, Tod und Ritual ist jedoch verschüttet, weil in der Gesellschaft der Sieger das Thema "Tod" lange Zeit keinen Platz hatte. Gegenwärtig jedoch bröckelt dieses Tabu. Menschen interessieren sich verstärkt für das ganze Leben, zu dem eben auch der Tod gehört.

Welchen Gewinn hat die Theologie dabei vom Austausch mit anderen Wissenschaften?

Die Theologie hat den Menschen als ganzen im Blick, von daher ist sie von Natur aus interdisziplinär. Wenn sie von Schöpfung spricht, nimmt sie neben den biblischen Aussagen Bezug auf die Erkenntnisse der Physik und anderer Naturwissenschaften. Wenn sie von Moral spricht, sucht sie über eigene Quellen hinaus den Kontakt zu den Humanwissenschaften. Darüber hinaus ist es die Aufgabe der Theologie, vor dem Forum der Vernunft die christliche Botschaft zu verantworten, die besagt: " Die Liebe ist stärker als der Tod."

Was kann den Hörer der Ringvorlesung erwarten?

Die Ringvorlesung bietet zunächst einmal einen Raum, in dem ein gesellschaftlich brisantes Thema öffentlich thematisiert werden kann. Das allein ist schon ein Gewinn. Darüber hinaus bieten die einzelnen Vorträge wissenschaftlich verantwortete Einblicke, die doch allgemein verständlich sind. Die verlässliche Klärung von Sachverhalten hilft bei der Beantwortung eigener Lebensfragen. Diese Klärung ist der Beitrag, mit dem die Wissenschaft die Leistung derer honoriert, die sie zum Beispiel in Form von Steuern bezahlen.

Fragen: Matthias Holluba

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