(Zu) zeitige Adventsgefühle
Vom Advent und der Finanzkrise
Keine Sorge, es geht mir nicht um die Pfefferkuchen und die Stollen in den Regalen. Der Adventszauber in den Geschäften und Supermärkten weckt bei mir alles andere als romantische Gefühle. Aber ich finde mich damit ab, weil ich dagegen kämpfen würde wie Don Quijote gegen Windmühlen. Und die Weihnachtsmänner lasse ich einfach noch ein paar Wochen in ihren Regalen warten.
Aber dann geschah folgendes: Vor kurzem hat die Bundeskanzlerin verkündet, dass wir uns keine Sorgen um unser Geld machen sollen. Das erinnert mich an eine Stellle in der Heiligen Schrift. Dort wird der Erzengel Gabriel zu Maria geschickt, um ihr zu sagen, dass sie sich keine Sorgen machen soll. Und dann ist es ja im Advent üblich, dass überall Pakete gepackt werden. Unsere Regierung hat 500 Milliarden Euro verpackt. Und jetzt sind alle gespannt und warten. Ein Gefühl von Advent breitet sich bei mir aus. Vorbereitungen, Erwartungen, Geschenke und immer wieder die Rede von der Rettung der Welt.
Gemeint ist natürlich die internationale Finanzwelt. Eine Welt, die wir selber geschaffen und selber an den Rand des Abgrunds gebracht haben. Vor ein paar Tagen las ich in der Süddeutschen Zeitung von Londoner Bankern, die nach Dubai flüchten, um Bonuszahlungen in Millionenhöhe in Sicherheit zu bringen. Dabei fallen mir Worte des Propheten Amos ein, der sagt: "Ihr bringt den Unschuldigen in Not, ihr lasst euch bestechen ..." (Amos 5,12). Spitzengehälter sind in den vergangenen Jahren abgehoben und stehen in keinem Verhältnis zu Leistung oder Verantwortung. Natürlich hoffe ich, dass der gefürchtete Kollaps ausbleibt. Aber noch mehr wünsche ich mir eine gerechte Erneuerung des Finanzsystems, in dem solche Spitzengehälter Geschichte sind und der wilden Spekulation auf Kosten anderer Einhalt geboten wird. Vielleicht ist die Teilverstaatlichung der Finanzmärkte ein Schritt in diese Richtung.
Aber ich bleibe skeptisch. Die Welt zu retten, ist ein Versprechen, das der Mensch nicht einlösen kann. Die internationale Politik kann ein System verändern und umgestalten. Doch hinter jedem System stehen Menschen. Das Finanzsystem ist durch Menschen durcheinander gebracht worden. Darum reicht es nicht, wenn Menschen die Welt retten wollen. Wie die Weihnachtsmänner im Oktober noch keinen Advent machen, so können gesunde Finanzen noch lange nicht die Welt retten. Wir brauchen den echten Advent. Advent bringt den Menschen Gott und sich selbst näher. Dieser Advent ist nicht an eine Zeit gebunden. Er beginnt immer, wenn Menschen fragen nach der Welt, nach sich selber und nach Gott.
Kaplan Marko Dutzschke, Cottbus