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Was müsste heute auf die Tagesordnung?

Vor 20 Jahren tagte in Magdeburg die Ökumenische Versammlung in der DDR

Magdeburg (mh). Vor 20 Jahren kam in Magdeburg die Ökumenische Versammlung in der DDR zu ihrer zweiten Sitzung zusammen. Mit einer Diskussionsveranstaltung wurde jetzt daran erinnert.
Der demokratische Aufbruch im Herbst 1989 in der DDR hat eine Vorgeschichte. Und dazu gehört, da ist sich Joachim Garstecki (Magdeburg) sicher, die Ökumenische Versammlung (ÖV) in der DDR. Auf drei Sitzungen in Dresden und Magdeburg versuchten damals rund 150 Delegierte aus 19 Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die weltweiten Herausforderungen jener Zeit für die lokalen Bedingungen in der DDR zu übersetzen. Herausgekommen ist dabei der "aktuellste und komplexeste Forderungskatalog hinsichtlich gesellschaftlicher Veränderungen", so schätzte es die Stasi seinerzeit ein.

Die DDR gibt es nicht mehr. Aber ist damit auch das Anliegen der ÖV verschwunden? Dieser Frage widmete sich eine Veranstaltung in Magdeburg, die zu dem Ergebnis kam: Mögen sich auch die gesellschaftlichen Bedingungen verändert haben - Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung bleiben konkrete Herausforderungen für die Christen. Freilich müssten diese drei Stichworte unter den neuen Bedingungen neu konkretisiert werden.

Was also müsste auf die Tagesordnung, wenn die Kirchen heute eine neue ÖV einberufen würden? Die Podiumsteilnehmer, die seinerzeit alle an der ÖV in der DDR teilgenommen hatten, fanden darauf eine Vielzahl von Stichworten: "Weltweit und auch innerhalb der deutschen Gesellschaft ist die Frage nach der Gerechtigkeit neu aufgebrochen, ebenso die Frage der Friedensbedrohung durch den Kampf um die Rohstoffe", sagte Ludwig Hoffmann (Wernigerode). Die Stichworte Vertrauen in die Demokratie und die Ängste der Menschen angesichts des Klimawandels nannte Dr. Matthias Sens (Magdeburg). Annemarie Müller (Dresden) verwies auf den Umgang mit anderen Weltreligionen und auf das Thema Ökumene. Und Dr. Hans-Joachim Döring (Magdeburg) regte ein Nachdenken über Veränderungen in der Wirtschaft an, "damit auch nachkommende Generationen noch leben können".

Alt-Bischof Leo Nowak forderte dazu auf, die Situation der Menschen in der Region, insbesondere in Sachsen-Anhalt "anzuschauen". Das gilt umso mehr, weil die "Zeugen der Betroffenheit" heute vielfach nicht mehr in den Kirchen anzutreffen und außerdem stumm geworden seien, so Annemarie Wartenburger (Bad Düben). "Zeugen der Betroffenheit" hatten auf der ÖV in der DDR auf konkrete Missstände aufmerksam gemacht.

Die Forderungen der Diskussionsteilnehmer gingen auch an die Adresse ihrer eigenen Kirchen. "Wie können wir die Kirchen wieder auf die drei Optionen Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung einschwören?" Gestellt werden müsse diese Frage, weil die Kirchen heute oft so erlebt würden, dass sie sich in der Gesellschaft einrichteten und zu wenig "Stachel im Fleisch " seien.

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