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Indizien aus dem Steinzeitgrab

Öffentliche Vorlesungsreihe "Tod - Ritual - Leben" an der Universität Halle

Halle. In einer neuen Ringvorlesung an der Universität Halle kommt der Tod unter das wissenschaftliche Vergrößerungsglas. Von Oktober bis Januar stellen Fachleute aus sechs verschiedenen Disziplinen ihre Perspektive auf das Thema vor. Es ist die zweite gemeinsame Ringvorlesung des Instituts für Katholische Theologie und ihre Didaktik und der Katholischen Akademie Magdeburg.

Zum ersten Abend der öffentlichen Vortragsreihe

Zum Auftakt zur Vortragsreihe "Tod - Ritual - Leben. Verdrängung des Todes oder ars moriendi (Kunst zu sterben)?" versetzte der Archäologe Dr. Harald Meller die Zuhörer weit bis in die Anfänge der Menschheit zurück. Der Direktor des Landesamtes für Denkmalpfl ege und Archäologie in Halle wurde bekannt durch seine Hilfe bei der Beschlagnahmung der Himmelsscheibe von Nebra aus den Händen von Raubgräbern und der Erforschung der bedeutenden Metallplatte aus der Bronzezeit. Für die Archäologie, so Harald Meller, seien Gräber die Hauptgattungen. Wie Kriminalisten spürten Archäologen den Indizien nach, die ihnen die Toten über ihr Sterben und Leben geben.

Die naturverbundenen Jäger und Sammler der Steinzeit etwa legten ihren Toten Perlen aus Mammutknochen und Fuchszähne mit ins Grab oder bestreuten sie mit Rötel. Die rote Farbe symbolisierte das Leben. "Damals lebten die Menschen einen schamanistischen Glauben", sagt Meller. "In der Altsteinzeit war die Bevölkerungsdichte noch sehr gering, man starb also nicht an Seuchen, sondern an kaputten Zähnen oder an einem gebrochenen Oberschenkel."

Harald Meller

Das änderte sich mit der Jungsteinzeit vor ungefähr 7000 Jahren. Aus den Jägern und Sammlern waren sesshafte Bauern geworden, die guten Böden wurden knapp. In der Konkurrenz um fruchtbares Land setzten die Menschen wohl zum ersten Mal Waffen zum Töten anderer Menschen ein. Beweis ist das Massengrab von Talheim bei Heilbronn. Eine 34-köpfi ge Dorfgemeinschaft wurde in einem Überraschungsangriff brutal ermordet und verscharrt. "Das war der Beginn des Krieges", sagt Meller. Menschen der Jungsteinzeit verehrten Gottheiten und Ahnenfi guren und wurden gewöhnlich in der Hocke sitzend bestattet. Als Grabbeigaben erhielten sie Töpfe mit Nahrung. In der Eisenzeit vor etwa 2600 Jahren hingegen lagen Tote auch ausgestreckt in ihren Gräbern. Noch vor dieser Epoche begannen die Menschen mit der Einäscherung ihrer Toten.

Immer wieder zeigen Grabbeigaben Hinweise auf Leben und Rang eines Toten. Wurde die steinzeitliche Schamanin in ihrer Rehmaske bestattet, so zeugt ein germanisches Fürstengrab aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. von zwei starken Kultureinfl üssen in jener Zeit. Sowohl römische Weingefäße als auch germanische Holz- und Metallgegenstände fanden sich in dieser Ruhestätte im sachsen-anhaltischen Gommern. Und schließlich erhielt der große deutsche Kaiser Otto I. bekanntlich eine ganze Kirche als Grabbeigabe - den Dom zu Magdeburg.

Von Katharina Handy

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