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Neue Einblicke vermittelt

Russische Krankenschwestern weilen für vier Wochen in Thüringen

Erfurt. Durch Kontakte zu Schwester Elisabeth in Omsk, der dortigen Diözesancaritasdirektorin, bot die Caritas russischen Krankenschwestern eine Weiterbildung in Thüringen an. Im Mittelpunkt stand unter anderem das Kennenlernen der ambulanten Pflege.

Schwester Erna Weissheim erklärt ihrer russischen Kollegin den Alltag in der ambulanten Pflege.

Mitte Oktober. 6.15 Uhr in Erfurt. Es regnet in Strömen. Routiniert wie immer und mit einem Lächeln steigt Schwester Erna Weissheim in den kleinen Caritasflitzer des ambulanten Pflegedienstes. In den nächsten Stunden warten die Patienten auf "ihre" Erna, auf Versorgung und Pflege, das liebe Wort und den Mut machenden Zuspruch - Pflege im Minutentakt. Diesen Alltag erlebt seit zwei Tagen Nadezda Sergashowa aus St. Petersburg. Sie gehört zu einer 21- köpfigen Gruppe von russischen Krankenschwestern, die für vier Wochen ein Pflegepraktikum in Deutschland absolvieren.

Pflege hat in Russland bisher keine Tradition


Das Praktikum ist Bestandteil einer Multiplikatorenschulung der Caritas Westsibirien. Den Hintergrund erläutert die Franziskanerin, Schwester Elisabeth, die als Initiatorin des Ausbildungsprojektes die Frauen in Deutschland begleitet: "Es gibt in Russland keine Pflegefachkräfte, weil Krankenschwestern von ihrer Ausbildung und ihrem Berufsverständnis her Arzthelferinnen ohne Pflegekompetenz sind. Infolgedessen finden pflegende Angehörige keinerlei Unterstützung und sind nicht selten mit der Situation physisch und psychisch überfordert", so die Ordensfrau. "Das gleiche gilt für Haushaltshilfen und andere Pflegekräfte in der häuslichen Pflege und in der stationären Betreuung alter, kranker und behinderter Menschen. Unsere Krankenschwestern werden im Rahmen dieses Projektes zu Multiplikatorinnen geschult, die pflegende Angehörige, Haushaltshilfen der Sozialämter und Pflegekräfte beraten, schulen und anleiten. Die Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre", so Elisabeth. Weil eine vergangene Ausbildung gezeigt habe, dass die fehlende persönliche Erfahrung der Krankenschwestern im Pflegehandeln und in der Pflegeethik nicht durch theoretische Wissensvermittlung ersetzt werden könne, solle ein Pflegepraktikum in deutschen Caritaseinrichtungen diesmal neue und vertiefte Einblicke ermöglichen, so die Franziskanerin.

Diözesancaritas unterstützt russische Partner


"Wir haben natürlich offene Ohren für dieses Anliegen und unterstützen die Arbeit der Schwestern gern", so Rainer Gutmann, Geschäftsführer der Caritas-Trägergesellschaft "St. Elisabeth" in Erfurt. Er berichtet, dass die Caritas im Bistum Erfurt die karitative Arbeit in Russland und Sibirien seit vielen Jahren tatkräftig unterstützt. So sei auch diese Ausbildungshilfe selbstverständlich. Für Nadezda Sergashowa folgt nach 14-tägigen Erfahrungen im stationären Bereich nun der ambulante Einsatz. Sprachprobleme hat Erna mit "ihrer" Praktikantin nicht, denn sie kam 1993 mit Mann und drei Kindern selbst aus Kasachstan nach Thüringen. So ist dieses Zusammentreffen für die beiden Frauen weit mehr als Hilfe, Fortbildung und Hineinschnuppern in den deutschen Pflegealltag - es ist reger Austausch und waches Interesse füreinander.


Gutes Miteinander prägt den Pflegealltag


Natürlich vergleiche man Strukturen und Rahmenbedingungen, sagt Nadezda Sergashowa, und so falle in Deutschland nicht nur die Sauberkeit und die hohen Einrichtungsstandards auf, sondern vor allem auch die häusliche Atmosphäre. Der Mensch stehe hier im Mittelpunkt und das ganzheitlich, so ihre Beobachtung. Und im ambulanten Bereich? Hier falle das gute Miteinander von Pflegedienst und Angehörigen auf.

"Bei uns sind die Angehörigen oft völlig überlastet, da muss noch viel getan werden", so Nadezda Sergashowa. Sie sagt es ein wenig nachdenklich und steht schon im Treppenflur zur nächsten Patientenwohnung. Derer gibt es noch viele an diesem Tag. Der Regen hat inzwischen aufgehört. So bleibt der Schirm ab sofort im Auto. Nach vielen Eindrücken, Schulungen und manch neuem Handgriff kommt vor der Abreise nach Russland der Austausch mit den anderen Schwestern. "Der wird spannend", weiß Nadezda Sergashowa. Und was wünschen sich beide Frauen? Ein gemeinsames Wiedersehen! Beim nächsten Mal vielleicht in Russland.

www.dicverfurt.caritas.de

Von Thomas Müller

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