Geboren für die Ewigkeit
Der Tod ist nur die vorletzte Wirklichkeit
Es ist schon eine recht interessante Sache, die mir häufiger im Religionsunterricht begegnet: Obwohl viele Schüler nicht getauft sind oder Religion und Glauben als unbekanntes Terrain betrachten, gibt es eine durch und durch religiöse Frage, die niemanden kalt lässt: Was kommt denn eigentlich nach dem Tod? Sogar ältere Jugendliche, die sich selbst als nicht religiös bezeichnen, denken an die Verstorbenen ihrer Familien, besuchen deren Gräber oder sprechen mit ihnen.
Warum ist das so? Handelt es sich bei diesem "In-Kontakt-Bleiben" mit den Verstorbenen um eine Flucht vor der Realität, weil man einfach nicht wahrhaben will, dass das Leben nun einmal endlich ist? Oder kommt darin eine tiefe Hoffnung zum Ausdruck, die in jedem Menschen als Mensch liegt?
Der Slogan "Born for eternity - geboren für die Ewigkeit" bringt diese Hoffnung zum Ausdruck. Er bringt knapp und präzise auf den Punkt, welche Konsequenz der Glaube an den unbedingten Wert des Menschen als Geschöpf Gottes mit sich bringt. Auch ein gläubiger Mensch ist und bleibt sterblich, weshalb der Tod als zum Leben gehörig akzeptiert werden muss. Zugleich ist aber immer klar, dass es sich beim Tod nur um eine vorletzte Wirklichkeit handelt, weshalb sich Mensch-Sein nicht nur vom biologischen Verfallsdatum her definieren lässt. Ebenso wie für Jesus bedeutet der Tod zwar für jeden Menschen zunächst einen radikalen Beziehungsabbruch zur Welt. Ebenso wie für Jesus stellt sich der Tod aber auch für jeden Menschen nur als ein Durchgangsstadium in ein anderes Leben dar, da wir mit Jesus darauf hoffen dürfen, in ein ewiges Leben auferweckt zu werden. Die Beantwortung der Frage, wie man sich die Auferweckung vorzustellen hat und wie genau dieses andere, neue Leben aussieht, müssen Christen sich und anderen schuldig bleiben. Was wir vor dem Hintergrund neutestamentlicher Glaubensüberzeugung aber sehr wohl annehmen dürfen ist Folgendes:
Der Mensch ist nicht deshalb unsterblich, weil er in sich einen "unzerstörbaren Stoff" enthielte, sondern weil der unsterbliche Gott seine Hand auf ihn gelegt hat und ihn an sich gezogen hat.
Auferweckt wird der ganze Mensch. Der ganze Mensch stirbt und bleibt in den Händen Gottes. Die spezifische Person des toten Menschen geht nicht verloren, löst sich nicht auf, sondern bleibt erhalten, weshalb der neue Mensch trotz seiner Neuheit doch der alte bleibt.
Für diese Annahmen gibt es keine Beweise. Es sind Hoffnungen. Wunderschöne Hoffnungen. Der Mensch darf als Geschöpf Gottes Hoffnung auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit haben. Vielleicht ist es diese Hoffnung, die in jedem Menschen lebt, die ihn am Leben hält.
Pater Bernhard Kohl OP,
Dominikanerkloster St. Albert in Leipzig