Braunkohle und Klimaschutz
Diözesanrat sprach mit Vertretern des Energieunternehmens Vattenfall
Cottbus (mh). "Braunkohleförderung und -verstromung und Bewahrung der Schöpfung" hieß das zentrale Thema, mit dem sich der Diözesanrat bei seiner Herbstvollversammlung in Cottbus beschäftigte.
Braunkohletagebaue und Kohlekraftwerke erhitzen in Brandenburg die Gemüter. Zurzeit läuft in dem Bundesland ein Volksbegehren gegen die Eröffnung neuer Tagebaue. Und auch gegen den Bau beziehungsweise die Erweiterung von Kohlekraftwerken regt sich Protest. "Auch in unseren Pfarrgemeinden gibt es kritische Stimmen", sagt Martin Habermann (Lübbenau) vom Diözesanrat. Das oberste Laiengremium im Bistum hatte sich deshalb zu seiner Herbstvollversammlung in Cottbus Vertreter des Energieunternehmens Vattenfall eingeladen. "Dabei geht es uns zunächst um Information, noch nicht um Positionierung", unterstrich Habermann. Zugleich mahnte er, das Thema nicht vorschnell zu vereinfachen und auch die örtlichen Bedingungen in der Lausitz zu beachten. Dennoch gilt: Der Einsatz für den Klimaschutz ist eine Bewährungsprobe für den christlichen Glauben. So zitierte Diözesanratsvorsitzende Dr. Evamaria Nowy ein Wort der deutschen Bischöfe. Das Thema, das man den Gästen von Vattenfall gestellt hatte, hieß deshalb auch: "Braunkohleförderung und -verstromung und Bewahrung der Schöpfung".Vattenfall-Vorstandmitglied Dr. Hermann Borghorst unterstrich, dass sein Unternehmen sich seiner Verantwortung für die Schöpfung bewusst sei. "Wir wollen die Schöpfung bewahren, aber es gibt keine Handlungsanweisung, die uns sagt,was richtig und was falsch ist." Aufgabe des Unternehmens Vattenfall sei es, "einen Rohstoff, nämlich Energie herzustellen, den alle Menschen in Anspruch nehmen wollen." Angesichts eines weltweit steigenden Energieverbrauchs gelte es nach Zukunftswegen zu suchen, die global beschritten werden können. Bis zum Jahr 2030 werde sich der Energieverbrauch im Vergleich zu 1980 verdoppeln. Die Prognosen zeigen nach Borghorsts Worten auch, dass Energie aus Kohle und Kernkraft dabei weiter eine wichtige Rolle spielen werden. Zwar werde auch die Bedeutung erneuerbarer Energien (Wind, Sonne) wachsen, aber die Entwicklungen steckten noch in der Anfangsphase und könnten keinesfalls Kernkraft und Kohle ersetzen. Hinzu komme, dass die Braunkohle in Deutschland der einzige bedeutende heimische Energieträger sei.
Als wichtigen Beitrag seines Unternehmens zum Klimaschutz stellte Borghorst die Entwicklung einer Kraftwerkstechnologie, bei der möglichst wenig Kohlendioxid frei wird. Vattenfall entwickelt zurzeit die so genannte CSS-Technik, bei der das bei der Braunkohleverbrennung freiwerdende Kohlendioxid verflüssigt wird, um es dann unterirdisch zu lagern. Seit kurzem läuft eine Pilotanlage in Schwarze Pumpe. Ein Demonstrationskraftwerk soll 2015 in Jänschwalde seinen Betrieb aufnehmen. Borghorst: "Die CSSTechnologie ist ein Baustein zum Klimaschutz."
Besondere Kritik regt sich in der Lausitz an den Vattenfall-Plänen zur Eröffnung neuer Tagebaue. Diese seien notwendig, um den Betrieb der Kraftwerke für die nächsten Jahrzehnte zu gewährleisten, erläuterte Borghorst. In diesem Zusammenhang stellte er die Maßnahmen seines Unternehmens vor, um die notwendige Umsiedlung von Menschen sozialverträglich zu gestalten. "Wir wissen, dass eine Umsiedlung nicht einfach ist, aber wir bemühen uns im Dialog mit den Menschen Lösungen zu finden."
Die Braunkohle und ihre Verstromung seien in der Lausitz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Vattenfall beschäftigt nach Borghorsts Worten in der Lausitz 6700 Mitarbeiter. Insgesamt hingen 16 000 Lausitzer Jobs von der Braunkohle ab." Im letzten Jahr habe Vattenfall außerdem Aufträge im Wert von über 500 Millionen Euro an über 1400 Lausitzer Unternehmen vergeben. Borghorst erklärte, dass Mitarbeiter von Vattenfall auch für entsprechende Diskussionen in Pfarrgemeinden zur Verfügung stehen.