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Wenn der Ort zum Trauern fehlt

In der Magdeburger Magdalenenkapelle können Angehörige ihre Toten in ein Buch eintragen

Magdeburg. Seit dem Frühjahr liegt in der Magdeburger Magdalenenkapelle am Elbufer ein Totenbuch aus. Am 22. November werden die darin inzwischen eingetragenen Verstorbenen bei einem Totengedenken in der benachbarten St.-Petri-Kirche verlesen.

Das Eintragen bleibt anonym, die Erinnerung wird persönlich: Zweimal im Jahr sollen die Namen aus dem Totenbuch der Magdalenenkapelle vorgelesen werden.

Ein junges Mädchen, das zu früh starb, eine Schaustellerfamilie, die vor 50 Jahren in Auschwitz ermordet wurde, eine Frau, die auf dem Beifahrersitz eines Autos umkam - die Liste der Namen wächst ständig. Seitdem das Totenbuch in der Magdalenenkapelle am Ufer der Elbe in Magdeburg ausliegt, haben mehr als hundert Menschen die Zeilen in Erinnerung an ihre Lieben gefüllt: Name, Geburtstag, Sterbedatum. Während eines Totengedenkens in der benachbarten St.-Petri-Kirche am 22. November sollen diese Namen vorgelesen werden.

"Wir wollen den Angehörigen helfen, ihr Leben zu bewältigen, und dazu gehört auch eine Möglichkeit des Trauerns", sagt Christian Vornewald, Mitglied im ökumenischen Arbeitskreis Trauerorte Magdeburg und Pfarrer in der örtlichen St.- Josef-Gemeinde. "Immer häufiger lassen Menschen sich anonym bestatten, um ihren Verwandten und Freunden keine Arbeit mit der Grabpflege zu machen, doch dann fehlt denen der Trauerort." Mit dem Niederschreiben des Namens soll auch das Gedenken an jene wachgehalten werden, die weit weg von ihren Angehörigen beerdigt sind. "Wichtig ist uns, dass jeder - egal ob mit oder ohne Glauben - Namen in das Totenbuch eintragen kann", sagt Pfarrer Vornewald. Neben dem Buch liegen zusätzlich leere Zettel aus, auf denen die Trauernden ihre Gedanken niederschreiben oder in einem Bild ausdrücken können.

Im April wurde das Totenbuch erstmals zum Einschreiben geöffnet (Tag des Herrn berichtete). Bis die 500 Blätter in dem festen schwarzen Einband gefüllt sind, wird es noch einige Zeit dauern. Auf etwa 200 schätzt Pfarrer Vornewald die Namen auf den ersten Seiten des Buches. "Zweimal im Jahr wollen wir die neu hinzugekommenen Namen während einer Gedenkveranstaltung vorlesen", sagt Vornewald. Der diesjährige Termin, der Sonnabend vor dem Christkönigsfest, ist eingebettet in weitere Gesprächsabende zum Thema Trauern.

Hinweis

Am 17. November, 19.30 Uhr, spricht Klinikseelsorgerin Barbara Haas vom Universitätsklinikum Magdeburg im Gemeindehaus St. Petri über Wege durch die Trauer. Das Totengedächtnis "Musik und Wort in der Trauer" am 22. November beginnt 15.30 Uhr in St. Petri in Magdeburg. Die Magdalenenkapelle mit dem Totenbuch ist im Winter täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Mehr über den Arbeitskreis Trauerorte in Magdeburg unter Die hier verlinkte Webseite ist leider nicht mehr online (Stand: 07/2017).


Von Katharina Handy

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