Glaube geht nur in Gemeinschaft
In der Domgemeinde St. Jakobus besteht einer der ältesten Familienkreise im Bistum
Görlitz (as). Auf 55 Jahre kann der Familienkreis in der Domgemeinde St. Jakobus in Görlitz zurückblicken. Der gemeinsame Glaube hat den Frauen und Männern auch in den schwierigsten Zeiten geholfen.
Sorgfältig hat Peter Cording alte Dokumente und Fotos aufgeklebt und in einem Ordner abgeheftet. "Die Einladung aus dem Vermeldungsbuch zu unserem ersten Familienkreis gibt es auch noch", sagt er stolz. Wenn er und seine Frau Barbara, Mechthild und Egon Müller, Eva-Maria und Klaus Simon sowie Anni und Alfons Kaub zusammensitzen, dann wird die Vergangenheit lebendig. Die vier Ehepaare gehören zum Helferteam des Familienkreises in der St.-Jakobus-Gemeinde in Görlitz, der seit 55 Jahren besteht. Gemeinsam haben sie die Treffen organisiert und das Leben in der Gemeinde mitgestaltet. "Und es ist noch kein Ende abzusehen", meint Klaus Simon mit einem Lächeln.Angefangen hat alles unter dem damaligen Seelsorger von St. Jakobus, Heinrich Theissing, dem späteren Bischof von Schwerin. "Die meisten von uns waren noch nicht verheiratet, sondern verlobt", erinnert sich Mechthild Müller. Theissing hat die jungen Erwachsenen kurzerhand in den Familienkreis eingeladen. An den Zusammenkünften, thematischen und geselligen Abenden, hat sich bis heute nichts geändert. Die Zeiten haben sich nur gewandelt, blickt Peter Cording manchmal ein wenig wehmütig zurück.
Während es früher leichter war, Referenten für die Bildungsabende zu finden, ist die Auswahl heute nicht mehr so groß. Der Zusammenhalt unter den Frauen und Männern ist aber nach wie vor stark. "Der Glaube geht nur in Gemeinschaft", ist die Erfahrung von Eva-Maria Simon.
Erfahrungen hat der wahrscheinlich älteste Familienkreis im Bistum reichlich machen können. Die Ehepaare gehören zu jener Generation, die ihre Kinder unter den schwierigen DDRVerhältnissen aufgezogen haben. Gängelei am Arbeitsplatz, Ärger in den Schulen, argwöhnische Behandlung der Christen durch den Staat bis hin zur Bespitzelung: All das gehörte zum katholischen Alltag in der DDR. Die Gemeinschaft im Familienkreis bot dabei immer einen schützenden Raum, in dem "man offen reden konnte", betont Egon Müller. Hier haben die Eltern über ihre alltäglichen Probleme sprechen können, sich ausgetauscht und auch miteinander gefeiert.
"Wir hatten in der Gemeinde immer Geistliche, denen wir vertrauen und bei denen wir uns aussprechen konnten", erinnert sich Mechthild Müller. In der Kirche haben sich die Mitglieder des Familienkreises zu Hause gefühlt. Seit rund 25 Jahren besteht eine Freundschaft zum evangelischen Familienkreis der Kreuzkirchengemeinde. Gute Beziehungen gibt es auch zu anderen Gruppen in der Gemeinde wie der Kolpingsfamilie. "Das Gemeinschaftsgefühl stärkt uns heute noch", meint Peter Cording.
Deshalb blicken die Frauen und Männer mit Dank zurück. Die Möglichkeit, sich im Glauben immer wieder neu zu orientieren und freimütig zu sprechen, sei für den Familienkreis prägend. "Diese Gespräche sind für uns bis heute wichtig, weil sie aus der Verantwortung für unsere Gemeinde und unsere Kirche geführt werden", so Peter Cording. Das habe der Kreis in all den Jahren dankbar erfahren. Und er hofft, dass eine nachfolgende Generation ihn weiterführt.