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Sensibilität füreinander geweckt

Firmvorbereitung: Junge Leute hatten in Suhl zu einem ganz besonderen Gottesdienst eingeladen

Suhl. Vier Jugendliche, die sich auf die Firmung vorbereiten, hatten ihre Gemeinde zu einem ganz besonderen Gottesdienst eingeladen. Sie gingen unter anderem der Frage nach, warum die Angebote der Kirche nicht mehr Menschen ansprechen.

Der Gottesdienst der Suhler Firmlinge rief eine große Resonanz innerhalb der Gemeinde hervor.

"Wir hatten nicht damit gerechnet, dass so viele Leute zu unserem Gottesdienst kommen. Uns war es einfach wichtig, ein bisschen Sensibilität zu wecken und ich finde, wir können zufrieden sein." Wenige Worte, mit denen Anja Röhringer ihre Freude über den guten Verlauf des Abends ausdrückt. Zusammen mit Gordian Engel, Jens-Peter Schäfer und Maximilian Louis hatte die junge Suhlerin diesen Abend vorbereitet. Und auch Gordian ist mit dem Ergebnis des Abends glücklich. Er sagte: "Unser Gottesdienst wurde sehr gut angenommen. Da es etwas ganz anderes war, ist dies nicht selbstverständlich. Freilich gibt es auch Kritik und Widerspruch, aber die Mehrheit fand es gut."


Ein Gottesdienst der jungen Leute

Von Pfarrer Joachim Kramer jedenfalls bekamen die vier grünes Licht und alle Freiheit bei der Gestaltung. "Es geht auch darum, dass wir nicht nur über den Heiligen Geist reflektieren, sondern dass wir ihn auch erfahren", betonte Pfarrer Kramer zu Beginn. Es sollte der Gottesdienst der vier jungen Leute sein. Gordian: "Uns bewegte die Grundfrage, was stimmt mit der Kirche nicht. Warum ist der Glaube für viele Menschen kein Angebot. Warum sprechen Gottesdienste die Leute nicht an?" Zum Einstieg in die Thematik zeigten die Firmlinge ihrer Gemeinde den Kurzspielfilm "Wunderbare Tage". Er spielt irgendwo in Oberbayern, wo der frustrierte Pfarrer Schöttl an seiner Gemeinde leidet. Da ist die Frau, die sich in alles einmischt, alles kritisiert und schließlich ihr Seelenheil in der Nachbargemeinde sucht. Da ist das junge, gerade getraute Ehepaar, das nur wegen der Hochzeit zur Kirche kommt … Pfarrer Schöttl hat von all dem genug und greift zu unlauteren Mitteln. Schauspieler werden engagiert und es kommt zu verschiedenen Wundern im Ort: Der brennende Weihnachtsbaum wird zum brennenden Dornbusch, beim Gemüsehändler erscheint Eva und Noah sucht Menschen und Tiere für die Arche. Die Folge ist, dass sich die Kirche wieder füllt. Pfarrer Schöttl ist hochzufrieden bis, ja bis Jesus selbst im Ort auftaucht. Ein Wunder, das schließlich dem Pfarrer zuviel wird."

Mit dem Film wollten Anja, Gordian, Jens-Peter und Maximilian ihre Gemeinde ein wenig provozieren. In einem zweiten Teil kamen die Firmlinge mit der Gemeinde ins Gespräch. Dabei wurde deutlich, dass die katholischen Christen von Suhl offen sind für eine Gestaltung des Gottesdienstes durch die jungen Leute. Der Pfarrer sollte ein ausgewogenes Verhältnis zu allem Generationen haben. Und mit Blick auf den Filmpfarrer: Wunder dürfen nicht künstlich geschaffen werden, es kommt aber darauf an, auf die Wunder im Alltag zu achten. Es ist einfach wichtig, aufmerksamer zu leben.


Die vorhandenen Gaben auch nutzen

Ein weiterer Teil des Gottesdienstes war die Lesung einer themenbezogen Bibelstelle. Anja, Gordian, Jens-Peter und Maximilian hatten sich dabei für den ersten Korintherbrief entschieden. Dort steht in den Versen 23 bis 26: "Wenn also die Gemeinde sich versammelt und alle in Zungen reden, und es kommen Unkundige oder Ungläubige hinzu, werden sie dann nicht sagen: Ihr seid verrückt! Wenn aber alle prophetisch reden und ein Ungläubiger oder Unkundiger kommt herein, dann wird ihm von allen ins Gewissen geredet, und er fühlt sich von allen ins Verhör genommen, was in seinem Herzen verborgen ist, wird aufgedeckt. Und so wird er sich niederwerfen, Gott anbeten und ausrufen: Wahrhaftig, Gott ist bei euch! Was soll also geschehen, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, trägt jeder etwas bei: Einer einen Psalm, ein anderer eine Lehre, der dritte eine Offenbarung; einer redet in Zungen, und ein anderer deutet es. Alles geschehe so, dass es aufbaut."

Pfarrer Joachim Kramer wies im Anschluss an die Lesung auf die Talente der vier Jugendlichen hin. "Hätten Sie geglaubt, dass diese Gaben in unserer Gemeinde vorhanden sind?", fragte er die Gekommenen. Schließlich stellte er die Frage, inwieweit es möglich ist, diese Gaben in die Gemeinde einzubringen. Nicht zuletzt kommt es immer darauf an, diese Fähigkeiten auch zu erkennen. Mit Blick auf den Gottesdienst der Suhler Firmlinge berichtet Pfarrer Kramer darüber, welche intensive Vorbereitung die vier auf sich nahmen. Um den Film haben sie mit ihrem Pfarrer richtig gerungen, die jungen Leute waren begeistert, der Pfarrer nicht so sehr. Aber es war der Abend der Firmlinge.

Konkrete erste Ideen oder auch Kritik am Gottesdienst der jungen Leute wurde beim Einsammeln der verschiedenen Meinungen geäußert. So wurde ein Lied zu Beginn durchaus vermisst. Eine Teilnehmerin regte an, dass sich Anja, Gordian, Jens-Peter und Maximilian in der Arbeitsgruppe Liturgie engagieren. Und mit Blick auf die im Film gezeigten Wunder empfanden es alle, dass die große Resonanz der Gemeinde selbst schon so eine Art Wunder ist.

Tipp: Eine heilige Messe mit jungen Elementen, gestaltet von der Pfarrjugend, wird an diesem Sonntag in der Kirche St. Kilian Suhl (Windmühlenweg 2) gefeiert, Beginn ist um 10.30 Uhr

Von Holger Jakobi

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