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Den ersten vor dem zweiten Schritt tun

Große Ideale - Kleine Schritte

Sr. Susanne Schneider schildert Erfahrungen mit Menschen, die ihre Pfarrgemeinde reformieren wollen. Dabei helfen sollen Geduld und ein Fünf-Punkte-Plan

Sr. Susanne Schneider

Kürzlich wurde ich zu einer "Krisensitzung" einer Gruppe eingeladen. Das Ziel der Gruppe war, die Pfarrgemeinde zu reformieren: Die Leute dort hätten zwar guten Willen, aber insgesamt seien sie leider so eingefahren. Der Pfarrer sei gutwillig, aber mit so vielen Dingen beschäftigt, dass er seine Arbeit mehr oder weniger lustlos abarbeite. Jetzt sei es an der Zeit, dass die Motivation aller Beteiligten gesteigert werde und dass die Ehrenamtlichen sich mehr einsetzten. Dadurch würde sich die Laune und das Verhältnis untereinander bessern, und letztlich strahle das dann auf die Umgebung insgesamt positiv aus.

Zunächst hörten sich die Vorschläge der Leute ziemlich gut an, und ich war von einigen der Ideen begeistert. Doch dann wurden mir die Probleme geschildert: Insgesamt war zu wenig Durchhaltevermögen da und deshalb versandeten die Projekte ohne Ergebnis und brachten den Beteiligten mehr Frust als Lust. Was nützten die besten Ideen und höchsten Ziele, wenn den Worten keine Taten folgten?

In der Gruppe hatte sich ein jammernder Ton eingeschlichen: die Sätze begannen mit "man müsste …" "wir sollten …" Doch obwohl die Ideen originell und wirklich gut waren, hörte niemand mehr richtig hin, weil alle wussten, dass diese Ideen ziemlich sicher wie Seifenblasen zerplatzen würden. Wie schade war es um all diese wunderbar in allen Farben schillernden Seifenblasen!

So entwickelten wir gemeinsam einen Fünf-Punkte-Plan.
Erstens: Die Gruppe akzeptiert, dass nicht alle guten Ideen verwirklicht werden können.
Zweitens: Die Gruppe entscheidet sich nach einer ausführlichen Diskussion für nur eine (!) Idee.
Drittens: Die Gruppe arbeitet gemeinsam.
Viertens: Dazu werden Aufgaben so konkret wie möglich verteilt.
Und schließlich fünftens: Die Gruppe geht erst an das nächste Projekt, wenn das vorherige abgeschlossen ist.

Als persönliches Lernziel bekam jedes Mitglied die Aufgabe, mit sich selbst und mit den anderen ganz viel Geduld zu haben. Die Übung "Geduld haben" stellte sich als die schwerste, aber auch als die beste und wichtigste Aufgabe heraus. Inzwischen hat sich vieles verbessert und die Gruppe ist auf einem guten Weg, wenn es auch noch einige Zeit dauern wird, bis die ganze Pfarrgemeinde reformiert ist.

Sr. Susanne Schneider,
Misionarinnen Christi,Kontaktstelle Orientierung

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