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Revolution ohne Gewalt

Wanderausstellung "Keine Gewalt!" erinnert an die Friedliche Revolution in der DDR

Berlin. Unter dem Titel "Keine Gewalt" zeigen die Kirchen in Berlin-Prenzlauer Berg ein Ausstellung zur Friedlichen Revolution 1989.

"Keine Gewalt!" Dieser Ruf war im Herbst 1989 auf Demonstrationen in zahlreichen Städten der DDR zu hören. Jetzt hat er einer Ausstellung den Namen gegeben. Gezeigt wird sie auf zwei Etagen eines großen Berliner Kaufhauses, den Schönhauser Allee Arcaden. Vorbereitet wurde die Ausstellung von evangelischen, katholischen und freikirchlichen Christen, die im Ökumenischen Arbeitskreis Prenzlauer Berg (Berlin) bereits seit dem Jahr 2002 zusammenarbeiten.

Die Idee der Gewaltlosigkeit

"Das Centermanagment zeigte Interesse an der Ausstellung. Mit Unterstützung des Museumsverbundes Pankow, der Robert- Havemann-Gesellschaft und dank der Förderung durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur konnten wir das Vorhaben verwirklichen", berichtet Katharina Jany von er Projektgruppe. "Die Vorbereitung erfolgte fast ausschließlich durch ehrenamtliche Mitarbeiter", betont sie.

Der erste Teil der Ausstellung zeigt den Zusammenhang von Kirche und Friedlicher Revolution. Im zweiten Teil wird ein Bogen gespannt von der Idee der Gewaltlosigkeit in der Bergpredigt Jesu über Mahatma Gandhi und Martin Luther King bis zu aktuellen Beispielen gewaltlosen Widerstands aus aller Welt.

In Ostberlin war die evangelische Gethsemanekirche zu DDR-Zeiten und insbesondere im Herbst 1989 ein Zentrum gewaltfreien Widerstandes. Seit dem 2. Oktober hielten dort damals junge Leute Tag und Nacht eine Mahnwache für politisch Inhaftierte. Sie wurden dabei von der Bevölkerung unterstützt, wie das Bild von einem übervollen Tisch mit Lebensmittelspenden dokumentiert. Die Ausstellung zeigt auch das Stofftransparent, das damals vor dem Haupteingang der Kirche hing: "Wachet und betet. Mahnwache und Fürbitte für die zu Unrecht Inhaftierten." Bilder von brennenden Kerzen, die damals um die ganze Welt gingen, und von den übervollen Fürbittandachten in der Gethsemanekirche werden in der Ausstellung gezeigt.

Zu sehen sind auch kurze Filmausschnitte, in denen unter anderem Angela Kunze-Beiküfner von der gleichzeitigen Fastenaktion in der Kirche berichtet, und Bischof Gottfried Forck mitteilt, dass am 13. Oktober um 12 Uhr die politischen Häftlinge entlassen wurden. Aber Christen in der DDR haben sich schon lange vor dem Herbst 1989 für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit eingesetzt. Auch das zeigt die Ausstellung. So gab es bereits im November 1987 eine Mahnwache in der Zionskirche, nachdem in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Mitarbeiter der Umweltbibliothek verhaftet worden waren.

"Schwerter zu Pflugscharen!"

Als 1962 in der DDR die allgemeine Wehrpfl icht eingeführt worden war, drängten die Kirchen darauf, dass es einen zivilen Ersatzdienst geben sollte, und setzten sich für die Totalverweigerer ein. Eine Figur in Bausoldatenuniform erinnert in der jetzigen Ausstellung daran. Ein großes Bild zeigt, wie beim Evangelischen Kirchentag 1983 in Wittenberg ein Schwert umgeschmiedet wurde. Der Aufnäher "Schwerter zu Pfl ugscharen" wurde in der 1980er Jahren zu dem Symbol der kirchlichen Friedensbewegung in der DDR, der auch bei dieser Ausstellung nicht fehlen darf. Doch von diesem Zeitpunkt bis zur Besetzung der Stasi- Zentrale in der Berliner Normannenstraße im Januar 1990 war es dann noch ein weiter Weg.

"Der Herbst 1989 wurde nicht von den Kirchenleitungen, sondern von den einfachen Christen und ihren Gruppen gemacht", unterstrich Markus Meckel, SDPMitbegründer in der DDR und deren letzter Außenminister, in seiner Eröffnungsrede.

Von Reiner Cimbollek



Hinweis

Die Ausstellung soll bis Ende 2010 als Wanderausstellung genutzt werden. Die erste Station ist der Europäische Baptistische Kongress in Amsterdam Ende Juli. Weitere Orte stehen noch nicht fest. Kontakt: Reinhard Assmann, Tel. 0 30 / 4 48 42 67 oder Katharina Jany, Tel. 0 30 / 4 49 58 54 (Do-So), Internet: www.oekumene-im-prenzlauer-berg.de

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