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St. Kilian führt zusammen

Erfurter und Würzburger Christen begegneten sich bei der Kilianiwallfahrt in Würzburg

Erfurt/Würzburg. "Ich möchte nie mehr diese Mauer haben", sagte Christa Klebba voller Emotionen beim Erzählcafè zur diesjährigen Kilianiwallfahrt nach Würzburg. Der Samstag stand ganz im Zeichen des Mauerfalls vor 20 Jahren und vereinigte Christen aus den Diözesen Würzburg und Erfurt.

Mitglieder des Katholikenrates des Bistums Erfurt kamen mit ihren Ehepartnern zur Kilianiwallfahrt.

"Freuen wir uns nicht nur darüber, was wir haben, freuen wir uns auch darüber, dass wir uns haben", betonte Bischof Joachim Wanke in seiner Predigt zum Festgottesdienst am 11. Juli im Würzburger Dom. Eingeladen waren aus den Bistümern Würzburg und Erfurt Politiker, Räte und Verantwortliche in Kirche und Gesellschaft sowie Aussiedler und Vertriebene. Insgesamt - so das Bistum Würzburg - waren 300 Thüringer, darunter Mitglieder des Katholikenrates, gekommen. Zum Abschluss nahm Seelsorgeamtsleiter Gregor Arndt die Kerze des Bistums Würzburg mit nach Erfurt, die Erfurter Kerze blieb in Würzburg.

Die DDR war ein Unrechtsstaat

Alois Wolf, der Vorsitzende des Katholikenrates des Bistums Erfurt, betont: "Es war gut, einmal wieder an die alten Verbindungen zu erinnern. Der heilige Kilian missionierte Unterfranken und die Region um Meiningen, bei Suhl ist ein Dorf nach ihm benannt. Gut gelungen fand ich zudem die Begegnungen untereinander, dass wir ins Gespräch kamen und neu aufeinander hören lernten."

Diesem Anliegen kam ein Erzählcafé am Nachmittag entgegen, bei dem unter anderem die Verklärung der DDR zur Sprache kam. Erfurts emeritierter Domkapitular Hans-Andreas Egenolf stellte dabei klar heraus, dass die DDR ein Unrechtsstaat war. So habe beispielsweise das Schulsystem die Menschen unterdrückt. Mit Blick auf den Fall der Mauer am 9. November 1989 betonte Egenolf, dass für ihn diese Entwicklung nicht völlig überraschend gekommen sei. "Das System war am Ende. Der Ostblock bröckelte. Man rechnete damit, dass es so nicht mehr lange weitergehen würde. Der Fall der Mauer lag in der Luft."

Neuen Mut zu Begegnungen finden

Das DDR-Schulsystem wurde auch von Pfarrer Karl Metzner angesprochen, der zu den Initiatoren des Erfurter Friedensgebetes gehörte. Die Einführung des Wehrkundeunterrichts an den Schulen im Jahr 1978 sei so etwas wie die Geburtsstunde der Friedensgebete gewesen, die seit 1980 jeden Donnerstag in der Lorenzkirche in Erfurt in ökumenischer Verantwortung stattfinden. Keine Nostalgie fand sich zudem in den Wortmeldungen von Christa Klebba, die noch kurz vor Maueröffnung mit ihrer Familie die DDR verließ. Christa Klebba sagte: "Ich möchte nie mehr diese Mauer haben." Eine Grenze, die der Würzburger Seelsorger Monsignore Karlheinz Frühmorgen persönlich gut kannte. Als Kontaktmann der Kirche baute er seit seinen Kaplansjahren Beziehungen zu Menschen in der DDR auf, schmuggelte und half wo er konnte. Als schade und enttäuschend empfindet es Frühmorgen heute, dass viele Kontakte eingeschlafen sind. Dennoch machte der Würzburger Mut zur Begegnung "unter uns Deutschen, unter uns Christen."

Der gemeinsame Wallfahrtstag endete am Nachmittag mit einer ökumenischen Andacht.

Von Holger Jakobi

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