In bester Gesellschaft
Bischof Joachim Reinelt legt Dresdner Katholiken die katholischen Friedhöfe ans Herz
Dresden. Bereits seit der vorletzten Jahrhundertwende sind die Beerdigungen auf den Dresdner katholischen Friedhöfen rückläufig. Bischof Joachim Reinelt nahm diesen Trend jetzt zum Anlass für einen Brief an die Katholiken in Dresden und dem Umland.
Der Weg hierher ist beschwerlich für die Rentnerin, die an diesem warmen Sommervormittag ihren verstorbenen Mann auf dem Neuen Katholischen Friedhof besucht. Doch wenn sie das schmiedeeisene Friedhofstor durchschritten hat, kann sie die Erinnerungen an die Strapazen des Alltags hinter sich lassen. Im Schatten der großen Bäume hat sich der Morgentau gehalten. Hier lässt es sich gut atmen, und der Blick findet Ruhe bei den vielfarbigen Blüten auf den Grabstätten der parkähnlichen Anlage. Dass fast immer eine der Friedhofsgärtnerinnen in Sichtweite ist, trägt dazu bei, dass sich die Besucherin nicht allein fühlt.
Als Orte von erfahrbarer Gemeinschaft stellt auch der Dresdner Bischof Joachim Reinelt die katholischen Friedhöfe den ortsansässigen Katholiken vor Augen. In einem Brief, den er kürzlich an die Gläubigen von Dresden und Umgebung schrieb, erwähnt er besonders die Nähe zu den Märtyrern, die hier bestattet sind: Kaplan Alois Andritzki und Diözesanjugendseelsorger Dr. Bernhard Wensch, die beide im Konzentrationslager Dachau ums Leben kamen, und die fünf jungen Polen, die Papst Johannes Paul II. 1999 in Warschau seligsprach.
"Jahrhunderte hindurch bauten Christen Kirchen über den Gräbern der Märtyrer und ließen sich in deren Nähe bestatten", ruft der Bischof in Erinnerung und verweist zugleich auf die heiligen Messen für die Verstorbenen, die hier häufig in den Friedhofskapellen gefeiert werden und auf die verlässlich stattfindenden Gräbersegnungen.
Für viele, die ihre Angehörigen hier bestatteten, seien die Dresdner katholischen Friedhöfe ein Stück Zuhause, meint Joachim Reinelt. Sein Namensvetter Andreas Reinelt, der seit mehr als sechs Jahren die Verwaltung der beiden Friedhöfe leitet, kann diesen Eindruck bestätigen. Mit seiner Familie bewohnt er einer langen Tradition zufolge die Wohnung im Torhaus des Neuen Katholischen Friedhofs. Die Friedhofsbesucher schätzten besonders, hier immer einen Ansprechpartner anzutreffen, weiß er aus zahlreichen Gesprächen. Dass seine Mitarbeiter aus den Bereichen Verwaltung und Grabpflege ihren Dienst "mit Herzblut" tun und sich mit ihren Friedhöfen "voll und ganz identifizieren", sei für ihn ein besonderes Glück, ist er sich bewusst.
Wenn die Zahl der Beerdigungen weiter sinke, werde der gute Service auf Dauer aber kaum zu halten sein, befürchtet er. Der Hauptgrund für die zurückgehende Auslastung der Friedhöfe sei der Rückgang der Katholikenzahlen. Eine Rolle spiele auch der Trend, sich für den nächstgelegenen Friedhof zu entscheiden, aber auch die zurückgehende Bestattungskultur unter den Katholiken. Er wünscht sich, dass sich die Dresdner der historischen und kulturellen Bedeutung der Friedhöfe wieder stärker bewusst werden: Die Eröffnung des ersten katholischen Friedhofs war für die Dresdner Katholiken ein wichtiger Hoffnungsfunke gewesen, nachdem katholisches Leben in Sachsen mit der Reformation praktisch komplett erloschen war. August der Starke schenkte ihn 1721 seiner aus Österreich stammenden Schwiegertochter. Wer seine Nächsten zuvor katholisch beerdigen wollten, musste nach Panschwitz-Kuckau oder nach Böhmen reisen. Wer heute eine Bestattung auf den Dresdner katholischen Friedhöfen ins Auge fasst, muss keinesfalls katholisch sein, betont Andreas Reinelt. Willkommen sei auch, wen einzig die Nähe zu bedeutenden Verstorbenen wie dem Bildhauer Balthasar Permoser oder dem Dichter und Philosophen Friedrich Schlegel anzieht. "Im Umfeld von Carl Maria von Weber sind noch schöne Grabstätten frei", erwähnt der Friedhofsverwalter mit einem Schmunzeln …
Verwaltung der katholischen Friedhöfe Dresdens: Bremer Straße 20, Telefon 03 51/4 96 30 82
Von Dorothee Wanzek