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Zur Beteiligung ermutigen

Einrichtungen der Erwachsenenbildung engagieren sich in der Demokratieoffensive des Landes

Magdeburg. Um die Akzeptanz der Demokratie ist es in Sachsen-Anhalt nicht zum Besten bestellt. Um dieser Situation entgegenzuwirken, wollen die Katholische und die Evangelische Erwachsenenbildung sowie die Städtische Volkshochschule Magdeburg verstärkt aktiv werden.

Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Katholischen und Evangelischen Erwachsenenbildung sowie der Volkshochschule Magdeburg diskutierten Möglichkeiten der Demokratieförderung.

"Wie ist unsere Demokratie in Form?" Diese Frage stand über einer Veranstaltung für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in der Erwachsenenbildung in Magdeburg. Ministerpräsident Wolfgang Böhmer, der unter dem "sehr ernüchternden" Eindruck des Sachsen-Anhalt-Monitors 2007 die Demokratieoffensive "Einmischen" initiierte und auch zu dieser Veranstaltung gekommen war, antwortete ungeschönt: "Wir haben ein richtiges Formtief." So sei im Land Sachsen-Anhalt bald 20 Jahre nach den Ereignissen von 1989/90 zum Beispiel eine "fast beschämend", geringe Beteiligung bei Wahlen zu verzeichnen. Mancherorts sei es schwierig, für Kommunalwahlen überhaupt genügend Kandidaten aufzustellen.

Zwar gebe es unter der Bevölkerung "keinen Wunsch nach einer Diktatur, wohl aber Rufe nach einer Regierung, die die Probleme löst und nicht nur ,rumquatscht‘". Dies berge große Gefahren. 1989 habe der schlichte Satz "Wir sind das Volk" die Mächtigen "verunsichert". Wenige Jahre später aber ließ das demokratische Engagement angesichts "berechtigt, aber auch unberechtigt empfundener Enttäuschungen" bereits nach. Dieser Situation gelte es etwas entgegenzusetzen und die Menschen abzuholen, wo sie stehen.

Dabei hängen für Böhmer Verständnis und Akzeptanz der Demokratie auch "vom eigenen sozialen Status und vom eigenen Wohl und Sicherheitsgefühl ab." Soziologischen Untersuchungen zufolge habe sich auch in der frühen Bundesrepublik "die Demokratie- Akzeptanz erst verfestigt, als es den Leuten besser ging".

Für Professor Jürgen Wittpoth von der Ruhr-Universität Bochum zeigen die Ergebnisse des Sachsen- Anhalt-Monitors eher für die Bundesrepublik normal-durchschnittliche Werte. Wenn sich etwa eine Reihe von Bürgern als Verlierer wahrnähmen, so sei dies völlig zurecht. Zugleich werfe der Sachsen-Anhalt-Monitor seiner Ansicht nach mehr Fragen auf, als dass er Antworten biete.

Die Hoffnung, durch politische Bildung das Demokratie-Bewusstsein in der Bevölkerung stärken zu können, dämpfte der Erziehungswissenschaftler. Nur ein Prozent der Bevölkerung nähmen an entsprechenden Veranstaltungen teil. Und die Interessierten gehörten politisch-weltanschaulich gebundenen Gruppen an. Wittpoth gab zu bedenken, dass es auch darauf ankommt, wie man politisches Engagement versteht. Die Shell-Jugendstudie etwa habe gezeigt, dass sich junge Leute zum Beispiel in ökologischen Fragen engagieren.

In der Diskussion wiesen Teilnehmer auf die mangelnde Transparenz politischer Entscheidungen etwa auf EU-Ebene oder die Grenzen der parlamentarischen Demokratie hin. Schüler hätten kaum Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren. Nötig seien mehr plebiszitäre Elemente. Staatsminister Rainer Robra betonte, wie wichtig es ist, den von gesellschaftlichen Entscheidungen - etwa der Arbeitsförderung - Betroffenen den Hintergrund der Regelungen zu erschließen. Der Chef der Staatskanzlei unterstrich die Feststellung der Erwachsenenbildner, dass dem Einzelnen der Respekt vor sich selbst und den anderen, so er ihn erwerben konnte, Mut gibt, sich in die Gesellschaft einzubringen.

Katholische und Evangelische Erwachsenenbildung sowie die Städtische Volkshochschule Magdeburg wollen durch entsprechende Angebote im Sinne einer Demokratieförderung aktiv werden. Bereits im Laufe des Jahres fand im Magdeburger Roncalli-Haus eine Ausbildung "Experte/in für Demokratie" statt (Tag des Herrn berichtete). Ein weiteres solches Seminar in Regie der Katholischen Erwachsenenbildung wird es ab Februar 2009 geben.

Gemeinsam wollen Katholische und Evangelische Erwachsenenbildung und Städtische Volkshochschule Magdeburg zum Beispiel folgende Veranstaltungen anbieten: "Argumentationstraining gegen Stammtischparolen", "Über die Schulter geschaut (Gelegenheit, Landtagsabgeordnete zu begleiten)", "Lernort Landtag" und "Lernort Bundestag" (Gespräch mit Abgeordneten) sowie "Viel benannt, wenig bekannt?!" (Einführung ins Grundgesetz)

Mehr Infos: Die hier verlinkte Webseite ist leider nicht mehr online (Stand: 07/2017)