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Afrika ist nebenan

Engagement für malawische Aidswaisen in der Dresdner St.-Paulus-Gemeinde

Dresden. 20 Nationen sind in der universitätsnah gelegenen Dresdner St.-Paulus-Gemeinde vertreten. Manche treten im Gemeindeleben kaum in Erscheinung, andere umso intensiver. Eine Familie aus Malawi war Auslöser für eine Hilfsinitiative, die über die Gemeinde hinaus Kreise zog.

Bei einem Malawi-Nachmittag, der im Frühjahr in der Gemeinde stattfand, spielten Kinder ein malawisches Tiermärchen. Die Initiatorin der Malawi-Initiative, Dr. Christa Blank, ist rechts im Bild zu sehen..

Dr. Christa Blank erinnert sich noch gut an die Bitte ihres Sohnes, der vor sechs Jahren zu einem forstwirtschaftlichen Praktikum in den südostafrikanischen Staat Malawi fahren wollte: "Könntet ihr euch um meine malawischen Freunde hier in Dresden kümmern?", hatte er vor seiner Abreise gefragt. Gern erfüllten die Eltern ihm den Wunsch und luden die malawische Familie mit ihren zwei Kindern zu sich ein. Schon bald erzählte die junge Frau von einem Projekt, das ihre Eltern, der damalige malawische Vizepräsident Dr. Justin Malewezi und seine Frau Felicitas, mit anderen engagierten Katholiken in Malawis Hauptstadt Lilongwe ins Leben gerufen hatten. Unter dem Motto "Mwana wa Mzako" (wörtlich übersetzt: dein Kind ist wie mein Kind) helfen sie Aids-Waisen bei der Integration in Gastfamilien und bei der Finanzierung einer guten Schulbildung. Darüber hinaus leistet die Gemeinde in der stark von Aids geplagten Region Aufklärungsarbeit.

Verkaufsbasare und Schulpatenschaften

Gemeinsam mit anderen Gemeindemitgliedern suchte Christa Blank nach Möglichkeiten, diese Initiative zu unterstützen. Sie begannen mit dem Verkauf von selbst modellierten Keramikkrippen. In den folgenden Jahren kamen diverse kunstvolle Sterne und Kerzen hinzu. Es fanden sich immer wieder neue Helfer, die beim Basteln und beim anschließenden Verkauf in der Gemeinde mitwirkten. 2003 kamen 500 Euro zusammen, im vergangenen Jahr konnten bereits 4670 Euro nach Lilongwe geschickt werden. Franziskanerinnen von Salzkotten, die selbst in Malawi eine Schule und ein Krankenhaus unterhalten, übergeben das Geld direkt den Verantwortlichen von "Mwana wa Mzako", von deren Engagement sie sich vor Ort überzeugt haben. Mit Unterstützung der St.-Paulus- Gemeinde in Dresden-Plauen kann gegenwärtig 25 Schülern die vierjährige Sekundarschulausbildung finanziert werden.

Die Aktivitäten in der Dresdner Gemeinde beschränken sich inzwischen nicht nur auf den Verkauf von Bastelarbeiten. Seit dem letzten Jahr wird für die Übernahme von "Schulpatenschaften" geworben. Wer 60 Euro spendet, erbringt einen Teil des jährlichen Schulgeldes für ein Kind und erhält einen Patenbrief mit jeweils zwei Engeln, gebrannt aus weißem und schwarzem Ton. Auch eine vierte Klasse der 49. Grundschule, in die mehrere Kinder aus der Gemeinde gehen, spendete für das Projekt. Als Dankeschön gestalteten Frau Blank und Dr. Martin Mkandawire, der zurzeit in der Paulus-Gemeinde lebt, eine Schulstunde über Malawi. Mit den 160 Euro der Dresdner Kinder wurde Edna unterstützt, ein Mädchen, das immer wieder mit der Schule aussetzen musste. Ihre alleinstehende Mutter hat sieben Kinder zu versorgen und kann nach einem Schlangenbiss nicht jeden Monat das erforderliche Schulgeld aufbringen. Tief bewegt waren die Grundschüler von dem Brief, den Edna schickte und den die Kinder in der Englischstunde übersetzten.

Bildungsförderung hilft weiter als Kleiderspenden

Informationen über Malawi und über das Projekt sind ein wesentlicher Bestandteil des Malawi-Engagements in der Gemeinde St. Paulus. Die persönlichen Kontakte zu den malawischen Freunden in der Gemeinde kommen der Initiative dabei zugute. Dr. Justin Malewezi, mittlerweile Ex-Vizepräsident, und seine Frau Felicitas waren schon mehrfach zu Gast in Dresden und haben eindringlich über die Situation im Land informiert. Anders als im Tag des Herrn berichtet, war es Dr. Justin Malewezi und nicht der ehemalige Ministerpräsident des Landes, der kürzlich auch im Rahmen des Patronatsfestes der St.-Paulus-Gemeinde an einer Podiumsdiskussion teilnahm. Die langjährige Lehrerin und Unicef-Beauftragte Felicitas Malewezi machte während dieses Besuchs deutlich, dass in solchen Notlagen, wie sie in Malawi herrschen, die Bildung fast immer in den Hintergrund gedrängt wird. Als Folge von Aids drohe in ihrem Land gegenwärtig eine ganze Elterngeneration auszusterben. Nachhaltiger als mit Kleider- und Lebensmittelspenden könne dem Land durch Beförderung der Bildung geholfen werden. Dadurch würden wichtige Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Bevölkerung ihre Probleme aus eigener Kraft lösen kann.

Einen festen Malawi-Kreis gibt es in Dresden-Plauen nicht. Die Initiative lebt von der spontanen Hilfsbereitschaft aktiver Gemeindemitglieder, die Christa Blank immer wieder anspricht. Innerhalb der Gemeinde werden dadurch neue Beziehungen geknüpft und bestehende gefestigt. Beim gemeinsamen Basteln am Küchentisch ergeben sich oft tiefe und interessante Gespräche.

Kontakt: Dr. Christa Blank,
Bernhardstraße 86, 01187 Dresden

Von Dorothee Wanzek

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