Sieben Minuten Stille
59 Jugendliche aus dem Bistum Görlitz wallfahrteten nach Taizé
Taizé/Cottbus. Eine Sommerfahrt nach Frankreich - mit einem Urlaub hatte die Wallfahrt von 59 Jugendlichen nach Taizé nichts zu tun.
"Wir wollten Wallfahrten für die Jugend planen, mit geistlichen Impulsen, da war Taizé die Nummer 1 in diesem Jahr", so der Jugendseelsorger des Bistums Görlitz, Roland Elsner. "Die Jugend soll den Glauben nicht nur im kleinen - den Diasporaglauben - erleben, sondern wissen, dass sie Teil der großen Weltkirche ist."
59 Jugendliche und ihr Jugendseelsorger, gleichsam als Botschafter der Diözese Görlitz, alle gekleidet mit den eigens dafür hergestellten roten T-Shirts, machten sich am 18. Juli von Cottbus aus auf die lange Reise nach Taizé, 17 Stunden lang. In großen Zelten oder in Bungalows werden dort die Jugendlichen untergebracht, 3 500 bis 5 000 waren es in dieser Woche, als die Görlitzer dort waren. Das Grundstück ist nicht viel größer als das Gelände in Neuhausen mit dem dahinter liegenden Wald. Trotz der vielen Gäste geht alles geordnet zu. Die älteren Jugendlichen werden darin einbezogen, indem sie an den Vormittagen in verschiedenen Arbeitsgruppen mithelfen, die Ordnung und Sauberkeit aufrechtzuerhalten. Die 15- und 16-Jährigen arbeiten derweil in Gruppen, bei Bibelarbeit, -spielen und Gesprächen. Der Tagesablauf ist nicht der eines Urlaubs. Um 8.15 Uhr Morgengebet in der "Kirche der Versöhnung", danach Frühstück. Nach den Vormittags- und den Bibelarbeiten ist um 12.20 Uhr Mittagsgebet.
Der Tagesablauf hat nichts mit Urlaub zu tun
Innerhalb der drei Gebetszeiten des Tages, mit einer Dauer von jeweils 45 Minuten, sind sieben Minuten dem Schweigen vorbehalten. "5000 Jugendliche sitzen da und du hörst draußen die Vögel zwitschern. Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein. Sieben Minuten, drei Mal täglich, das ist Ewigkeit mal drei, ein kleines Wunder, das klappt wirklich", ist der Jugendseelsorger postiv überrascht über die Disziplin der Jugendlichen. Nach dem Gebet das Mittagessen, danach Freizeit bis 15.15 Uhr. Wer will, der kann das Angebot der offenen Chorprobe um 14 Uhr nutzen. Um 15.15 Uhr beginn die Bibeleinweisung, die Erklärung eines Bibeltextes durch einen Bruder auf Englisch. Und immer wieder gehen Jugendliche oder ein Bruder durch die Quartiere und "wecken" die auf, welche "abtauchen" wollen. An diesen Stellen hat sich auch Weizen von Spreu getrennt. "Es waren Leute dabei, die gehört haben, es geht nach Frankreich und auch anderes erwartet hatten. Sie haben erst dort gemerkt, dass sie am falschen Ort sind", weiß Roland Elsner mit einem leichten Stirnrunzeln über eine kleine Minderheit in der Gruppe zu berichten.
Um 16 Uhr beginnt die Gruppenarbeit mit Austausch über den Bibeltext mit Hilfe kritischer Fragen zum Thema. Daran schließt sich Freizeit an bis zum warmen Abendessen, das um 19 Uhr beginnt. 20.30 Uhr ist das Abendgebet. "Unter einer Stunde ist da keine Sitzung in der Kirche", so der Jugendkaplan.
Nach dem Abendgebet verteilen sich einige Brüder in der Kirche und so können die Jugendlichen mit ihnen ins Gespräch kommen, Fragen stellen, zur Liturgie, bezüglich schwieriger Texte aus der Bibel oder anderem, was ihnen auf der Seele brennt.
Bis zu 7 000 Menschen leben gleichzeitig in Taizé
Gegen 21.15 Uhr beginnt die Begegnung im "Oyak", einer Art Festzelt. Hier zeigt sich besonders die Internationalität bei Gitarrenspiel, Gesang, Tanz, internationalen Gesprächen bevor um 23.30 Uhr dann alle Lichter ausgehen.
Taizé, ein kleines Dorf, mitten in Frankreich, lebt durch die Jugend, die diesen Ort besucht. Inzwischen ist diese Stätte der Begegnung und des Lobes Gottes an seine Kapazitätsgrenze gekommen. Bis zu 7000 Menschen leben hier auf solch verhältnismäßig engem Raum. Doch Taizé wird immer begehrter.
Die Fragen nach Religion und Gott, nach dem Sinn des Lebens nehmen wieder mehr Raum ein in der Gesellschaft. Bruder Wolfgang, der bereits 30 Jahre in Taizé lebt, weiß von vielen Fragen nach der Berufung zu berichten. Eine seiner Antworten, auch bezüglich seines eigenen Lebens, beantwortet er bei einem Treffen, eigens für die Görlitzer Gruppe so: "Was du machen oder werden sollst, das hörst du auch von Menschen. So bekommst du die Stimme Gottes mitgeteilt."
Von Raphael Schmidt