"Ein kleines Paradies"
Die Zisterzienserinnen von St. Marienthal feierten das 775. Gründungsjubiläum ihres Klosters
Ostritz-Marienthal (eco). Die Zisterzienserinnen des Klosters St. Marienthal hatten am vergangenen Wochenende anlässlich ihres 775-jährigen Bestehens zum "Tag der Begegnung" eingeladen. Über 1 000 Besucher kamen zum Fest.
Für Schwester Regina Wollmann ist es ein glücklicher Tag: "Ich danke dem Herrn, dass ich das erleben kann", sagt die Äbtissin der Zisterzienserinnen von Kloster St. Marienthal in Ostritz. Die Ordensfrau erinnert sich noch gut an das Jubiläum vor 25 Jahren. Auch das 725. Gründungsjubiläum 1959 hatte sie hier schon als Schwester mitfeiern können.
Seit 775 Jahren wird im Kloster St. Marienthal nach dem Wahlspruch der Benediktiner "ora et labora" ohne Unterbrechung gebetet und gearbeitet. Das Kloster an der Neiße ist damit das älteste Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland. Dieses Jubiläum feierten die Schwestern am vergangenen Wochenende. Höhepunkt der Festtage war der "Tag der Begegnung", zu dem die Schwestern auch die Menschen aus der Region um das Kloster eingeladen hatten.
Zum Festgottesdienst am Sonntagmorgen waren rund 1 000 Menschen aus der Region, aber auch von weit her angereist - neben Gästen aus allen Teilen Deutschlands auch zahlreiche Gläubige aus Polen und Tschechien.
Die besondere Lage an der Neiße, die seit 1945 Grenzfluß zwischen Polen und Deutschland ist, ist auch Bischof Joachim Reinelt, der die Festpredigt hielt, ein besonderes Anliegen. "Wir gehören zusammen. Was ist das bisschen Neiße?", sagte Reinelt in seiner Predigt und forderte den Wiederaufbau der 1945 von der SS gesprengten Brücke über den Fluss. An die sächsische Staatsregierung gewandt sagte Reinelt: "Baut endlich die Brücke hier! Es sind keine Grenzen mehr, es dürfen keine Grenzen mehr sein." Gottes Liebe kenne auch keine Grenzen, so der Bischof. Es sollte Schluss sein mit den gegenseitigen Abrechnungen.
Ob der Ruf Bischof Reinelts in Dresden gehört wird, ist die Frage. Ausreichend Gäste aus der Politik hatten jedenfalls Gelegenheit den Ruf zu hören - so Henry Hasenpflug, Präsident der Landesdirektion Dresden, Steffen Flath, der Chef der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag und Landrat Bernd Lange (CDU). Der Brückenbau wird bereits seit längerem von der Ostritzer Bürgermeisterin Marion Prange gefordert. Auch sie ist ein Verfechter einer stärkeren Zusammenarbeit mit den Gemeinden über der Neiße.
Unter den Gästen des Jubiläumsfestes war auch Marian Golebiewski, Erzbischof von Breslau (Wroclaw). Er nannte das Kloster in seiner Ansprache an die Schwestern und Gäste "ein kleines Paradies" und bat die Anwesenden zugleich um neue Berufungen zu beten. Nicht nur in der ostdeutschen Diaspora, auch im volkskirchlich geprägten Erzbistum Breslau würden viele Priester fehlen. Er habe in diesem Jahr 24 neue Priester geweiht. "Wir bräuchten noch mehr."
Nach dem Festgottesdienst konnten sich die Besucher an kleinen Ständen über die Arbeit der Schwestern und des Internationalen Begegnungszentrums (IBZ), das im Kloster seinen Sitz hat, informieren. Außerdem wurden Klosterführungen angeboten und die Schwestern berichteten aus der 775-jährigen Geschichte des Klosters. Am 26. und 27. September besteht erneut die Möglichkeit einen Blick hinter die Klostermauern zu werfen. Dann laden die Schwestern zum "Tag der offenen Tür" ein.