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Himmlische Momente ohne Playstation

Kinder auf der Suche nach dem Reich Gottes

Ferchland/Delitzsch. Mit den Schulferien ist in vielen katholischen Gemeinden auch die Zeit der Religiösen Kinderwochen (RKW) zu Ende gegangen. Rund 20 000 Kinder nehmen jährlich daran teil. Unter dem Motto "Um Himmels willen" ging es in diesem Jahr um das Reich Gottes.

Das Reich Gottes in der Schönheit der Natur entdecken: Max und Sara pflücken bunte Blumensträuße.

"Toll, wie man ganz ohne Handy und Playstation eine Woche lang so viel Spaß miteinander haben kann!" Die zwölfjährige Nora- Isabelle Griebsch aus Bad Düben hat in der letzten Sommerferienwoche an der ersten RKW ihres Lebens teilgenommen. Mit einer Gruppe aus dem Gemeindeverbund Delitzsch war sie in Ferchland an der Elbe.

Dass sie bereits zu Lebzeiten mit dem Reich Gottes in Berührung kommen können, erfuhren Nora und die anderen RKW-Kinder auf vielfältige Weise: In kleinen Theaterstücken, die jugendliche Helfer für sie vorbereitet hatten, beim gemeinsamen Spielen und Basteln, bei Exkursionen und nicht zuletzt im Gottesdienst ging es um die immer gleiche Botschaft: Himmel ist ein Stück weit bereits auf der Erde erfahrbar, und zwar immer dort, wo Menschen die Gemeinsc

haft mit Gott und untereinander suchen, wo sie sich für Frieden, für Gerechtigkeit und den Erhalt der Schöpfung einsetzen.

Anhand der Biografien berühmter Vorbilder wie Wangari Muta Maathai, Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2004, wurde den Kindern deutlich: Wer sich ein Herz fasst und aller scheinbaren Aussichtslosigkeit zum Trotz einfach anfängt, kann auch als Einzelner eine Menge bewirken. Wangari Muta Maathai etwa begann in Afrika vor 30 Jahren, am Rande der Wüste Bäume zu pflanzen. Daraus hat sich eine Initiative gegen die weitere Ausbreitung der Wüsten entwickelt, an der sich mittlerweile afrikaweit tausende Frauen beteiligen.

Auch der Friede fängt im Kleinen an

Passt dieses Fundstück zu den

Der Schönwölkauer Bürgermeister Volker Tiefensee, der als Katholik zum Gemeindeverbund Delitzsch gehört, sprach mit den Kindern über sein Engagement für den Frieden in der Kommunalpolitik. Unter anderem erzählte er dabei, dass er häufig auch für seine politischen Gegner bete. Die Versöhnung mit Menschen, die ihn zu DDR-Zeiten bespitzelt hätten, sei ihm leichter gefallen, nachdem er sich für ihre Motive interessiert hätte: Einigen waren für den Fall, dass sie keine Berichte liefern, Nachteile für ihre Familien angedroht worden, andere hätten sich durch die Spitzeldienste eine berufliche Chance erhofft. "Ich bin mir nicht sicher, wie ich selbst damals gehandelt hätte, wenn man beispielsweise Druck auf meine Familie ausgeübt hätte", räumte Volker Tiefensee ein.

"Spielabende, so ganz ohne Streit"

Auch sie selbst können dazu beitragen, dass sich das Reich Gottes auf der Erde ausbreitet, wurde den Kindern nahegebracht, etwa wenn sie nach einer Streitigkeit als erste wieder auf den anderen zugehen. Bei einem Schöpfungs-Warentest im Dorfkonsum stießen sie auf Äpfel aus Brasilien und Paprika aus Chile. Ihnen wurde bewusst, dass sie der Umwelt mit dem Kauf solcher Produkte schaden. Am zweiten Tag, der dem Thema Gerechtigkeit gewidmet war, wartete im Frühstücksraum eine besondere Herausforderung: Manche Tische quollen über von allem, was man sich zu einem leckeren Morgenmahl nur wünschen kann, auf den anderen fand sich nichts als Brot und Frischkäse ...

Die meisten Kinder erzählen ihren Eltern kaum etwas von all dem. Vom Fußballspiel berichtet der zwölfjährige Sebastian, und die siebenjährige Lilly schwärmt ihrer Mutter vom Baden im See vor. Nur das Leuchten in ihren Augen lässt erahnen, dass es ihr ähnlich geht wie Nora-Isabelle. Sie habe sich in Ferchland mehr als einmal "wie im Himmel" gefühlt, verrät die Bad Dübenerin. "Besonders bei den Spielabenden, so ganz ohne Streit ...", erzählt sie begeistert.

"... dann hat der Himmel schon begonnen"

Zum Abschlussgottesdienst, der nach der Rückkehr der RKW-Fahrer mit der Delitzscher Gemeinde in der Pfarrkirche St. Marien gefeiert wurde, hat sie ihr Schlagzeug mitgebracht. "Um Himmels willen, wann fängt der Himmel an?", singen die Kinder und Jugendlichen, und Nora bringt mit ihrem Instrument Schwung ins Kirchenschiff.

Nora-Isabelle (links) beim Warten auf die nächste Mahlzeit.

"Denkt bloß nicht: Ich allein kann doch sowieso nichts bewirken", sagt Pfarrer Michael Poschlod in seiner Predigt im Blick auf den wieder beginnenden Schulalltag. "Wenn du anfängst, etwas zu tun, wie es die Friedensnobelpreisträgerin mit ihrem ersten gepflanzten Baum tat, dann hat der Himmel schon begonnen!"

Nora Griebsch schaut nachdenklich, als sie beginnt, ihr Schlagzeug wieder abzubauen: "Gelegenheiten, etwas zu tun, wird es sicher jede Menge geben. Mal sehen. Es kommt wahrscheinlich einfach darauf an, sie nicht zu verpassen."



Hintergrund

RKW-Material


Das Material für die Religiösen Kinderwochen wird jährlich im Auftrag der Katechetischen Arbeitsgemeinschaft der Region Ost im Leipziger St.-Benno-Verlag herausgegeben. Die Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Hamburg und Magdeburg wechseln sich bei der Zusammenstellung ab.

Die Handreichungen für die diesjährige RKW "Um Himmels willen - Dein Reich komme" stammen aus dem Bistum Berlin. Neben einem Materialbuch mit Vorschlägen für Katechesen, Gottesdienste, Geschichten, Meditationen, Gebete, Spiele, Theaterszenen und Bastelarbeiten gibt es jeweils ein Liederheft und eine CD mit zum Jahresthema ausgewählten Songs sowie ein RKW-Andenken - in diesem Jahr einen himmelblauen Stoffschal mit dem Motto.

www.st-benno.de/rkw

Weitere Internettipps:
www.religioesekinderwoche.de
www.kinderzeltwoche.de

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