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Ein Ziel für Kunstliebhaber

Spirituelle Orte: In Egeln wurde vor 750 Jahren ein Zisterzienserinnenkloster gegründet

Egeln. Vor 750 Jahren begannen in Egeln Frauen, klösterlich zu leben. Heute ist die prächtige Barockkirche der Zisterzienserinnen Gotteshaus einer kleinen Gemeinde und Ziel von Kunstinteressierten und Wallfahrern. Ausstattungsgegenstände aus der Klosterzeit sind in einer Ausstellung zu sehen.

Die Klosterkirche Marienstuhl stammt aus den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts. Damals wurde der gesamte Klosterkomplex der Zisterzienserinnen neu errichtet.

Mit einer Festwoche werden die katholischen Christen der Region vom 13. bis 20. September an die Gründung des Klosters Marienstuhl in Egeln vor 750 Jahren erinnern und damit auch auf die lange Geschichte des katholischen Glaubens in ihrem Ort hinweisen. Die Gemeinde um Pfarrer Erwin Willner kann dabei nicht nur in ihre stattliche barocke Kirche, sondern auch in ein in den letzten Jahren geschaffenes kleines Museum einladen. "Durch das Engagement zahlreicher Gemeindemitglieder und Spender können wir viele der Ausstattungstücke, die aus der Klosterzeit erhalten blieben, Interessierten zeigen", sagt Pfarrer Willner. Zu sehen sind liturgisches Gerät, Paramente, Bücher, Skulpturen und vieles andere.

Wer heute nach Egeln kommt, trifft hinter der fast 900 Meter langen Klostermauer auf Gebäude, die in den Jahren 1696 bis 1734 errichtet wurden. Gegründet wurde das Kloster jedoch schon 1259. Edelherr Otto von Hadmersleben stiftete auf Veranlassung seiner Gemahlin Jutta von Blankenburg das Kloster, damit dort "gottgeweihte Jungfrauen nach der Regel des heiligen Bernhard im Orden von Zisterz" dienen sollen. Durch umfangreiche Stiftungen erlangte das Kloster bald wirtschaftliche Unabhängigkeit. Da die Ordensregel der Zisterzienser neben dem Gebet landwirtschaftliche Arbeit vorschreibt, wurden Ackerbau und Viehzucht betrieben. Daneben gab es Heilkräuterzucht, Apotheke und Siechenhaus, Paramentenstickerei und Klosterschule, Fischerei, Brauerei, Meierei und Bäckerei. Mit Einführung der Reformation 1547 wurde die Stadt Egeln evangelisch, die Ordensfrauen hielten jedoch am katholischen Glauben fest.

Aus der Klosterzeit sind kostbare Paramente erhalten. Durch das Engagement Egelner Gemeindemitglieder um Pfarrer Willner können sie in einem kleinen Museum gezeigt werden.



Von 1577 bis 1730 wurde die Klosterkirche von der evangelischen Altemarktgemeinde mitbenutzt. 1696 bis 1719 wurde der Klosterkomplex samt Wirtschaftsgebäuden und Klostermauer neu errichtet. 1730 entstand für die evangelische Gemeinde eine neue Kirche (jetzt Katharinenkapelle am Friedhof). Anschließend wurde auch die Klosterkirche neu errichtet. Dafür wurde die alte gotische Kirche bis auf die Grundmauern abgetragen, und - um ein Drittel vergrößert - wieder aufgebaut. Bis 1738 hatten die Künstler zu tun, um die noch heute erhaltene einzigartige barocke Inneneinrichtung fertig zu stellen.

1769 erhielt das Kloster für seine Bereitwilligkeit, 30 Häuser für aus Frankreich vertriebene Hugenotten zu bauen, von König Friedrich II. endgültig die Erlaubnis der freien Propstwahl und für die katholische Seelsorgetätigkeit.

1809 wurde das Kloster Marienstuhl durch den Bruder Napoleons, Jerome von Westphalen, aufgelöst und zur Füllung seiner Kriegskasse verkauft. Bis heute sind die einstigen Ländereien des Klosters landwirtschaftliches Gut. Die Klosterkirche blieb der katholischen Gemeinde erhalten und wurde Pfarrkirche.

Die Gnaden- und Wallfahrtsmadonna (1450) befindet sich auf der Nonnenempore. Von dort aus gelangt man auch in die Ausstellungsräume des seit zwei Jahren bestehenden kleinen Museums, wo zum Beispiel alte Messgewänder oder eine prachtvolle Monstranz bestaunt werden können.

1961 bis 1989 und 2002 wurde das Gotteshaus umfassend restauriert. Es ist heute Anziehungspunkt für Gottesdienstbesucher und Kunstkenner. Seit Juli 2005 ist die Klosterkirche Stationskirche des St.-Jakobus-Pilgerweges durch Sachsen-Anhalt.



Kontakt

Besichtigung nach Absprache.
Katholische Gemeinde Egeln-Marienstuhl,
Tel. 03 92 68 / 27 42; Fax 03 92 68 / 3 09 55.

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