Grenzen überwinden - zum Beispiel zwischen Generationen
Internationales Sommercamp im Winfriedhaus in Schmiedeberg
Dresden. Mit Senioren in den Zoo gehen, hieß es am 30. Juli für rund 50 Jugendliche verschiedener Nationen. Der soziale Vormittag war ein Programmpunkt ihres diesjährigen Internationalen Sommercamps in der Jugendbildungsstätte Winfriedhaus in Schmiedeberg.
"Die Haut soll grau sein und als Schwanz soll er einen Schweif wie ein Pferd haben". Die 86-jährige Marianne Hartlich und die 17-jährige Ungarin Bettina Kis malen gemeinsam einen Elefanten. Die Seniorin sagt an, wie er aussehen soll und damit Bettina die deutsche Seniorin verstehen kann, übersetzt der 20-jährige Florian Seifert ins Englische.
Rund 50 Jugendliche nahmen am traditionellen Internationalen Sommercamp in der Jugendbildungsstätte Winfriedhaus in Schmiedeberg teil. Sie kamen aus neun Nationen Mittel- und Osteuropas, unter anderem aus Deutschland, Litauen, der Ukraine, Weißrussland, Ungarn und Russland. Das Motto des diesjährigen Camps lautet: "(un)limited - (un)begrenzt".
20 Jahre nach der Friedlichen Revolution
20 Jahre nach der Friedlichen Revolution sollten die Jugendlichen verschiedene Möglichkeiten kennenlernen, mit Grenzen umzugehen: Seien es Grenzen zwischen Nationen, Sprachen oder Generationen, so wie am sozialen Tag mit den Senioren. "Die Jugendlichen sollen den Alten dabei helfen, körperliche und soziale Begrenzungen zu überwinden", erklärt Sommercamp- Mitorganisator Thomas Wesz die Idee für diesen sozialen Tag.
Die Jugendlichen machten sich am sozialen Tag in kleinen Gruppen mit etwa 20 Senioren auf den Weg in den Dresdner Zoo. Sie schoben die Senioren im Rollstuhl oder passen sich ihrem Lauftempo an. Beim Spaziergang erinnerte sich Marianne Hartlich daran, wie sie beim Flugmeldedienst die Bombardierung der Stadt erlebt hat: "Ich musste unter Tränen jede abgeworfene Bombe in die Karte einzeichnen". Florian und Bettina fragten nach, wie schnell es dann mit dem Wiederaufbau vorangegangen ist. In der Gruppe wurde aber nicht nur über den Zweiten Weltkrieg gesprochen. Denn beim Zeichnen eines Fantasietiers entdeckten die drei ihr gemeinsames Interesse an Hunden und Trabants.
Im Miteinander die Grenzen erkennen
Thomas Wesz glaubt, dass der Zoobesuch für die Sommercampteilnehmer kein Spaßausflug gewesen sei: "Für manche war es anstrengend, die Jugendlichen haben ihre Grenzen und die der Senioren erkannt." Dolmetscherin Julia Kazakova war mit einer Seniorin unterwegs, die stets etwas daran auszusetzen hatte, wie die Jugendliche ihren Rollstuhl schob: "Als die Betreuerin mir aber erklärte, dass das ihre Art ist, konnte ich damit umgehen", sagte Julia später.
Florian Seifert hat Marianne Hartlich viele Fragen über ihr Leben gestellt und es habe ihn auch nicht gestört, dass manche Anekdote dabei mehrfach erzählt wurde: "Ich kenne das von meinen Großeltern." Florian jedenfalls würde auf jeden Fall wieder bei einer solchen Aktion mitmachen und nochmals Zeit mit Senioren verbringen.
Von Sophia Schülke