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Qualität trotz Sparzwängen

Zehn Jahre Betreutes Wohnen bei der Chemnitzer Caritas

Chemnitz. Seit zehn Jahren bietet die Caritas in Chemnitz Betreutes Wohnen für Senioren an. Den Mitarbeitern des Hauses ist es ein Anliegen, ihren Bewohnern trotz einschneidender Sparmaßnahmen im sozialen Bereich eine gute Lebensqualität zu ermöglichen.

Die wöchentlichen gemeinsamen Singerunden mit Brigitte Brinkel (links) tragen mit dazu bei, dass sich die Bewohnerinnen im Betreuten Wohnen der Caritas wohlfühlen.

"Als ich hier anfing, war ich nur für die Bewohner dieser Wohnanlage zuständig. Mittlerweile muss ich zwischen zwei Wohnanlagen hin- und herpendeln", bedauert Brigitte Brinkel. Die finanziellen Einschnitte lassen sich nicht schönreden. Der Betreuerin ist es aber dennoch wichtig, mit voller Aufmerksamkeit für ihr jeweiliges Gegenüber da zu sein, auch wenn sie nicht jedem Anliegen sofort nachgehen kann.

Dass "Caritas" nicht nur als Name an der Tür steht, sondern Markenzeichen der Einrichtung bleibt, gelingt nicht zuletzt dank mancher Bewohner, die sich selbst für die Hausgemeinschaft engagieren. Gertraude Polster zum Beispiel. Für die 80-Jährige ist es selbstverständlich, immer mal nach ihren Nachbarn zu schauen und Hilfe anzubieten, solange es die eigenen Kräfte noch erlauben. Die Grünanlage im Innenhof haben vor einigen Jahren Bewohner selbst angelegt. Der Anstoß dazu kam von Erna Adamczyk, auch wenn sie aufgrund ihrer Gehbehinderung keinen Spaten in die Hand nehmen konnte. "Man kann nur dankbar sein für die Atmosphäre in diesem Haus. Das sage ich auch immer wieder den notorisch Unzufriedenen, die es wie überall natürlich auch hier gibt", betont die 85-Jährige.

Sie schätzt insbesondere, dass Nachbarn hier aufeinander achten. Anders als in ihrer früheren Wohngegend, in der Einbrüche an der Tagsordnung waren, fühlt sie sich bei der Caritas sicher. Als katholische Christin freut sie sich auch über die heiligen Messen, die alle zwei Wochen im Haus gefeiert werden.

Emma Schetschorke (91) gehört zu den ersten, die vor zehn Jahren bei der Caritas in der Further Straße eingezogen sind. Ihr gefällt besonders, dass sie keine Rundum-Versorgung in Anspruch nehmen muss, sondern nur die pflegerischen und hauswirtschaftlichen Hilfen, die sie tatsächlich braucht - und dies ohne die Sorge, anderen damit zur Last zu fallen. An den Wochenenden beispielsweise genießt sie es, sich das Mittagessen selbst zuzubereiten, ganz so, wie sie es von jeher gewohnt war. Kartoffelsuppe gibt es dann oder Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl. Wie Gertraude Polster nutzt sie fast jeden Programmpunkt, der im Gemeinschaftsraum des Hause angeboten wird: Die Spielerunde am Montag, den Dienstagskaffee, Gymnastik, Vorträge, Gottesdienste und das Singen mit Brigitte Brinkel. Und wenn einmal nichts auf dem Plan steht, machen die Damen ihr eigenes Programm. Für Frau Polster etwa ist es liebgewonnene Gewohnheit geworden, donnerstags, wenn im Fernsehen die Hitparade läuft, ganz für sich ein kleines Tänzchen zu machen...

Wer schwer pflegebedürftig wird, der kann nicht in der Wohnanlage bleiben, sondern muss in ein Pflegeheim umziehen. Wenn es ans Sterben geht, sieht das anders aus. Eine Reihe von Bewohnern sind bereits im Haus gestorben. Der Chemnitzer Hospizdienst, in dem Brigitte Brinkel ehrenamtlich tätig ist, trug dazu bei, dass dies möglich war. Ein "Buch der Erinnerung" hält das Gedenken an alle wach, die hier einmal gewohnt haben, sei es auch nur für kurze Zeit. Ein kurzer Text mit Foto erzählt, in welcher Weise jeder Einzelne das Miteinander im Haus geprägt hat und welche Spuren er hinterlassen hat.

Von Dorothee Wanzek

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