Bauen ist ein Gemeinschaftswerk
Ursulinenkloster in Erfurt. Sanierungen sind abgeschlossen, die Identität wurde bewahrt
Wer baut, kann böse Überraschungen erleben. So erging es den Schwestern im Erfurter Ursulinenkloster, als sie erfuhren, wie der Zahn der Zeit - so Mäuse und Schimmel - an ihrem Gebäude genagt hatte. Dazu kamen während der Bauzeit chaotische Einschränkungen auf die Schwestern zu, an die Schwester Katharina in ihrer Begrüßung erinnerte. So waren beispielsweise die Zimmer nur über ausliegende Bretter zu erreichen. All das ist Vergangenheit, das Kloster am Anger ist baulich gesichert und erstrahlt in seiner Einfachheit und Schönheit, was die Gäste des Abends zusammen mit den Schwestern als gute Überraschung empfanden. Gemeinsam richteten sie ihren Dank an Gott und baten um seinen Segen für den Konvent.
Generalvikar Georg Jelich, betonte in seiner Predigt, dass das Bauen immer eine Chance ist, Menschen zusammenzuführen. "Bauen ist ja ein Gemeinschaftswerk. Der Bau des Ursulinenkloster war ein erfolgreiches Miteinander von vielen. Hier wurde Gemeinschaft gelebt, so wie sie uns Gott aufgetragen hat", sagte Georg Jelich. Wo die Beteiligten hingegen in Streit geraten, da büße der Bau den Sinn ein, wie das biblische Beisiel des Turmbaus zu Babel zeige.
Vorgestellt wurden die verschiedenen Baumaßnahmen am Klostergebäude vom Architekten Werner Glasebach aus Erfurt. Er erinnerte an die Ausgangssituation, bei der schnell klar war, dass es mit dem Wechseln der Strom- und Wasserleitungen nicht getan war. Durchfeuchtung, Hausschwamm, Verformungen der Holzdecken sind nur einige Stichworte, welche den damaligen Zustand beschreiben. Zentrales Ziel des Konzeptes, das vom Architekturbüro Glasebach erstellt wurde, war die behutsame Sanierung unter weitestgehender Erhaltung der Originalsubstanz. Zugleich sollte eine Wohnsituation geschaffen werden, die dem Leben der Schwestern entspricht und mit ihrem Armutsversprechen zu vereinbaren ist. Jetzt, nach Fertigstellung der Sanierung, zieht Werner Glasebach folgendes Fazit: "Dank dem Engagement aller Beteiligten hat das Konventsgebäude durch die Sanierung seine Identität bewahrt und zeugt weiterhin auf authentische Weise von einem wichtigen Stück Erfurter Stadtgeschichte."
Die Ursulinen kamen im Jahr 1667 nach Erfurt, wo sie das ehemalige Kloster der Magdalenerinnen bezogen, die seit 1183 in der Stadt lebten. Mit ihrem Einzug wurde das Kloster im Stil der Zeit umgestaltet. So durch barocke Stuckdecken, die durch die Sanierung erhalten werden konnten.
Das Architekturbüro Glasebach hat als Schwerpunkte das Bauen im Bestand, die Denkmalpflege und den Neubau von Gebäuden gewählt. Im kirchlichen Raum war es neben dem Ursulinenloster unter anderem an der Kirche in Weissenborn, beim Neubau der Kirche St. Josef in Oberhof sowie beim Umbau des Erfurter Bildungshauses St. Ursula tätig.
Von Holger Jakobi