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Älteste Kirche der Stadt

Sanierung des Turmes der Schottenkirche mit Fest abgeschlossen

Von Heidrun Lehmann
Erfurt. In der Erfurter Schottenkirche St. Nikolai und Jacobi wurde am 5. September das Turmknopf-Fest zum Abschluss der Sanierung des Kirchenturmes gefeiert.

Turmfest Schottenkirche Erfurt

"Wenn ich einmal Kinder habe und hier vorbei komme, kann ich ihnen sagen: Da oben, bei der Sanierung des Turmdaches und dem Anbringen des vergoldeten Knopfes auf der Schottenkirche St. Nikolai und Jacobi war ich dabei." Ähnlich bewegt wie Dachdecker Udo Bendisch zeigte sich der Erfurter Architekt Jörg-Peter Gottstein, der die schrittweise Restaurierung der Kirche seit 1985 begleitet. Gottstein sagte: "Da bewegt sich innerlich eine Menge, wenn ich solch einen Stein berühre. Immerhin setzen wir das älteste noch als Gotteshaus dienende Bauwerk der Stadt instand." Genauso alt ist zwar die Peterskirche auf dem Petersberg, aber diese diente über Jahrhunderte nicht mehr als Kirche.

Pfarrer Wolfgang Schönefeld wusste sein Gerührtsein offenbar geschickt hinter Humor zu verbergen. Er habe bis drei Minuten vor der feierlichen Zeremonie nicht einmal gewusst, dass es so etwas wie ein Turmknopf-Fest gebe, leitete er seine Begrüßungsworte vor der Gemeinde ein. Vergleichbar mit einem Richtfest werde es durch das Segnen gekrönt, erläuterte der Pfarrer und ließ Revue passieren, welche Dokumente bei vorherigen Arbeiten gefunden wurden, als der Turmknopf 1879, 1891 und 1950 geöffnet wurde: Handschriftliche Stücke mit dem Siegel, das heute noch Verwendung finde, sowie silberne Münzen. An das Jahr 1979 könnten sich wohl die Meisten noch erinnern. Da fanden sich beim Neueindecken der Schieferhaube neben der Auflistung der Kirchenvorstände und der an der Reparatur beteiligten Firmen ein "Tageblatt" und das Berliner "St.Hedwigsblatt" im Turmknopf.
All diese Funde versenkte Pfarrer Schönefeld in der neuen Kartusche, dazu einen kompletten Satz Euro-Münzen, ein D-Mark-Stück, eine druckfrische Thüringer Landeszeitung (TLZ) vom Sonnabend sowie ein ebenfalls druckfrisches Exemplar vom Tag des Herrn und das Faltblatt zur Geschichte der Schottenkirche. Außerdem kamen handschriftliche Notizen des Pfarrers zur Sanierung zwischen 1980 und 1996, die mit dem Umbau des Hauptdachs ab 1991, einigen Arbeiten am Nordturm, der Trockenlegung des Mauerwerks 1992/93 und der Verschönerung des barocken Westgiebels begannen, in die Kartusche. Aus den Notizen geht zudem hervor, dass am 1. April dieses Jahres der erste Teilabschnitt zur gründlichen Res-taurierung des Turmes, vor allem unter statischen Gesichtspunkten, fortgeführt wurde einschließlich der Schiefer-Neueindeckung des Turmes.
Pfarrer Wolfgang Schönefeld segnete schließlich den vergoldeten Turmknopf, den der Vorarbeiter bei der Dachsanierung, Walter Wazula, aus dessen Händen entgegennahm. Eine kleine Gruppe der Festgäste durfte sich dem Aufstieg auf den Turm anschließen. Die an dessen Fuße Verweilenden informierte Pfarrer Schönefeld per Mikrofon über den weiteren Ablauf, so das Befestigen des Turmknopfes auf der Welschen Haube und dessen Segnung hoch über der Stadt sowie das Anbringen des Kreuzes.
Das Sanierungsteam um Architekt Jörg-Peter Gottstein gibt auf die Restaurierung des Turmes selbstbewusst eine Gewähr für die nächsten 200 Jahre. Der erste Abschnitt soll schon im nächsten Monat abgeschlossen sein. Dann folgt die Sanierung der Seitenschiff-Fassaden. Im kommenden Jahr geht es an die Innensanierung der Kirche einschließlich der Erneuerung der Elektrik.

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