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Geschenkte Freiheit ist Aufgabe

Huysburg: Bistumswallfahrt im 20. Jahr des Mauerfalls / Bischof Feige: Jeder trägt Verantwortung

Von Eckhard Pohl
Huysburg. Die Freiheit als ein Geschenk, aber auch als Aufgabe stand im Mittelpunkt der Bistumswallfahrt am 6. September. Zu dem Tag des Gebets und der Begegnung im 20. Jahr des Mauerfalls hatten sich wieder mehrere tausend Christen auf der Huysburg bei Halberstadt versammelt.

Huysburg: Bistumswallfahrt 2009

Das stürmische, nasskalte Wetter hatte offensichtlich kaum jemanden abgehalten, zur Bistumswallfahrt zu kommen. Denn am vergangenen Sonntag versammelten sich wieder mehrere tausend Menschen, unter ihnen zahlreiche Familien mit Kindern und auch Jugendliche, auf der Huysburg. Der Tag stand 20 Jahre nach dem Mauerfall unter dem Motto "Du hast uns in die Freiheit hinausgeführt". Bischof Gerhard Feige rief in seiner Predigt dazu auf, mit der geschenkten Freiheit bewusst umzugehen. In Freiheit leben zu dürfen bedeute nicht, den Himmel auf Erden zu haben. Freiheit bringe Verantwortung des Einzelnen mit sich. "Wir sind nicht nur von etwas befreit worden, sondern auch für etwas", betonte Feige.

Freiheit als Geschenk und Herausforderung
"Wir sind wer!" rief der Bischof den Wallfahrern zu. Der Mensch sei als Gottes Ebenbild zur Freiheit berufen und befreit. Dies gelte auch für das Leben in der Kirche. Selbst wenn sogar in ihr diese Wirklichkeit manchmal verdunkelt oder eingeschränkt erscheine, hätten sie sehr viele Menschen doch auch "als einen Zufluchtsort erfahren, an dem es möglich war, sich freimütig auszutauschen, in seinem Gewissen ernst genommen und in seiner Würde bestärkt zu werden". Für die Kirche bleibe es "Verheißung und Herausforderung, der Erlösung, Versöhnung und Befreiung des Menschen zu dienen".
Jeder Einzelne sei gefordert, so der Bischof. So gelte es zum Beispiel, das "Gemeinwesen nicht fragwürdigen Kräften" zu überlassen und deshalb am 27. September vom eigenen Wahlrecht Gebrauch zu machen. Feige: "Reden und handeln Sie vor Ort mit, in den Kommunen wie in unseren kirchlichen Gemeinden und Einrichtungen. Unterstützen Sie sich in den Familien und der Nachbarschaft. Und vergessen Sie auch die nicht, die zu Opfern der Freiheit geworden sind und nicht eigenverantwortlich handeln können."
Zu Beginn der Eucharistiefeier hatte Gerhard Feige auch an das 15-jährige Bistums-Bestehen erinnert. "Mit 15 ist man meistens in der Pubertät", so der Bischof unter Schmunzeln der Wallfahrer. Da könne es auch "mal haarig zugehen, wie jetzt im Sommer", so Feige in Anspielung auf die Millionen-Verluste der bistumseigenen Gero-AG (Tag des Herrn berichtete). Ohne näher darauf einzugehen versprach Feige, sich mit seinen Mitarbeitern intensiv um die Bewältigung der Angelegenheit zu mühen, und bat um das Vertrauen aller.

Wächter im Blick auf die Menschenwürde
Um die Frage, wie Freiheit aus den Erfahrungen in der DDR und der Nazi-Zeit heute verantwortlich zu gestalten ist, ging es bei einem Forum mit dem Landesbeauftragten für die Unterlagen des DDR-Staatssicherheitsdienstes, Gerhard Ruden. Ruden regte Prüfsteine an, an denen sich die Menschen bei der Einschätzung von Institutionen, Betrieben, Programmen orientieren könnten. Christen sollten im Blick auf die Einhaltung der Menschenrechte ein Wächteramt übernehmen. Ein Gesprächsteilnehmer warnte, Deutschland könne wieder in die Hände extremistischer Kräfte geraten.
Die Umbrüche in den Gemeinden sprach der Leiter des Fachbereichs Pastoral, Ordinariatsrat Ulrich Lieb, in der Schlussandacht an. Bei den 2010 zu gründenden Pfarreien gehe es darum, neue Lebensräume zu schaffen, in denen Menschen ihr Leben teilen und in Freiheit als Christen leben können.
Die Wallfahrtskollekte zugunsten von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung im polnischen Bistum Gniezno (Gnesen) erbrachte 5458,28 Euro.

Predigt des Bischofs: www.bistum-magdeburg.de

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