Leipziger Seelsorger geehrt
Patronatsfest der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt: Erich-Kleineidam-Preis vergeben / 19 Senioren studieren Theologie / Mission der Laien
Erstmals hat die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt den Erich-Kleineidam-Preis verliehen. Die mit 4000 Euro dotierte Auszeichnung wird für wissenschaftliche Studien vergeben, die sich mit dem Katholizismus der Gegenwart beschäftigen und dabei die besonderen Verhältnisses der Region Ost- und Mitteldeutschlands berücksichtigen. Die Jury sprach den Preis dem Leipziger Pfarrer Dr. Stephan George für seine Untersuchung der Bestattung und der katholischen Begräbnisliturgie in der SBZ/DDR zu. Die liturgiewissenschaftliche Arbeit ist im Wintersemester 2005/2006 als Dissertation durch die Katholisch- Theologische Fakultät angenommen worden. Der Preisträger erhielt die Auszeichnung beim diesjährigen Patronatsfest der Katholisch- Theologischen Fakultät am 14. November in Erfurt vom Jury-Vorsitzenden und Erfurter Philosophen Eberhard Tiefensee.
George beschäftigt sich sowohl mit der katholischen Begräbnisliturgie als auch mit weltlichen Trauerfeiern. Neben kirchlichen Quellen hat er unter anderem Konzepte für die Bestattung und das Begräbniswesen von staatlichen Stellen analysiert, um Verschränkungen wie auch Gegensätze darstellen zu können. Chancen und Schwierigkeiten der christlichen Pastoral und der Gottesdienstfeier werden anhand von Interviews mit Seelsorgern aus dem Gebiet der DDR rekonstruiert. Dabei ist ein sehr detailliertes und vielfältiges Bild des gottesdienstlichen Lebens unter den Bedingungen der DDR-Gesellschaft entstanden. Es zeigt die Schwierigkeiten der Seelsorger, aber auch Versuche, christliche Weltdeutung in einer extrem säkularisierten Welt zu vermitteln. George ist derzeit als Pfarrer in der Leipziger St.-Bonifatius- Gemeinde tätig.
Der Preis ist nach dem ehemaligen Erfurter Philosophieprofessor Dr. Dr. hc. Erich Kleineidam (1905-2005) benannt und wird alle drei Jahre ausgeschrieben. Kleineidam war Gründungsrektor der heutigen Katholisch-Theologischen Fakultät sowie Gründungsregens des Erfurter Priesterseminars. Er war eine prägende Gestalt der katholischen Theologie in Ostdeutschland. Kleineidam hat den Preis, der jetzt verliehen wurde, mit dem Ziel der Förderung der theologischen Wissenschaft selbst gestiftet. Angehörige Kleineidams nahmen an der Preisverleihung teil.
Neben dem neuen Preis wurde auch wieder der Förderpreis des Freundeskreises der Fakultät verliehen. Er ging diesmal an Tina Weinrich für ihre "hervorragende Diplomarbeit" zum Thema "Schuld im Verlauf der Alkoholkrankheit und Genesung bei Abhängigen und Mitbetroffenen". Der Preis ist mit 500 Euro dotiert.
Auch in diesem Jahr begann das Patronatsfest mit einem Gottesdienst im Erfurter Dom, dem der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky vorstand. Zufälliger Gast war der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, der sich mit Seelsorgern seiner Diözese im Bistum Erfurt aufhielt. Mussinghoff ist Vorsitzender der Kommission VIII für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz. In seiner Festpredigt zeichnete er anhand des Märchens von den Bremer Stadtmusikanten das Bild eines lebendigen Seelsorgeteams und seines erfolgreichen pastoralen Engagements. Nötig sei eine gute Zusammenarbeit der oft sehr unterschiedlichen Teammitglieder mit ihren verschiedenen Fähigkeiten. Mit einer guten Strategie und der Bereitschaft aller, zusammenzuhalten, könne es gelingen, in der Pastoral Gottes gute Melodie in die heutige Zeit zu tragen, so Mussinghoff.
Wie in jedem Jahr wurden beim Patronatsfest auch wieder die Studienanfänger offiziell begrüßt. Unter ihnen sind 17 junge Leute, die den Diplomstudiengang Theologie begonnen haben, 13 Studierende, die das Baccalaureat anstreben, fünf weitere, die Lehrer werden wollen und Theolgie im Grundstudium studieren. Zudem wurden vier Studenten, die in Erfurt ihre Freisemester absolvieren, sowie acht ausländische Studierende begrüßt. Mit 19 Personen haben erstmals ältere Kommilitoninnen und Kommilitonen ein Seniorenstudium aufgenommen.
Die Bedeutung des Engagements der Laien bei der Verkündigung des Evangeliums stellte der neue Dekan der Fakultät und Dogmatiker Josef Freitag in den Mittelpunkt seines Festvortrages zum Thema "Minderheit, Migration, Mission: Zur Mission der Laien". Priester und Laien ergänzten sich gegenseitig in ihrem Dienst und seien aufeinander angewiesen. Laien seien unmittelbarer mit den Fragen der Zeit konfrontiert. Um so mehr bräuchten auch sie die theologische Qualifikation, so Freitag. Der Einsatz von Laien in den vielfältigen Bereichen des Lebens und der Kirche sei kein Ersatzhandeln, etwa weil Kleriker fehlten, sondern ihre genuine Aufgabe. Dies habe auch das Konzil deutlich herausgestellt. Im Blick auf die Gemeinden etwa gelte sogar: Die Existenz von Gemeinden hängt in ihrer Entstehung und Dauer von den Laien ab, die Laien sind zuerst da.
An der Feier nahmen wieder die Bischöfe der Trägerdiözesen teil.
Weitere Informationen: www.uni-erfurt.de/theol
Von Eckhard Pohl