Anstoß
Lass sie brennen - eine Einladung, Kerzen anzuzünden
Zur Taufe, zur Erstkommunion, zur Hochzeit, zur Firmung, zur Priesterweihe, zu einem Jubiläum, zu Ostern, zu Weihnachten, zur Geburt oder einfach zum Geburtstag - Kerzen werden zu vielen Anlässen verschenkt. Es ist ein schönes und persönliches Geschenk, eine Kerze selber zu gestalten. Das erlebe ich als Priester zum Beispiel bei Taufen sehr oft, wo die Taufkerze von einem Paten angefertigt wird.
Auch mir macht es Spaß, zu bestimmten Gelegenheiten Kerzen zu gestalten. Dabei habe ich mir angewöhnt, meine Kerze mit einer besonderen Einladung zu verschenken. Ich lade ein, die Kerze anzuzünden. Warum ich das mache? Weil ich festgestellt habe, dass Kerzengeschenke oft in einem Regal verschwinden, um dort ein Staubfänger zu werden. Viele meinen, es wäre schade um so eine schöne Kerze oder sie sagen, dass sie auf eine passende Gelegenheit warten. Ich fi nde es schade, wenn eine Kerze nicht brennen darf.
"Die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs, das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat." Diese Worte singen wir in jeder Osternacht im Exultet, dem festlichen Lobgesang auf die Osterkerze. Erst im Brennen kommt eine Kerze zu ihrer Bestimmung. Das bedeutet für alle Kerzen, die ihren Ehrenplatz auf einem Regal gefunden haben, dass sie kaltgestellt sind. Sie sind tot, solange sie nicht brennen dürfen. Wenn sie brennen, leben sie vom schmelzenden Wachs und verbrauchen sich dabei. Ich kann nichts Trauriges daran fi nden, wenn eine Kerze Wärme und Licht verbreitet. Ist es ein Fehler, sich für seine Aufgabe zu verzehren?
Kerzen sind am schönsten, wenn sie brennen. Auch Menschen sind am schönsten, wenn sie lebendig sind und Leben verbreiten. Ich glaube, die Kerze ist ein wunderbares Bild für das Leben. In den kommenden Wochen im Advent gehen wir Schritt für Schritt auf ein neues Leben zu. Jesus wird geboren. Wir nennen ihn das Licht der Welt. Er ist ein Licht, weil er Leben verbreitet. Dafür wird sich Jesus verzehren bis zum Ende. Und wie bei der Kerze gilt auch hier; es ist kein Fehler, sein Leben für etwas einzusetzen. Gerade das macht uns menschlich.
Ein altes Jugendlied endet mit den Worten: Lass uns Licht sein. Das ist eine Einladung: Werdet ein Licht in dieser Welt. Dafür müssen wir brennen und wer brennt wird sich dabei verbrauchen. Wie bei der Kerze und dem Kind in der Krippe gilt auch für uns: Es ist kein Fehler, sein Leben für etwas einzusetzen.
Kaplan Markus Dutzschke, Cottbus