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Anstoß

"Kirchlicher Atheismus"

Guido Erbrich

Miloslav Kardinal Vlk aus Prag ist durchaus für Überraschungen gut. Als er in einem Interview gefragt wird, wie sich Gottes Gegenwart unter uns Menschen zeigt, antwortet er: Bevor ich vom Evangelium spreche, muss ich es leben. Da viele Menschen religiöse "Analphabeten" sind müssen sie an uns Christen ablesen können, dass das Evangelium lebendig und wahr ist. Das ist die Bibel, die alle verstehen können.

Hier könnte Schluss sein, aber der Kardinal kommt nun überraschend auf den "ekklesialen Atheismus" zu sprechen. Ein hässliches Wort, das er so erklärt: "Der Gott der Bibel ist immer "Gott mit uns", der nahe Gott, der unter den Menschen ist. Wir haben die Gegenwart Gottes oft auf den Tabernakel beschränkt, haben Gott in die Sakristeien verbannt." Kirchlicher Atheismus bestehe dort, wo wir es Gott nicht mehr zutrauen, dass er durch uns Menschen in der Gesellschaft wirkt.

Vlk stellt nüchtern fest, dass es heute vielenMenschen schwerfällt, Christus in der Eucharistie zu begegnen. Aber anstatt zu lamentieren, ermutigt er uns hinzusehen, wie Gott immer wieder neu zu uns Menschen spricht. Deutlich macht er dies an einem Beispiel. Aus großer Ehrfurcht hat man im Mittelalter die Eucharistie nicht empfangen. Damals wurde die Monstranz erfunden. Wenn schon nicht empfangen, dann wenigstens sehen. Vielen heutigen Menschen, so meint der Prager Kardinal, sagt die Monstranz mit der Eucharistie nichts. Gott hat neue, moderne und wirkliche Monstranzen erfunden - diese Monstranzen der Liebe des Heiligen Geistes in den kleinen Basisgemeinschaften wie zum Beispiel bei den Schwestern der Mutter Teresa. In solchen Monstranzen ist Gott für Vlk sichtbar und erfahrbar.

Ein grandioser Gedanke, das Allerheiligste können wir Christen selbst in unserem Miteinander, in dem was wir tun, den Menschen zeigen. Das ist ein hoher Anspruch, der deutlich macht, wozu uns der Glaube befähigen kann.

Diese Befähigung, dass wir sozusagen diese "Monstranzen der Liebe" sein können, ist "das Thema" der "Pastorale", die vom 15. bis 18. Oktober im Bischof-Benno- Haus Schmochtitz stattfindet. "Glauben bezeugen - Gesellschaft gestalten" ist die große Überschrift unter der sich Christen zu dieser zweiten Messe für Pastoral in der Diaspora treffen. Sie sind natürlich auch eingeladen!

Kommen Sie doch einfach einen Tag vorbei und erleben Sie wie Christinnen und Christen unsere Welt mit Leben füllen und für manche "Überraschung" gut sind!

Guido Erbrich, Bautzen

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