Bildung des ganzen Menschen
St.-Benno-Gymnasium und Kapellknaben feiern in Dresden 300-jähriges Bestehen
Dresden. Einst wurde das heutige St. Benno-Gymnasium als Ausbildungsstätte für die Kapellknaben gegründet. Heute besuchen die Mitglieder des Chores wieder diese Schule. Zusammen mit den anderen Schülern und vielen Gästen feierten sie jetzt 300 Jahre Kapellknaben und Gymnasium.
Max ist seit der dritten Klasse Kapellknabe und schaut auf achteinhalb Jahre Chorerfahrung zurück. Die musikalische Ausbildung habe ihn stark geprägt, vor allem aber in der Schule, dem St. Benno-Gymnasium erfahre er eine gute Begleitung: "Ich werde nicht als Konsument von Wissen betrachtet, sondern als Person, die mitreden kann." Das bestätigen auch seine Mitschüler: "Wir Schüler haben an unserer Schule viel Mitspracherecht und gestalten das Schulleben bewusst mit." Die Schülersprecherin Justine geht in die zehnte Klasse und fühlt sich mit den Lehrer auf Augenhöhe: "In allen wichtigen Entscheidungsgremien sind wir vertreten und dabei wird unsere Meinung ernst genommen."
Was die Schüler aus ihrem Alltag berichten, betont auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx als Grundprinzipien von Bildung: Der Mensch sei sich selbst das kostbarste Gut, darum "darf niemand an den Rand gedrängt und ausgeschlossen werden. Jeder Mensch ist von Gott gewollt und geliebt", sagte der Erzbischof. Er hielt am 25. September die Predigt und den Festvortrag anlässlich des 300-jährigen Bestehens der Dresdner Kapellknaben und des St. Benno-Gymnasiums. Dabei ging er auf die aktuelle Sozialenzyklika des Papstes ein. Darin fordert Benedikt XVI. Rücksicht auf die Schwachen der Gesellschaft. "Keiner ist überflüssig!", zitierte Marx. Gerade der Blick auf die benachteiligten Menschen schule und forme gerechte Menschen, die neben einer fachlichen Kompetenz auch die Fähigkeit zur Weltgestaltung mitbringen. Bildung müsse zum Ziel haben, dass Schüler mit ihren Gaben gefördert werden und so entdecken, wie sie die Gesellschaft mitgestalten können. "Dabei geht es nicht um den ökonomischen Nutzen, den gut ausgebildete Schüler mitbringen, sondern um ihre Fähigkeit sich in das große Miteinander einzubringen."
Besonders würdigte der Erzbischof die "Compassions-Projekten" der Schule. Dabei gehen die Schüler zu mehrwöchigen Praktika in Sozialeinrichtungen. Das fördere die soziale Kompetenz, die Fähigkeit zum Mitleid, und trage zu einem besseren Miteinander im Schulalltag bei, da es den Blick für die Schwächeren und Ausgegrenzten stärke, sagte Marx.
Warum der Münchner Erzbischof das Jubiläum mitfeierte, erklärte Bischof Joachim Reinelt. Die beiden Bistümer verbindet nicht nur die Verehrung des heiligen Benno (um 1010 bis 1106). Vielmehr erinnerte Bischof Reinelt an die Zeit der Neuerrichtung des Gymnasiums nach der Wende. Die Schule war von den Nazis geschlossen worden und konnte erst nach Ende der DDR 1991 als eines der ersten Gymnasien in Sachsen den Lehrbetrieb wieder aufnehmen. 1996 wurde das neue Schulgebäude eingeweiht. Bischof Reinelt: "Die Summe für den Neubau der Schule war so hoch, dass wir schon kurz davor standen aufzugeben. Nur mit der großzügigen finanziellen Unterstützung, die aus dem Erzbistum München-Freising kam, konnte unser Vorhaben realisiert werden."
An der Feier nahmen auch Vertreter der Kommunal- und Landespolitik teil, darunter Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Staatssekretär Hansjörg König vom Kultusministerium betonte die Bedeutung kirchlicher Schulen für die sächsische Schullandschaft. Jeder dritte Schüler im Freistaat besuche eine Schule in freier Trägerschaft. "Die Schulen des Bistums Dresden-Meißen haben sich dabei einen hervorragenden Ruf erworben. Hier verbinden sich christliche Wertvorstellungen mit zeitgemäßem Unterrichtsverständnis in einem modernen Ambiente."
Von Elisa Eichberg
Hintergrund
Rund 760 Schüler besuchen das St. Benno-Gymnasium in Dresden, darunter auch Kapellknaben. Diese waren bei der Gründung vor 300 Jahren die ersten Schüler. Es ist dem sächsischen Kurfürsten August dem Starken zu verdanken, dass die Schule ins Leben gerufen worden ist: Um die polnische Königswürde zu erlangen trat August der Starke 1697 zum katholischen Glauben über. Für die nun katholischen Hofgottesdienste wurde eigens ein Chor gegründet, der mit Jungen aus Böhmen besetzt worden ist: Die Kapellknaben waren geboren. Im Jahr 1709 wurde dann das St. Benno-Gymnasium als Ausbildungsstätte für die Kapellknaben errichtet. Buchtipp: Jens Daniel Schubert / Jörg Leopold (Hg.): Aus einer Wurzel. 300-jährige Geschichte der Dresdner Kapellknaben und des St. Benno-Gymnasiums Dresden, St. Benno-Verlag Leipzig 2009, ISBN 978-3-7462-2765-8, Preis 14,50 Euro. (ee)