Holzskulpturen für den Dialog
Sieben Jahre "Görlitzer Adventskalender" / Dialogkrippe in der Frauenkirche
Rund 100 Görlitzer sind am vergangenen Montag zur Auftaktveranstaltung der siebten Auflage des "Görlitzer Adventskalenders" gekommen. Bei dem Projekt verwandeln sich Gebäude der Stadt zu einem überdimensionalen Adventskalender. Die Gebäude werden mit Zahlen geschmückt und die Lokalausgabe der "Sächsischen Zeitung" gibt tagtäglich einen Tipp, wo das "Türchen" des Tages zu finden ist.
In diesem Jahr wird das ökumenische Angebot erstmals um eine Dialogkrippe ergänzt. "Bethlehem und die Standhaften" ist das Thema der Figurengruppe, die bis zum 6. Januar in der evangelischen Frauenkirche zu sehen ist. Vier Figuren werden auch in den Adventskalender eingebaut. Die etwa einen Meter große Holzfigur, die den heiligen Maximilian Kolbe darstellen soll, wurde bereits in die Eröffnung auf der Altstadtbrücke einbezogen. In einer gemeinsamen Prozession, angeführt vom traditionellen Görlitzer Licht‘l, gingen die rund hundert Besucher zu einer ökumenischen Andacht in die Frauenkirche.
Paul Schneider, der deutsche evangelische Pfarrer aus dem Rheinland, der durch eine Giftspritze in Buchenwald getötet wurde, ist in der Krippe ebenso dargestellt wie Edith Stein. Die in Breslau geborene Jüdin wurde Ordensschwester und nach Auschwitz verschleppt. Janusz Korczak ist der vierte Standhafte, den die Krippe zeigt. Korczak, ein jüdischer Arzt und Pädagoge aus Warschau, hatte seine ihm schutzbefohlenen Waisenkinder nicht allein in die Gaskammern von Treblinka gehen lassen.
Rund um diese vier mutigen Menschen, die während der NSDiktatur wegen ihres Festhaltens an christlichen und humanitären Werten ihr Leben ließen, veranstalten die katholischen und evangelischen Innenstadtgemeinden ein ausführliches Rahmenprogramm. Vorträge, Gottesdienste, Konzerte und Filmabende greifen das Thema der Standhaftigkeit auf.
Der Görlitzer Adventskalender hat in den sieben Jahren seines Bestehens viele Nachahmer gefunden. Auch in vielen anderen Städten werden inzwischen ähnliche Angebote gemacht. Die Görlitzer Initiative war 2006 wegen ihrer missionarischen Wirkung mit dem Bonifatiuspreis ausgezeichnet worden. Zwischen 100 und 300 Görlitzer treffen sich im Advent täglich an einem der "Türchen".