Viele Euro für Bildungsstätte
Konrad-Martin-Haus Bad Kösen erhält für Sanierungsmaßnahmen Mittel aus Konjunkturpaket II
Bad Kösen. Die Krise hat auch ihre guten Seiten: 562 000 Euro erhält die Caritas-Heimvolkshochschule Konrad-Martin-Haus in Bad Kösen aus dem Konjunkturpaket II. Damit lässt sich die Bildungs- und Begegnungsstätte zukunftsfähig machen.
Im Büro von Dörte Nedderhut liegt auf einem kleinen Stapel unterhalb des Bücherregals eine Grundrissskizze. Die Leiterin des Konrad-Martin-Hauses ist ausgebildete Pädagogin; zurzeit beschäftigt sie sich aber weit häufiger mit Fotovoltaikanlagen, energieschonenden Heizungen und Solarstrom als mit der Ausarbeitung von Lehrkonzepten. "Im Februar kam die Pressemitteilung des Kultusministeriums, dass Sachsen-Anhalt als einziges Bundesland Geld aus dem Konjunkturpaket II auch für die Erwachsenenbildung bereitstellt. Schon zwei Wochen später haben wir von der Caritas einen formlosen Antrag für das Konrad-Martin- Haus eingereicht." Im Jahr zuvor war der noch abgelehnt worden. Diesmal wurde er genehmigt: "Als der Bewilligungsbescheid im September kam, bin ich durchs Haus gehüpft. Das war nicht zu fassen", erzählt Nedderhut. "Eine halbe Million Euro für den Umbau der Häuser."
Ordenschwestern machten den Anfang
Auf die Erwachsenenbildungsstätte weist von außen einzig ein weißes Schild hin. Die zwei Gebäude, die zur Straßenseite hin gebaut sind, fügen sich nahtlos in das Bild des ehemals mondänen Villenviertels Bad Kösens ein. "Das hatte natürlich Methode: In der DDR-Zeit versuchte man damit, sich nach außen abzuschirmen, die Fassade als einen Riegel zur Straße hin zu nutzen." Denn eine katholische Einrichtung wurde kritisch beäugt, hatte permanent mit Problemen zu kämpfen. Es waren allein glückliche Fügungen und die tatkräftige Unterstützung vieler fleißiger Hände, die den Fortbestand sicherten, erzählt Frau Nedderhut.
Ordensschwestern aus dem Erzbistum Paderborn hätten nach dem Zweiten Weltkrieg den Anfang in der Villa gemacht, die damals dem alleinstehenden Fräulein von Ehrenberg gehörte. Die betagte Dame hatte die Schwestern zu sich gebeten, um sich pflegen zu lassen und vermachte ihnen das Haus nach ihrem Tod. Sie führten die Pension des Fräuleins weiter, unter katholischer Prämisse. Priestergruppen trafen sich hier, und ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Arbeit mit behinderten Menschen. Mitte der siebziger Jahre wurde die alte Villa mit rund 25 Betten zu klein. Der Zufall wollte es, dass das Anwesen erweitert werden konnte - obwohl mittlerweile die Caritas der Träger war, der es verboten war, Grundstücke zu erstehen. Die Nachbarin schenkte dem Konrad- Martin-Haus ihr Anwesen.
Die darauf vorhandenen Bungalows boten jedoch nicht genügend Platz und nur mäßigen Komfort: Es musste gebaut werden. Mehrere Jahre zogen sich die Planungen hin, mit Geschick erhielt man die Baugenehmigung, Menschen aus Ost und West halfen mit Materialien und ihren Fähigkeiten. Eingeweiht wurde das Haus im November 1989. Alles war neu, alles anders. Die Wende.
Nach einigen Jahren, in denen vor allem Touristen aus Westdeutschland für eine volle Belegung sorgten, wurde das Konrad- Martin-Haus 1994 zur ersten Heimvolkshochschule Sachsen- Anhalts. Seitdem bietet die Einrichtung Seminare für Gruppen an, hilft ihnen, geeignete Referenten zu suchen, ist eine Volkshochschule mit angeschlossenem Internat.
Über viele Jahre bescheidene Ausstattung
Der Zuspruch der Gäste ist nie abgerissen, obwohl der Standard auch nach dem Neubau noch keinen hohen Ansprüchen genügte. In den letzten Jahren ist die alte Villa aufwendig saniert worden. Sie strahlt in freundlichem Gelb. Der Neubau von 1989 bietet jedoch weiterhin seine triste graue Fassade. Und schlimmer: Die Energiekosten sind horrend. Es ist seit langem klar, dass nur eine umfassende Sanierung das Haus zukunftsfähig machen kann.
"Deshalb haben wir uns so sehr gefreut, dass wir so viel Geld aus dem Konjunkturpaket II erhalten. Damit können wir den Neubau, Küche und Speiseraum von Grund auf erneuern", erzählt Dörte Nedderhut. Und die Gäste freuen sich mit ihr. "Seit 1991 kommen wir immer wieder her und haben schon einige Umbaumaßnahmen miterlebt", erzählt Wilhelm Faßhauer, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. "Der Tagungsort ist ideal, das Personal unglaublich freundlich. Dass jetzt noch einmal so viel Geld in die Hand genommen werden kann, ist großartig."
Zurzeit arbeitet Nedderhut mit einem Architekten an der Umsetzung der Baumaßnahmen. "Sie müssen in den Ablauf des Hauses eingeplant werden, deshalb können wir nicht direkt anfangen." Im Sommer 2010 soll es losgehen, bis Ende 2011 muss das Geld ausgegeben werden. So steht es in den Richtlinien des Konjunkturpakets. Eine unruhige Zeit kommt auf das Konrad-Martin-Haus zu. "Aber wenn wir die Sanierung abgeschlossen haben, sind wir für die Zukunft gerüstet."
Von Kilian Trotier