Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Langer Weg zur eigenen Kirche

Vor 75 Jahren wurde die Kirche St. Antonius in Chemnitz gebaut

Chemnitz. Zwar ist St. Antonius die kleinste katholische Gemeinde in Chemnitz, aber sie hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Das zeigt ein Blick in die Chronik, die anlässlich des Jubiläums "75 Jahre Kirchbau" überarbeitet wurde.

1934 konnte die neu gebaute St. Antonius-Kirche im Chemnitzer Süden gesegnet werden. Ein Jahr später wurde sie von Bischof Petrus Legge geweiht.

"Es war ein langer Weg, bis die Altchemnitzer Katholiken ihre eigene Kirche bekamen", sagt Henning Leisterer. Er weiß es genau, denn er hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Geschichte der Pfarrgemeinde St. Antonius im Chemnitzer Süden beschäftigt. Unterstützt wurde er dabei unter anderem von Konrad Walter. Der 73-Jährige gehört zu den aktiven Gemeindegliedern und ist Zeitzeuge für einen Großteil der Geschichte.

Die Anfänge der Gemeinde liegen fast ein Jahrhundert zurück. 1913 stellte der damalige Pfarrer von St. Nepomuk in Chemnitz, Jakob Schewtschik, seine Idee vor, im Süden der Stadt eine Kirche, eine Schule und ein Pfarrhaus zu bauen. Der erste Weltkrieg verhinderte die Realisierung. Nach dem Krieg gelang zumindest die Eröffnung einer Schule. Im selben Haus wurde das Antonius-Kinderheim der Elisabeth-Schwestern untergebracht. Joseph Röthlin, ein Schweizer, wurde Hausgeistlicher und verfolgt die Kirchbaupläne weiter. Dafür unternahm er sogar eine Bettelreise nach Südamerika. Auch nach seinem Tod wurde das Projekt Kirchbau weiterverfolgt. 1928 gründet sich ein Katholischer Pfarrverein. Es war schießlich der 1933 eingeführte Pfarrer Bernhard Toddenroth, der eine Möglichkeit fand, den Kirchbau zu realisieren. 1934 wurde die Kirche gesegnet, ein Jahr später von Bischof Petrus Legge geweiht. 1937 wurde eine eigenständige Pfarrei errichtet.

Es folgte die Nazi-Zeit mit Verhaftungen und Kriegszerstörungen. In der DDR war es nicht besser: Gemeindemitglieder wurden 1954 von der Stasi verhaftet, unter ihnen Konrad Walter. Der Umbau der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und ein erneuter Umbau 2001, bei dem auch ein Gemeindezentrum ins Pfarrhaus integriert wurde, bilden weitere Höhepunkte in der Geschichte. Im Jahr 2003 übernahmen die Salesianer die Seelsorge. Sie sind seit Anfang der 1990er Jahre in Chemnitz in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. P. Bernhard Kuhn ist seit 2006 Pfarrer der Gemeinde, zu der heute knapp 600 Katholiken gehören. Durch die Bebauungen in den Stadtrandgebieten in den letzten Jahren gibt es in der Gemeinde viele junge Familien. Die Gemeinde bemüht sich darum, missionarisch nach außen zu wirken, was auch mit dem Engagement der Salesianer zu tun hat.

Henning Leisterer (links) hat sich in den letzten Jahren mit der Chronik beschäftigt, unterstützt von dem langjährigen Gemeindemitglied Konrad Walter


Die Etappen der Gemeindegeschichte sind schnell erzählt. Die Erlebnisse - traurige oder schöne -, die sich dahinter verbergen, hat Henning Leisterer versucht festzuhalten. "Deshalb war es wichtig, jetzt diese Chronik zu überarbeiten, solange noch Zeitzeugen leben", sagt er. Was er zusammengetragen hat, zeigt ihm "dass Gott auch auf krummen Zeilen grade schreiben kann". Und deshalb kann es nun am vorläufigen Ende der Gemeindechronik auch heißen: Nicht alle Vorstellungen von vor 100 Jahren seien Realität geworden, aber "die Gemeinde hat alle Höhen und Tiefen der vergangenen Zeit nicht nur überstanden, sondern in ihnen gestaltet". Heute stehe die Kirche am Stadtrand von Chemnitz als "Zeichen der Hoffnung, als Ort der Begegnung in einer vom Atheismus geprägten Stadt".

Die Gemeinde feiert das Jubiläum vom 9. bis 11. Oktober (Festgottesdienst am 11. Oktober um 9.30 Uhr). Mehr Infos im Internet: www.st-antonius-chemnitz.de

Von Matthias Holluba

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps