Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Anstoß

Gott färbt ab

Angela Degenhardt

Wenn es darum geht, zu beschreiben, was Heilige sind, erzähle ich gern die folgende Geschichte: Ein kleiner Junge geht mit seiner Mutter über den Markt. Neben vielen anderen Dingen fallen ihm die dunklen Fenster der Kirche auf. Die Mutter erklärt ihm, dass diese nur von außen so dunkel aussehen. Sieht man von innen das Licht hindurch leuchten, so zeigen die Fenster in bunten Bildern das Leben der Heiligen. Wenig später wird im Religionsunterricht gefragt, wer oder was Heilige sind. Da meldet sich der Junge aufgeregt und antwortet: Heilige, das sind Menschen, durch die die Sonne scheint!

Wie Fenster sich vom Licht durchströmen lassen, so ließen die Heiligen, Gottes Licht für die Menschen ihrer Zeit leuchten. Durch ihre je eigene Weise konsequent für Gott und die Menschen da zu sein, wurde in ihrem Umfeld Gottes Liebe erfahrbar. Heilige sind Menschen, die sich ganz auf Gottes Liebe eingelassen haben, und so hat diese Liebe auf sie und über sie hinaus "abgefärbt" - wie bunte Fenster das Licht färben, wie manches Mal bei engen Freunden, die ein oder andere Eigenheit auf den anderen abfärbt.

Das Schöne daran ist, das jede und jeder eingeladen ist, solch ein/e Gottesfreund/in zu sein und seine Liebe auf sich abfärben zu lassen. Wir dürfen schon dazugehören, zu denen, die "durchsichtig" sind für das Licht Gottes.

Wenn der Apostel Paulus an die Gemeinden schreibt, redet er sie oft als "die Heiligen Gottes" an. Er ermutigt und ermahnt sie, den kostbaren Schatz des Glaubens zu hüten und weiß dabei um die menschlichen Grenzen (2 Kor 4,7). Wir sind schon Teil der "Gemeinschaft der Heiligen", der Kirche. In ihr sind wir verbunden: wir, die noch unterwegs sind, die noch darum ringen, dass sein Licht durch uns leuchtet und nicht womöglich verdunkelt wird und die Heiligen, die "im Himmel" schon ganz bei Gott angekommen sind.

Und dazu gehören auch all die Menschen, von denen wir, ohne sie "heilig gesprochen" zu haben, hoffen und glauben, dass sie durch den Tod hindurch bei Gott angekommen sind. Heilige sind heil(ig) auch darin, Gottes Heil an ihrem eigenen Dasein als vollendet zu erfahren. Was wir nicht zur Vollkommenheit bringen können, heilt und vollendet Gott, denn er allein ist der Heilige.

Mit dem Apostel Paulus dürfen wir, auf unserem Weg ganz heil(ig) zu werden, zugleich vertrauen, dass uns von der Liebe Christi nichts trennen kann (Röm 8,38f). Gottes Heil färbt unweigerlich auf uns ab und lockt uns, seine Lebensfarben anzunehmen, sie leuchten zu lassen, uns selbst und anderen zum Segen.

Angela Degenhardt, Gemeindereferentin in Sangerhausen

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps