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Die Bibel ist die Grundlage

Christen und Juden feierten in Erfurt gemeinsam - Wiedereröffnung der Alten Synagoge

Erfurt. Ohne die Christen hätte die Welt keine Bibel und ohne die Juden gäbe es keine Bibel, so Rabbiner Andrew Steiman bei einer Gemeinschaftsfeier, die aus Anlass der Eröffnung der Alten Synagoge Erfurt am 25. Oktober in der Erfurter Brunnenkirche stattfand.

Weihbischof Reinhard Hauke, Senior Andreas Eras vom evangelischen Kirchenkreis und Rabbiner Andrew Steiman leiteten die Gemeinschaftsfeier.

Eingeladen zu der christlich-jüdischen Gemeinschaftsfeier - die auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum in Thüringen zustande kam - hatten neben der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen das Bistum Erfurt sowie der evangelische Kirchenkreis Erfurt. Die Religionsgemeinschaften gaben damit ihrer Freude Ausdruck, dass die Alte Synagoge nach fast einem Jahrzehnt der Sicherung und Restaurierung nun als Museum zur Verfügung steht. Sie erinnern aber auch daran, dass die Alte Synagoge ein Gotteshaus bleibt: Es birgt die Gebete und Schriftlesungen, das Lob und die Klage der Jüdinnen und Juden aus der Zeit vor dem großen Pogrom von 1349 in ihren Mauern.

Weihbischof Reinhard Hauke erinnerte in seinen einleitenden Worten an die 900-jährige Tradition jüdischen Lebens in Erfurt. Zugleich gab er seiner Betroffenheit Ausdruck, dass es die Christen waren, die ihre jüdischen Nachbarn verfolgt und ermordet hatten. Er erinnerte aber auch daran, dass es in der Zeit des Nationalsozialismus zahlreiche Christen waren, die den verfolgten Juden in Deutschland sowie im besetzten Europa halfen. "Umso dankbarer bin ich heute, dass wir gemeinsam diese Feier gestalten können", so Hauke weiter. Er und alle anderen Teilnehmer der Feier trugen zudem ihren Dank vor Gott, dass es wieder eine wachsende jüdische Gemeinde in der Landeshauptstadt Erfurt und in Thüringen gibt.

Rabbiner Andrew Steiman aus Frankfurt am Mai blies zum Abschluss seiner Predigt in der Brunnenkirche das Schofar.



Die Predigt hielt Rabbiner Andrew Aryeh Steiman aus Frankfurt am Main, der neben Weihbischof Hauke und dem Senior des evangelischen Kirchenkreises Erfurt, Andreas Eras, die Feier leitete. Rabbiner Steiman betonte, dass die Bibel die Geschichte Gottes mit den Menschen gleichsam ergänzend aufbaut und erzählt. Ergänzungen, in denen kein Wort zuviel und kein Wort zu wenig im Text steht. Beginnend von Adam und Eva als dem ersten Menschenpaar über Kain und Abel, Noah, die Arche bis hin zum Bund, den Gott mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hatte, reichte der vom Rabbiner gespannte Bogen. Ein Bogen, der aufzeigt, wie Gott mit seinen Menschen mitgeht, ihre Entwicklungsstufe annimmt und berücksichtigt. Steiman sagte weiter, dass sich somit auch das Judentum und das Christentum ergänzen. Dabei erinnerte er an die in der Bibel aufgezeigte Wurzel aller Menschen in Adam und Eva: "Das heißt ohne jede Einschränkung, wir alle stammen von diesem Urpaar ab und keiner kann sagen, ich bin besser als du." Zudem sei es Judentum und Christentum zu danken, dass mit der Bibel die Entwicklung der Menschheit eng mit dem Wirken Gottes verbunden blieb und bleibt: Ohne die Juden keine Bibel und ohne die Christen keine weltweite Verbreitung dieses Weisheitsbuches.

Die Alte Synagoge wurde am 26. Juni als Museum der Stadt Erfurt feierlich eröffnet.

Von Holger Jakobi

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