"Wir haben eine Alternative!"
Festgottesdienst und Zukunftsforum zum Abschluss des Jubiläumsjahres im Kloster St. Marienthal
Ostritz (mh). Mit einem Festgottesdienst und einer Akademieveranstaltung zur Zukunft des Ordens ist im Kloster St. Marienthal das Jubiläumsjahr zum 775-jährigen Bestehen zu Ende gegangen.
"Die 775-jährige Geschichte des Klosters St. Marienthal war voller Höhen und Tiefen", sagt Alt-Abt Thomas Denter (Marienstatt) beim Festgottesdienst zum Abschluss des Jubiläumsjahres im Kloster St. Marienthal. "Aber Gott hat seine Hand immer über den Konvent gehalten, auch wenn es manchmal anders kam, als die Menschen es wollten." Einige Male seien vom Kloster nur Schutt und Asche zurückgeblieben. "Aber war das das Ende? Nein. Gerade das war der Platz, auf dem Gott mit Hilfe der Schwestern neu gebaut hat."
Auch in den letzten 20 Jahren haben die Marienthaler Schwestern diese Erfahrung gemacht. Zwar hatten Naziregime und DDR-Zeit das Kloster nicht ganz in "Schutt und Asche" gelegt, dennoch galt es, unter den neuen politischen Bedingungen dem Kloster eine Zukunft zu eröffnen. Was dazu alles geschehen ist - von der Neuorientierung der Klosterwirtschaft über die umfassende Sanierung der Gebäude bis hin zu Veränderungen im Wirken des Klosters - darüber informierte Priorin Sr. M. Elisabeth Vaterodt im Rahmen eines Zisterzienser-Zukunftsforums, zu dem Mitglieder des Ordens und Freunde aus mehreren Ländern in das Internationale Begegnungszentrum des Klosters gekommen waren. "Wir haben den Anfang einer neuen Epoche erlebt, die uns viele Möglichkeiten eröffnet hat. Für viele Dinge, insbesondere in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung, auf die Erhaltung der Gebäude und die Schaffung von optimalen Voraussetzungen in der sozialen Tätigkeit an behinderten Menschen hat sich für uns ein Zeitfenster geöffnet, dass sich langsam aber spürbar wieder schließt." Zwar fragen sich die Schwestern, ob das, was sie in den letzten Jahren getan haben, "nicht alles zu viel ist und wir uns damit übernehmen". Aber das alles sei notwendig gewesen, "wenn wir unser Kloster für die Zukunft erhalten wollen".
Im Mittelpunkt des Zukunftsforums stand die Frage nach der Zukunft der Ordensgemeinschaft als ganzer. Alt-Abt Thomas warnte davor, zu viele Planungen und Hochrechnungen zu machen. "Wir sind nicht die Herren der Geschichte." Auch wenn die Sorge für die Zukunft wichtig sei, gelte es zuerst zu fragen: "Gott, was willst du, was ich tue?"
Sr. Dr. M. Michaela Pfeifer (Rom) unterstrich, dass es darauf ankomme, die Ursprungscharismen neu auf die Zukunft auszurichten. Die alles treibende Kraft sei die Armut. "Wir können und wollen uns darauf beschränken, wieder - wie unsere Väter sich einst nannten - die ,Armen Christi‘ zu werden."
Wenn die Zisterzienser Zukunft gewinnen wollen, "müssen wir etwas tun, aber wir haben das Ergebnis nicht in der Hand", sagte Äbtissin Dr. M. Hildegard Brem (Mariastern Gwiggen). Sie zählte einer Reihe von Schätzen des Ordens auf: ein Leben, bei dem Gott in der Mitte steht, die Ausgeglichenheit von Beten und Arbeiten, die Achtung vor jedem Menschen, der "Luxus", die Liturgie in die Mitte des Tages zu stellen, oder die Mystik des heiligen Bernhard. Es gebe kein Kloster, das nicht etwas davon weitergeben könne. "Dazu aber müssen wir selbst unsere Spiritualität kennen."
In der Sorge um den Ordensnachwuchs gelte es, Gehorsam und Klausur so zu gestalten, "dass der Einzelne sich als Mensch entfalten kann". Die Äbtissin hatte auch eine Reihe praktischer Anregungen parat - vom Freundeskreis über eine ansprechende Homepage bis zur Zusammenarbeit mit geistlichen Gemeinschaften und mit Priestern, "die eine anspruchsvolle Jugendseelsorge machen".
Äbtissin M. Theresa Brenninkmeijer (Sostrup / Dänemark) rief zur Erneuerung des Ordens auf "ohne die Angst, unbeliebt zu werden", wenn man die eigene Identität bewahre. Der Mensch der Postmoderne sei ein Dürstender. Er lebe in den Großstädten wie mitten in der Wüste. Er könne sich alles erfüllen und sei innerlich doch unerfüllt. "Wir haben eine alternative Antwort auf die um uns herrschende nihilistische Kultur."
