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Wechselvolles Leben

Auftakt einer Vortragsreihe über Norbert von Xanten

Magdeburg (un). Dem wechselvollen Leben Norbert von Xantens widmet sich eine Vortragsreihe der Norbertjahr- Servicestelle und der Universität Magdeburg. Sie begann am 12. Oktober mit der radikalsten Lebensphase Norberts, den asketischen Jahren als Wanderprediger.

Der heilige Norbert von Xanten.

Es gibt nicht viele schriftliche Zeugnisse über das Leben des heiligen Norbert, der zwischen 1080 und 1085 in Xanten oder Gennep (an der Maas) geboren wurde. Der Historiker Franz-Josef Felten konnte sich vor den mehr als 50 Zuhörern im Institut für Geschichte der Magdeburger Otto-von- Guericke-Universität im wesentlichen nur auf drei Quellen berufen: zwei Lebensbeschreibungen (die sogenannte Vita A und Vita B, sehr wahrscheinlich von Prämonstratensern wenige Jahrzehnte nach Norberts Tod verfasst) und eine Wundererzählung des Abtes Hermann von Tournai (Vertrauter von Norberts Nachfolger Hugo von Fosses).

Dürftige Quellenlage zu Norbert

Trotz der dürftigen Quellenlage vermochte der Mainzer Geschichtsprofessor zum Start der historischen Vortragsreihe ein spannendes und wechselvolles Leben nachzuzeichnen, das in einer begüterten Grafenfamilie am Niederrhein begann. Schon als Kind kam Norbert in das Xantener Chorherrenstift von Sankt Viktor, von wo aus ihm gute Sitten und gute Bildung den Zugang zum erzbischöflichen und sogar kaiserlichen Hof ermöglichten. "Er spielte dort eine nicht geringe Rolle", meinte Franz-Josef Felten, wobei Norbert die weltliche Lebensweise zunehmend missfallen habe.

"Ein dramatisches Bekehrungserlebnis wie bei Paulus oder Luther" - er fällt bei schwerem Gewitter vom Pferd und hört eine Stimme - habe dem weltlichen Kanoniker schließlich den entscheidenden Impuls zum Eremiten und asketischen Wanderprediger gegeben, so Felten. Norbert zog radikale Konsequenzen: Er verschenkte sein Vermögen und verzichtete auf sein Einkommen. Bald darauf sei er barfuss, ohne Geld und mit nur einem Mantel predigend durch das Land gezogen. "Die Kritik an der weltlichen Lebensweise der Kanoniker war üblich geworden", sagte Felten über die Zeit der Armutsbewegung an der Wende des elften Jahrhunderts.

Aber auch Norbert stand in der Kritik und hatte den Argwohn der Amtskirche auf sich gezogen, zumal er ohne Erlaubnis des zuständigen Bischofs predigte. Er musste sich deshalb auf der Synode zu Fritzlar 1118 verantworten und rechtfertigte sich mit dem Vorbild der Apostel. Bald darauf ging er nach Südfrankreich, um sich vom Papst eine Lizenz zum Predigen ausstellen zu lassen.

Übereinstimmung von Leben und Lehre

In diesen Jahren als Wanderprediger war Norbert "ungeheuer erfolgreich", so der Historiker, "ähnlich wie Robert von Arbrissel zehn Jahre vorher und Franz von Assisi 100 Jahre später. Seine Lebensweise wurde bestaunt, die Übereinstimmung von Leben und Lehre war überzeugend", analysierte Franz-Josef Felten.

Dass sich Norbert trotzdem 1120 niederließ, erklärt sich wohl durch den Druck der Bischöfe. Sie versuchten die reformeifrigen Wanderprediger an einen Ort zu binden und damit in die Kirchenstruktur zu integrieren. Norbert sollte ein Stift im nordfranzösischen Laon reformieren, scheiterte aber wie bereits einige Jahre vorher in seinem Xantener Heimatstift an der Unwilligkeit der Kanoniker.

Danach habe sich Norbert das abgeschiedene Prémontré als den Platz gewählt, an dem er - nun zusammen mit Gefährten - eine Kirche und ein Kloster errichtete. Es wurde die Keimzelle des Prämonstratenserordens auf der Grundlage der Augustinusregel. Bis 1126 habe die Gemeinschaft aus Laien und Geistlichen noch bis zu sieben weitere Konvente in Europa gegründet oder übernommen, sagte Felten. Norbert sei weiterhin viel als Wanderprediger unterwegs gewesen, aber "als Begründer, Lehrer und Vorsteher der neuen Gemeinschaft zu selten vor Ort", meinte der Mainzer Mittelalterexperte.

Schließlich stürzte Norbert seine Anhänger 1126 "in eine große institutionelle Krise", als er sich für das Amt des Erzbischofs in Magdeburg entschied. Der vollkommen auf ihn orientierte Orden blieb danach zwei Jahre ohne eine neue Führungsfigur.

An diesem Wendepunkt in Norberts Leben endete der erste Vortrag über den Ordensgründer. Über seine Magdeburger Zeit bis zu seinem Tod 1134, seine Grablege im Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg und die Überführung seiner Gebeine 1626 ins Prager Kloster Strahov werden die nächsten Vorträge (25. November, 6. Dezember) berichten. Die Reihe über den Patron des Magdeburger Bistums und seinen Orden, der heute etwa 1300 Mitglieder in weltweit rund 70 Klöstern zählt, soll im Mai 2010 enden.

Infos: www.norbertjahr.de


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