Neues in Sachen Ehrenamt
Bistum Erfurt gründet Ehrenamtskolleg
Erfurt. Das Bistum Erfurt hat ein Ehrenamtskolleg eröffnet. Hier soll es für Ehrenamtliche in Seelsorge und Caritas Weiterbildung und die Möglichkeit zum Austausch geben.
Fachliche Begleitung, Anerkennung der Arbeit, Aufwandsentschädigung, Möglichkeiten zum Austausch untereinander - die Wünsche, die Ehrenamtliche haben, sind - egal, wo sie sich engagieren - gleich. Das Bistum Erfurt hat jetzt darauf reagiert und ein Ehrenamtskolleg eröffnet. Es befindet sich im Erfurter Marienstift (Hopfengasse 8) und wird inhaltlich vom Seelsorgeamt und dem Caritasverband gestaltet.
"Das Ehrenamtskolleg soll Weiterbildung und Austausch für Ehrenamtliche ermöglichen", erklären die beiden Ansprechpartner Anne Rademacher (Seelsorgeamt) und Alois Wolf (Caritas). Dazu werden zum einen Kurse angeboten, zum anderen die Räume für Veranstaltungen mit Ehrenamtlichen zur Verfügung gestellt. Außerdem sind Rademacher und Wolf bereit, zu Veranstaltungen in Gemeinden oder Einrichtungen vor Ort zu kommen.
Die Zusammenarbeit zwischen Seelsorgeamt und Caritas und die Errichtung des Ehrenamtskollegs sind "eine Frucht des Elisabeth- Jahres", sagte Bischof Joachim Wanke zur Eröffnung. Dieses Jahr habe gezeigt: "Verkündigung, Caritas und Liturgie gehören zusammen." Auch wenn es sich für Alois Wolf beim Ehrenamtskolleg um ein Experiment und für den Bischof um einen Versuch handelt, machte eine Gesprächsrunde mit Ehrenamtlichen den Bedarf deutlich.
"Die Kirche muss viel in die Begleitung von Ehrenamtlichen investieren", betonte Schwester Christiana Maria Fischer (Hugo- Aufderbeck-Seminar). Hiltrud Liedtke (Telefonseelsorge) verwies auf die zukunftsweisende Rolle des Ehrenamtes. Die Kirche könne einer Vielfalt von Talenten Raum geben. Ehrenamtliche seien aber kein Notnagel bei Geldoder Priestermangel. Georg Holleczek (Bund der deutschen katholischen Jugend) wies auf den Zeitaufwand für ehrenamtliches Engagement hin. "Man gibt aber nicht nur viel, sondern lerne auch etwas." Und Monika Schwark (Caritashelferin) betonte, dass auch zum ehrenamtlichen Engagement Verantwortung gehöre. Lobende Worte für das Ehrenamtskolleg hatte Brigitte Manke von der Thüringer Ehrenamtsstiftung: Das Bistum habe sich damit wieder einmal als Vorreiter erwiesen.
Bischof Wanke hatte kürzlich in einem Vortrag darauf hingewiesen, dass die Kirche hierzulande unter den sich verändernden Bedingungen ehrenamtliche Seelsorge stärken müsse. Entscheidende Schritte seien schon gegangen, aber es gelte weiterzudenken: "Brauchen wir nicht weitere differenzierte Formen von Mitarbeit, die eine echte Eigenverantwortlichkeit von Gemeindegliedern voraussetzen? Etwa in der Glaubensunterweisung von Kindern und Jugendlichen? Bei neuen Formen gesellschaftlicher Diakonie? Brauchen wir in Orten, die zu klein sind für den Einsatz von Hauptamtlichen, so etwas wie gegebenenfalls auf Zeit gewählte und bischöflich gesendete ,Gemeindesprecher‘, gleichsam ,kirchliche Ortsbürgermeister‘, die für Grunddienste einstehen und für andere der Kirche vor Ort ein Gesicht geben?" Auch bei diesen Fragen erhofft sich der Bischof vom Ehrenamtskolleg Impulse.
Von Matthias Holluba