Es ist schön, mit Christus zu leben
Zehn Jahre Helfta: Die neue Priorin der Zisterzienserinnen, Mutter Agnes, zur Situation des Klosters
Helfta. Am 21. November wird ab 10 Uhr mit einem Festtag in Helfta an die Wiederbesiedlung des Klosters und die Weihe der Klosterkirche vor zehn Jahren erinnert. Doch wie ist die Situation des Konvents heute? Der Tag des Herrn sprach mit der neuen Priorin Mutter M. Agnes Fabianek.
Mutter Priorin, im August vor zehn Jahren kamen die ersten sieben Zisterzienserinnen nach Helfta, am 21. November wurde dann die Klosterkirche St. Marien geweiht. Steht die Gemeinschaft inzwischen auf festen Füßen?
Mit dem Fest am 21. November wollen wir öffentlich allen danken, die beim Wiederaufbau des Klosters geholfen haben und zeigen: Helfta lebt und soll weiterleben. Wir fühlen uns dabei der verstorbenen Priorin Assumpta Schenkl verpflichtet: Unser Kloster soll eine Oase des Glaubens sein, ein Ort, an dem nach einem alten benediktinisch-zisterziensischen Wort für jeden das Tor und noch mehr die Herzen offenstehen. Damit dies gelingt, mühen wir uns als Gemeinschaft um ein lebendiges Miteinander mit Christus und untereinander.
Wie steht es derzeit um den Konvent?
Derzeit sind wir 14 Zisterzienserinnen. Darunter sind einige schon ältere Schwestern, aber auch zwei Novizinnen. Zudem hat sich eine Kandidatin bei uns fest angemeldet. Die Gemeinschaft ist also in den zurückliegenden Jahren gewachsen. Entsprechend unserer Ordensregel versuchen wir, wirtschaftlich immer mehr selbstständig zu werden. Ein Standbein dabei sind unsere Angebote in unserem Bildungshaus, wofür wir gerade wieder einen Jahresplan erstellen. Wir bieten Exerzitien und Tage zur Vertiefung der eigenen Spiritualität, aber auch Veranstaltungen zu aktuellen Themen in der Kirche an. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands hat bei uns mit ihrem "Lebendigen Labyrinth" ihren festen Ort gefunden. Wir laden regelmäßig zu Konzerten und zu Ausstellungen ein. Gäste kommen zu unseren regelmäßigen Ora-etlabora- Tagen. Wir unterhalten einen Klosterladen. Viele Reisegruppen machen bei uns im Kloster Station.
Wie der Konvent personell und wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen kann, bleibt aber einstweilen eine wichtige Frage?
Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir wirtschaftlich zu kämpfen haben. Unser wichtigstes Anliegen aber ist es, dass wir Gott mit unserem Chorgebet und unserer Arbeit loben und preisen und deutlich wird: Es ist schön, mit Christus zu leben und uns ihm ganz zu schenken. Er ist unsere Mitte.
Sie selbst haben am 1. Juni nach dem Tod von Äbtissin Assumpta als Priorin die Leitung des Klosters Helfta übernommen. Dabei waren Sie wie Ihre Vorgängerin über viele Jahre Äbtissin einer Zisterzienserinnen- Abtei ...
Die Gemeinschaft hier in Helfta hat sich eine erfahrene Priorin gewünscht. In unserer Abtei Mariastern- Gwiggen in Vorarlberg unweit von Bregenz und Lindau sind wir in der glücklichen Lage, dass der Altersdurchschnitt der 25 Schwestern bei 48 Jahren liegt und es eine gute Nachfolgerin für mich gibt. So war ich frei und konnte als 68-Jährige die Aufgaben hier in Helfta übernehmen.
Warum haben Sie das Amt als Priorin zunächst nur befristet und als Administratorin bis Dezember 2010 inne?
Das ist eine in unserem Orden überall dort übliche Praxis, wo es zunächst einmal zu schauen gilt, ob eine feste Bindung auf lange Zeit gut ist. Das ist also nichts Besonderes. Zugleich möchte ich sagen: Ich tue diese Aufgabe mit ganzem Herzen. Ich habe meinen neuen kleinen Konvent hier in Helfta durchaus schon lieb gewonnen.
Als Österreicherin kommen Sie aus einem auch heute noch relativ katholisch geprägten Umfeld in eine hierzulande weitgehend entchristlichte Region. Wie muss klösterliches Leben in Mitteldeutschland von außen her erlebbar sein?
Zunächst einmal gilt es, sich im Geist der großen Frauen von Helfta, die hier gelebt und gewirkt haben, zu verstehen und entsprechend zu leben. Auch von meinem bisherigen Dienst in Mariastern- Gwiggen weiß ich mich der Ökumene verpflichtet, und dies nicht zuletzt hier im Lande Luthers. Vor allem aber ist es uns gerade auch in einer dem Glauben fernstehenden Gesellschaft zentrales Anliegen, Christus präsent zu machen. Übrigens helfen Schwestern unserer Tochtergründung im niederösterreichischen Marienfeld beim Wiederaufbau des alten Zisterzienserklosters Tisnov bei Brünn - eine der hiesigen in gewisser Hinsicht ähnliche Situation.
Interview: Eckhard Pohl