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Lebendiger Adventskalender

Aschersleben: Christen bereichern Weihnachtsmarkt mit täglichem Impuls und einer Krippe

Aschersleben. Mit einem lebendigen Adventskalender beteiligen sich die Kirchen am Weihnachtsmarkt in Aschersleben. Täglich ab 18 Uhr umrahmt eine besinnliche Viertelstunde das Öffnen der Kalendertür.

Gemeindereferentin Pickel mit Sohn Jakob vor der von Christen aufgebauten Krippe auf dem Weihnachtsmarkt in Aschersleben.

Gleich mit zwei "Ständen" treten die Christen auf dem Ascherslebener Weihnachtsmarkt in Erscheinung. Der eine ist ein gut beleuchtetes, aber unspektakuläres Holzhäuschen wie die meisten auf dem Marktplatz. Es könnte - ohne Licht natürlich - vor gut 2000 Jahren auch in Bethlehem gestanden haben und beherbergt eine von Schülern der evangelischen Grundschule gestaltete Krippenszene. Der andere "Stand" ist die gut 700 Jahre alte Heilig-Kreuz- Kirche, die aber äußerlich kaum beleuchtet und nur selten offen ist. Im Trubel des Weihnachtsmarktes führt sie deshalb ein weniger beachtetes Schattendasein, was auch auf den im Gotteshaus aufgebauten lebendigen Adventskalender zutrifft.

Bei dieser ökumenischen Adventsaktion wird jeden Abend ab 18 Uhr im Altarraum ein Türchen geöffnet, das die noch verbleibenden Tage bis zum Heiligabend zählt und eine Figur aus der Weihnachtsgeschichte zum Vorschein bringt. Wochenweise wechselnd erscheinen die Heiligen Drei Könige, Maria, Josef und schließlich die Hirten. So kommen sie übrigens in der Krippenszene vor der Kirche auch erst Woche um Woche hinzu.

Auf das Öffnen der Kalendertür folgt eine besinnliche Viertelstunde. Der katholische oder evangelische Pfarrer oder ein Vertreter singt mit den Besuchern Weihnachtslieder, betet mit ihnen und hält je nach Kalenderfigur eine Andacht.

Diesmal geht es um Maria und die schwierige Herbergssuche in Betlehem. "Ihr Schicksal war es, kaum beachtet zu werden", resümiert Gemeindereferent Martin Pickel und meint damit die Ankunft des Gottessohnes als unscheinbares Baby. Weithin unbeachtet scheint aber auch der lebendige Adventskalender zu sein, denn vor dem Gemeindereferenten steht ein kleiner Halbkreis von acht Menschen.

"Es ist ein erster Versuch, den wir hier starten", wissen die beiden Pfarrer Andreas Eisenmann und Matthias Büdke über jeden schweren Anfang zu berichten. "Wir haben die Erwartungen niedrig gehalten. Uns ist zunächst wichtig, dass wir dieses Angebot überhaupt machen", sagt der katholische Seelsorger Eisenmann. An manchen Tagen seien schon bis zu 30 Leute da gewesen, unter ihnen auch Menschen, die sonst keine Kirche betreten.

Das kann Josef Weiß nur bestätigen. Der 76-Jährige kommt fast jeden Abend in die Marktkirche, um in der Adventszeit einen Ort der Besinnung und Ruhe zu finden. "Früher gab es bei uns das Frauentragen", erzählt der Rentner vom Tragen der Marienstatue von Haus zu Haus. "Weil es das nicht mehr gibt, komme ich dafür hierher", so Josef Weiß.

In der Tradition des Frauentragens hatte sich im Kirchenkreis Egeln der lebendige Adventskalender entwickelt. In Orten wie Güsten oder Alsleben kommen die Menschen jeden Abend in ein anderes Haus und erleben gemeinsam eine besinnliche Zeit bei Liedern und Gebet. "Das ist die evangelische Form der Herbergssuche", erklärt Andreas Eisenmann, "die es bei uns nicht mehr gibt." Daraus ist vor zwei Jahren das kleine Heftchen "lebendiger Adventskalender" entstanden, das nun auch in Aschersleben die Vorlage für die abendlichen Liedund Gebetstexte ist.

Von Uwe Naumann

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