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Dezenter Entwurf hat Erfolg

Leipziger Architekturbüro Schulz & Schulz setzte sich im Wettbewerb um den Propsteineubau durch

Leipzig. Der internationale Architekturwettbewerb für den Neubau der Leipziger Propstei endete mit einer Überraschung: Den Sieg des anonymen Wettbewerbs errangen zwei Brüder, die selbst Mitglieder der Propsteigemeinde sind.

Begeisterung, Skepsis, Entsetzen, Unschlüssigkeit - eine große Bandbreite an Emotionen kam zum Vorschein, als vergangenen Sonntag der Siegerentwurf des Architekturwettbewerbs für den Leipziger Propstei-Neubau der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Bis zum 3. Januar sind die Wettbewerbsbeiträge in der Propstei ausgestellt. Mehr über die ersten Reaktionen aus der Gemeinde lesen Sie in der nächsten Ausgabe.

Anders als bei Architekturwettbewerben üblich habe nicht der Größte und Bunteste gesiegt, befand der Jury-Vorsitzende, Diözesanbaumeister Heiner Giese aus Stuttgart: "Keine aufgeregte Architektur, die den schnellen Effekt sucht. Hier werden leisere Töne angeschlagen. Der Wert dieses eleganten Entwurfs erschließt sich erst beim zweiten, dritten Hinsehen", sagte er über den Wettbewerbsbeitrag von Benedikt und Ansgar Schulz, für den sich das Preisgericht aus Bauexperten und Vertretern von Kirche und Stadt am 7. Dezember entschieden hatte. Für das spitzwinkelige Grundstück gegenüber dem Neuen Rathaus konzipierte das Büro Schulz & Schulz ein rund 20 Meter hohes, kubisches Gottesdienstgebäude auf trapezförmigem Grundriss. Niedrigere Gemeinderäume verbinden es mit einem 50 Meter hohen Glockenturm. Verkleidet wird das Ensemble mit Rochlitzer Porphyr. "Wie in Wechselburg und anderen wichtigen Kirchenbauten der Region", erläutert Benedikt Schulz.

Besonders wichtig war den Architekten das Raumkonzept. So öffnet sich der Kirchhof auf zwei Seiten zur Straße hin und wird von vielen Passanten wohl einfach nur zur Abkürzung genutzt werden. Das ist durchaus gewollt, wie Bischof Joachim Reinelt betont. "Wir wollen zeigen, dass wir uns nicht abkapseln." Die Öffnung nach außen zählte neben der Beheimatung für die Gemeinde zu den Vorgaben, die im Wettbewerb berücksichtigt werden sollten.

Eine Kirche haben Benedikt uns Ansgar Schulz bisher noch nicht gebaut, allerdings ein Bauwerk, bei dem die Nähe zum Himmel ebenfalls von zentraler Bedeutung ist. Das Wolkenlabor des Leipziger Instituts für Troposphärenforschung ist ihr bisher bekanntestes preisgekröntes Projekt. Die Brüder, die im Ruhrgebiet aufgewachsen sind und dort in ihrer Jugend auch als Ministranten aktiv waren, betreiben seit 1994 ein Architekturbüro in Leipzig. Bei den Planungen für die Leipziger Propstei sei ihnen bewusst gewesen, dass es für einen katholischen Kirchenneubau durchaus ein Akzeptanzproblem geben könnte, sagt Benedikt Schulz. "Vielleicht liegt darin ein gewisser Heimvorteil", räumt er ein. "Wir wären nie auf die Idee gekommen, etwas zu bauen, das sich nicht in die Umgebung einfügt." Inspiriert haben sich die Architekten für den Propstei-Entwurf durch zahlreiche Exkursionen, insbesondere nach Finnland. Von dort haben sie unter anderem die Idee der rückseitig belichteten Altarwand mitgebracht.

Von Dorothee Wanzek

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