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Über Grenzen und Zeiten

Die Kirchen der Europastadt Görlitz/Zgorzelec organisierten ökumenischen geistlichen Pilgerzug

Görlitz. Der ökumenische deutsch-polnische geistliche Pilgerweg am 10. September war ein Beitrag der Kirchen zur dritten Sächsischen Landesausstellung in Görlitz.

Fast 20 Kilometer liegen hinter den 74 Pilgern, die am 10. September vom polnischen Gronow/Gruna zum Heiligen Grab nach Görlitz pilgerten. Direkt auf der Grenzlinie zwischen Polen und Deutschland war eine Station des ökumenischen geistlichen Pilgerzuges.

"Pilgern wollte ich schon immer mal. Einen langen Pilgerweg würde ich aber wohl nicht schaffen", sagte Gabriela Ripprich aus Görlitz. Zum ökumenischen deutsch-polnischen geistlichen Pilgerweg am 10. September, der von Gronow/ Gruna nach Görlitz führte, meldete sie sich und ihre zwei Töchter an. Am Vorabend informierte Gabriela Ripprich ihre Zwillinge Henrike und Franziska über "dieses Überraschungsgeschenk fürs Leben", wie sie sagt. Bei den 23-Jährigen kam das sehr gut an. "Neben den christlichen Texten habe ich es auch als eine sportliche Aktion gesehen", sagt Henrike.

Um 10 Uhr begann der Pilgerzug in der katholischen Kirche in Gronow mit einer ökumenischen Andacht. Jede Station war zu einem Thema gestaltet. Mit dem Meditationswort "Augen - Oczy" begann der Pilgerweg. Die zweite Station zum Thema "Hilfe - Pomoc" folgte zwei Stunden später in Jedrzychowice. Für 13 Uhr war die Ankunft an der St.-Bonifatius-Kirche in Zgorzelec geplant. Erst um 14.27 Uhr bogen die Pilger, von zwei Polizeiwagen eskortiert, auf den Kirchenvorplatz ein. Dr. Hans-Wilhelm Pietz, einer der Organisatoren, war begeistert von einem der Polizisten. "Von der Stadtgrenze Zgorzelec an sicherten sie den Pilgerzug ab. Und einer sagte: ,Ich bin verantwortlich, bis ihr an der Grenze seid.‘" Der ehemalige Regionalbischof der evangelischen Kirche in Görlitz schätzt, dass der Weg, der mit knapp 18 Kilometern im Routenplaner angegeben ist, "mit den Umwegen, die wir gegangen sind, sicherlich 20 Kilometer lang war".

Kanonikus Maciej Wesolowski, der Dekan in Zgorzelec, zeigte sich trotz der verspäteten Ankunft der Pilger ruhig. Um 15 Uhr war eine Doppelhochzeit in St. Bonifatius, aber so lange brauchten die Pilger nicht mit ihrer Station. Zum Thema "Himmel und Erde" sprach diesmal Pilgerpfarrer Dr. Alfred Hoffmann sowohl die deutschen, wie auch die polnischen Texte. "Das Kreuz verbindet Himmel und Erde, Gott und Menschen, Leben und Tod." Ordinatiatsrat Hoffmann erinnerte an das Kreuz, das vor der Kirche steht. Der damalige Pfarrer Franz Scholz ließ es in dunklen Zeiten - am 14. September 1943, dem Fest Kreuzerhöhung - vor der St.- Bonifatius-Kirche errichten.

Zur nächsten Station wurde auf der Mitte der Altstadtbrücke Halt gemacht: "Hüter Israels" hieß das Thema. Die Menschen denken oft, ohne Gott auskommen zu können, aber, "es bleibt nur eins übrig: Auf Gott zählen", wie es in der Meditation hieß. Der Weg führte weiter über Krypta der Peterskirche bis zum Heiligen Grab. Hier lautete das Thema "Ewigkeit", denn dort - so hieß es in den Texten - enden die Wege des Menschen "über die Grenzen und durch die Zeiten".

Margrit Kempgen, Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Kulturstiftung und Mitorganisatorin, lud am Schluss alle Pilger zu einem Pilgermahl nach mittelalterlichen Rezepten ein.

Von Raphael Schmidt

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