Wechselburg wächst
Torhaus wird repräsentativer Eingangsbereich
Wechselburg (dw). Der Förderverein des Klosters Wechselburg hat ein Nutzungskonzept für das Torhaus vorgestellt. Der Verein hatte das Gebäude zunächst ohne klares Konzept erworben, um einem Investor zuvorzukommen, der dort eine Stätte mittelalterlicher Erlebnisgastronomie plante.
Klosterladen und Heimatmuseum werden im Nordflügel des Torhauses bleiben. Im Sommer soll dort ein Klostercafé eröffnen. Im sanierungsbedürftigen Ostflügel will der Freundeskreis des Klosters ab 2011 vier Ferienwohnungen für Familien bauen. Diese Pläne für den Eingangsbereich der Klosteranlage stellte der Vorsitzende des Vereins der Freunde des Klosters, Dr. Thomas Schuler, kürzlich im Gespräch mit Journalisten vor.
Mit Kosten von mehr als 800 000 Euro rechnet der Freundeskreis dafür. "Für einen Verein, der allein mit Ehrenamtlichen arbeitet, ist das ein ehrgeiziges Projekt", räumt Thomas Schuler ein. Einen Eigenanteil von bis zu 200 000 Euro hofft er durch finanzielle Patenschaften abdecken zu können, die er unter den rund 200 Vereinsmitgliedern rekrutieren möchte. Politiker auf Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europaebene haben ihre Unterstützung zugesagt, damit das Projekt nicht zwischen den Mühlen der Bürokratie zerrieben wird und Fördermöglichkeiten bestmöglich ausgeschöpft werden können. "Ich bin beeindruckt von der Jugend- und Familienarbeit, die hier geleistet wird", begründet der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Schmidt sein Engagement. Als evangelischer Christ schätze er das Kloster auch als "Ort gelebter Ökumene".
Der Torhaus-Ausbau soll nach Vorstellungen der Benediktiner der Auftakt für umfassendere Baumaßnahmen im Kloster Wechselburg sein. Langfristig ist angedacht, die seit 2005 leerstehenden Schlossgebäude einzubeziehen. Die traditionelle Wallfahrt und die weitgehend erhaltene klösterliche Anlage aus dem zwölften Jahrhundert seien ausschlaggebend gewesen, als sich das Kloster Ettal Anfang der neunziger Jahre für eine Niederlassung in Wechselburg entschloss, rief Pater Georg Roß in Erinnerung. Der Landkreis hatte damals zugesagt, die von einer psychiatrischen Klinik genutzten Schlossräume bis 1995 freizuräumen. Da dies erst zehn Jahre später umgesetzt wurde, investierten die Benediktiner in die Sanierung des "kleinen Schlosses", das gegenwärtig neben dem Kloster auch das Jugend- und Familienhaus beherbergt.
Höheren Platzbedarf haben die Benediktiner aus zwei Gründen: Die Mönche könnten zusätzlich zu den vorhandenen 70 Übernachtungsplätzen in Mehrbettzimmern 40 Betten für Gäste mit gehobenerem Anspruch schaffen. Einer Analyse zufolge, die das Kloster vor anderthalb Jahren mit einem Bildungsstätten-Beratungsunternehmen erstellte, würde dies die Wirtschaftlichkeit des Gästehauses erhöhen. Zum anderen haben die sechs Patres gegenwärtig nicht die Rückzugsmöglichkeiten, die nach der Ordensregel vorgesehen sind.
Seit einiger Zeit finden Sondierungsgespräche zur Finanzierung des Schlossausbaus statt. "Für uns Mönche wäre diese Aufgabe viel zu groß", ist Pater Georg überzeugt. Schließlich seien Immobilien nicht die Hauptaufgabe der Ordensleute. "Noch wichtiger sind uns die Gespräche mit all den Menschen, die hier zur Ruhe kommen wollen", sagt der Pater. Unterdessen ist das Schloss durch Hausschwamm akut bedroht. Für die Bausicherung ist der Landkreis als Besitzer zuständig.