Gemeinschaftsarbeit
Mit dem fertig umgestalteten Seitenschiff erfüllen sich viele Wünsche der Altenburger Gemeinde
Altenburg. Die dauerhaft lebendige Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde war einer der Auslöser zur Umgestaltung des Seitenschiffs in der Altenburger Kirche Erscheinung des Herrn. Am 3. Januar fand die Wiedereinweihung statt.
Aus einem Seitenschiff mit klassisch angeordneter Bankmöblierung wurde ein viergeteilter Raum, der viele Wünsche der katholischen Gemeinde erfüllt: Der vom Hauptschiff durch Türen abtrennbare Raum ist separat beheizbar. Der zentrale Bereich, in dem die Werktagsgottesdienste gefeiert werden sollen, ist auch für Kinder-, Jugend- und Familienveranstaltungen, Vorträge und Konzerte nutzbar.
Eine kreisrunde Taufkapelle grenzt an. Darin steht der Gemeinde nun auch ein Taufstein zur Verfügung, der bisher in der Kirchenausstattung fehlte. Der beengte Beichtstuhl ist durch einen hinter der Taufkapelle platzierten hellen Beichtraum ersetzt worden, für den der Altenburger Künstler Medardus Höbelt eine bildliche Darstellung des Gleichnisses vom verlorenen Sohn schuf.
Angrenzend an den Altarraum befindet sich eine Ikonenkapelle, die zum stillen Gebet und für die in Altenburg sehr beliebten Taizéandachten genutzt werden kann. In einem orthodoxen Kloster am Berg Sinai wird hierfür derzeit eine Ikone geschaffen. Ursprünglich war hier eine Sakramentskapelle vorgesehen. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte in seiner Liturgiekonstitution empfohlen, den Tabernakel, der das bereits gewandelte Brot, also den Leib Christi birgt, nicht im gleichen Raum unterzubringen, in dem auch die Wandlung vollzogen wird. Eine Reihe von Gemeindemitgliedern hatte Einwände gegen die Umsetzung dieses Gedankens. Manche empfanden dies als Verdrängung des real präsenten Christus aus dem Geschehen der Messe. Andere argumentierten mit der jahrzehntelangen Gewöhnung an den derzeitigen Standort. Die Entscheidung, den Tabernakel bis auf weiteres dort zu belassen, wurde letztlich von der gesamten Gemeinde mitgetragen. Auch bei anderen Gestaltungsfragen bemühten sich alle Beteiligten um einvernehmliche Lösungen, passend zum ursprünglichen Namen ihrer Versammlungsstätte - die Kirche entstand in den fünfziger Jahren im umgebauten Varieté Concordia (Eintracht).
Beispielsweise passte eine Wandmalerei, die Medardus Höbelt einst erstellt hatte, nicht in das neue gestalterische Konzept. "Es muss etwas Neues entstehen", sagte der 95-jährige Künstler und gab damit seine Zustimmung, das Gemälde, eine Darstellung des Heiligen Geistes, zu entfernen.
Den 1990 verstorbenen Künstler Friedrich Press konnte niemand mehr nach seiner Meinung fragen. Die von ihm geschaffene Muttergottesstatue aus Holz wurde von ihrem angestammten Backstein-Hintergrund gelöst und fand einen neuen Platz an einer Holzwand. "In ihrer dunklen Ecke hat sie zuvor kaum jemand wahrgenommen. Hier kommt sie viel besser zur Geltung", war nach der Einweihung mehrfach zu hören.
Architekt Elmar Paul Sommer aus Monschau/Eifel sprach von einem "Idealfall der Zusammenarbeit zwischen Architekt und Bauherren". Er bedankte sich für Aufrichtigkeit im gemeinsamen Ringen um die beste Gestalt.
"Kirchen sind nicht für die Ewigkeit gebaut. Sie erinnern uns an die Ewigkeit", sagte Pfarrer Benno Schäffel während der vom katholischen Jugendchor der Gemeinde mitgestalteten Messfeier. Gott wolle nicht in den Steinen des Gotteshauses, sondern in der Versammlung der Glaubenden Wohnung nehmen, rief der Pfarrer ins Bewusstsein. "Das ist bereits erfahrbare Wirklichkeit", betonte er. "Zugleich bleiben wir immer auch noch auf dem Weg dorthin."
Von Dorothee Wanzek