Anstoß

Engel kommen unverhofft

"An diesem Morgen, an einem Tag wie jedem anderen, steht jemand in ihrer Tür, den sie noch nie gesehen hat. Und bevor sie nachdenken, fragen, rufen kann, hört sie: Maria, Gott braucht dich. Du wirst schwanger. Das Kind soll Jesus heißen. Es wird die Welt verändern, und man wird es Sohn Gottes nennen ... Die Kraft deines Gottes wird in dir sein, sagt der andere. Und sie antwortet: Ja." (Der Andere Advent 2006, nach Lk 1,28-36)

Ein Engel war da - und alles ist anders als zuvor. Was "nur" Verheißung schien, bekommt Hand und Fuß. Auch weil mit Maria eine da war, die offen, wach und aufmerksam für einen Boten Gottes ist. Wer rechnet schon damit, dass ein Engel in der Tür steht? Sie ist so voller Erwartung auf Gottes Heil, dass der Engel bei ihr mit seiner Botschaft "landen" kann. Zuerst ist sie es, dann Josef, der sich auf die Botschaft des Engels einlässt. Er hätte alles abtun können, als Hirngespinst. Nur ein Traum und viel zu verrückt, um wahr zu sein. Aber auch er ist offen für die andere Wirklichkeit Gottes, von der der Engel kündet, und lässt sich darauf ein. Mit den Hirten auf dem Feld erfährt es die ganze Welt: Euch ist der Retter geboren.

Wenn Gott seine Boten sendet, geschieht oft nahezu Unglaubliches: Gegen alle Wahrscheinlichkeit werden Abraham und Sara, aber auch Hagar Nachkommen verheißen, so zahlreich wie die Sterne; der Engel Gottes führt Israel auf dem Weg in die Freiheit. Und Engel sind es, die den Frauen am Ostermorgen sagen: Er lebt!

Mit den Engeln verbindet sich die Erfahrung von Gottes Schutz und Nähe. In der Vorstellung vom Schutzengel glauben daran weit mehr Menschen als an Gott selbst. Ein Engel stärkt Elia für den Weg durch die Wüste, der letztlich zur Begegnung mit Gott führt. Im Psalm trägt ein Engel den Beter auf Händen, dass sein Fuß nicht an einen Stein stößt. Aber Engel kommen auch mit dem Auftrag zu richten wie in Sodom.

Gottes himmlische Boten stehen dafür, dass mit Gott zu rechnen ist. Er hat ganz andere Möglichkeiten, als Menschen sich vorstellen. Gott macht sich im Leben der Menschen bemerkbar - manchmal durch Boten - und die müssen dabei längst nicht immer Flügel haben. Aber es braucht immer wache Augen und Herzen, um die Gottesboten zu erkennen. Wir sind gefragt, uns ermutigen zu lassen, Gottes Wegen zu trauen und unsere Antwort zu geben.

Gemeindereferentin Angela Degenhardt, Sangerhausen