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Anstoß

Rechnen mit Unbekannten

Angela Degenhardt

Für die meisten Menschen ist es unvorstellbar, einfach nur in den Tag hinein zu leben. Sie setzen sich Ziele, planen Hausbau und Familiengründung, Karriere oder den Lebensabend.

Andere wiederum können vieles kaum planen, weil ihre wirtschaftliche Situation es nicht zulässt. Ihnen bleibt nur, von der Hand in den Mund zu leben. Aber alle haben Wünsche an das Leben und träumen davon, die "Macher" ihres Lebens zu sein. Doch ungeachtet dessen, dass keiner weiß, was die Zukunft wirklich für ihn bereithält, haben Selbstverwirklichung und Lebensplanung einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft.

Die Bitte des Vaterunsers um unser täglich Brot steht in einem gewissen Kontrast dazu. Wir haben zumeist schon alles selbst in der Hand und kümmern uns nach Kräften um unser "täglich Brot". Es ist doch wichtig und notwendig, vorausschauend zu denken und zu handeln, wo kämen wir denn sonst hin!? Und letztlich rechnen wir auch oft damit, dass alles so beherrschbar ist, wie wir uns unsere Pläne machen und unternehmen alles Mögliche, dass unser (Lebens)Risiko kalkulierbar bleibt.

Lebensplanung an sich ist nichts Schlechtes. Sie unterscheidet uns heutige Menschen wohl tatsächlich von den Generationen vor uns, die viele unserer Möglichkeiten und Freiräume nicht hatten. Trotzdem gibt es gerade bei jungen Menschen zugleich eine große Offenheit für das, was sich so ergibt - wenn auch zuweilen bis zum Extrem, sich möglichst wenig festzulegen, um spontan auf die Möglichkeit des Augenblicks zu reagieren.

Wenn Christen ihr Leben planen und gestalten, stellt sich die spannende Frage, inwieweit sie Gott in ihre "Rechnungen" einbeziehen. Ist er die große Unbekannte, zu der kein fester "Rechenwert" zu ermitteln ist? Oder ist der Wert dieser Variable so klein, dass sie keine Rolle spielt? Vielleicht ist er der Faktor X, der alles auf den Kopf stellt, aber auch ein falsches Vorzeichen umkehrt und in der Summe eines gelebten Lebens doch noch alles gut machen kann. Ganz sicher ist er zugleich auch eine Konstante: der verlässliche, tragende Grund unseres Lebens; der, der immer da ist und jeden Schritt begleitet und das "tägliche Brot" gibt, in allem, was uns begegnet.

In einem Gebet heißt es: "Herr, dieser Tag und was er bringen mag, sei mir aus deiner Hand gegeben ... Mag mich umgeben Leid und Kühle, Glück oder Glut, alles wird gut. Wie immer es kommt, du gibst, dass es frommt." Ich wünsche Ihnen immer von Neuem das Vertrauen, dass Sie mit Gott rechnen können.

Angela Degenhardt, Gemeindereferentin in Sangerhausen

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