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Ausbildung für den Unglücksfall

Neue Notfallseelsorgerinnen in Chemnitz beauftragt - Abschied für "Frau der ersten Stunde"

Chemnitz (un). Bei einem Dankgottesdienst am 8. Januar im Thomas-Morus-Haus in Chemnitz haben drei neue Notfallseelsorgerinnen ihre Beauftragung erhalten. Sie wurden für schwierige Einsätze ausgebildet, die immer mit Schmerz, Leid und Trauer in Verbindung stehen.

Bei einem Gottesdienst im Chemnitzer Thomas-Morus-Haus wurden Katharina Schindler, Marit Baltzer und Katharina Seidel als neue Mitarbeiterinnen in das Chemnitzer Notfallseelsorge-Team aufgenommen.

"Es hatte einen Unfall auf der Autobahn gegeben. Eine Familie war mit ihrem Wagen von der Fahrbahn abgekommen - eine Tochter und die Schwiegermutter waren tot, Vater, Mutter und die andere Tochter kamen teils schwerverletzt in unterschiedliche Krankenhäuser. In dieser Situation wurde ich von der Rettungsleitstelle angerufen."

Ihren ersten Einsatz als Notfallseelsorgerin hat Rita Seidel auch nach 15 sehr aktiven Jahren in diesem Ehrenamt nicht vergessen. Zwar kann sie sich nicht mehr an jedes Detail dieses "massiven Unglücks" erinnern, aber die über 70-Jährige weiß noch genau, dass sie sich um die Opfer, die Angehörigen und um ein Meerschwein gekümmert hat. "Zum Glück musste ich der Tochter nicht erzählen, dass ihre Schwester ums Leben gekommen war. Das haben andere gemacht", sagt sie immer noch mit Erleichterung.

Die zukünftigen Notfallseelsorger auf so einen konkreten Einsatz vorzubereiten, das kann und will die Blockausbildung der Hallenser Polizeiseelsorgerin Thea Ilse an drei Wochenenden nicht leisten. "Das läuft mehr allgemein, da ist die Gesprächsführung und das Zuhören wichtig", erklärt Schwester Bernadette Böhm, die Leiterin der Chemnitzer Notfallseelsorge. Monika Seidel, die ihre Ausbildung im August 2009 abgeschlossen hat, berichtet außerdem von Praktika bei Polizei und Rettungsdienst, von Rollenspielen zum Verhalten in Krisensituationen und die notwendige Arbeitsvorbereitung zuhause.

Doch die Ausbildung sei nur der äußere Teil der Vorbereitung auf den Dienst im Notfallseelsorge- Team. "Der andere Teil liegt bei einem selbst, das ist ein innerer Prozess", beschreibt Monika Seidel ihre wachsende Überzeugung, in der Notfallseelsorge am richtigen Platz zu sein. "Wie gehe ich mit Leid um? Wie bin ich früher damit umgegangen? Kann ich auf Trauernde zugehen?" Das seien Fragen gewesen, deren Beantwortung ihr nach einem Todesfall in der Familie und im Freundeskreis allmählich die Tür zur Notfallseelsorge geöffnet hätte.

Schwester Bernadette Böhm bedankt sich bei Rita Seidel für ihren langjährigen ehrenamtlichen Einsatz in der Notfallseelsorge.



Nicht zuletzt waren auch die Gespräche mit ihrer Schwiegermutter Rita Seidel wichtig, eine "Frau der ersten Stunde" im Chemnitzer Team, die 1995 ihren Dienst antrat - noch ohne jede seelsorgliche Ausbildung. Die Rentnerin hat sich nun aus Altersgründen aus dem Ehrenamt verabschiedet, auch um Jüngeren wie ihrer Schwiegertochter Monika Seidel Platz zu machen. Die 44-jährige Ehe-, Familien- und Lebensberaterin sowie Hauswirtschafterin der Salesianer verstärkt jetzt zusammen mit der Ärztin Marit Baltzer und Katharina Seidel, im Hauptberuf Mitarbeiterin eines Pfarrgemeindebüros, offiziell das Team der Notfallseelsorger in Chemnitz.

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