Engagiert für die Demokratie
Christen beteiligten sich am Gedenktag der Bombardierung Magdeburgs an Meile in der Innenstadt
Magdeburg. Mit einer Meile für Demokratie haben am 16. Januar in Magdeburg 115 Gruppen für eine weltoffene und tolerante Stadt und gegen den Aufmarsch rechtsextremer Gruppen protestiert. Unter den an der Meile Beteiligten waren auch zahlreiche kirchlich Engagierte.
"Ich lasse mich hier fotografieren, weil mir das Projekt am Haus des Lehrers, ,Magdeburg zeigt Gesicht gegen Nazis‘ sehr gut gefällt", sagt Jeanine Kranemann, als sie sich am Stand der ökumenischen Initiative "Hingucken… denken… einmischen…" ablichten lässt. Begleiter Sven Hamerla ergänzt währenddessen: "Damit wollen wir deutlich machen, dass es immer mehr Menschen werden, die im Blick auf die demokratische Zukunft der Gesellschaft ihren Kopf gebrauchen."
In Verbindung zu ihrer Aktion 2009, bei der die Fassade des Hochhauses des Lehrers am Breiten Weg mit den Porträts von 408 Magdeburger Bürgern versehen wurde, lud die Initiative "Hingucken… denken… einmischen…" alle noch nicht Beteiligten ein, sich fotografieren, das Bild in eine Klappkarte mit anderen Gesichtern einmontieren und sich zuschicken zu lassen. Vor dem 16. Januar hatte die Initiative 809 Bücher zum Thema Demokratie ausgelegt (Bookcrossing) und für die diesjährige Meile geworben (Tag des Herrn berichtete).
Zu dieser hatten am Erinnerungstag der Bombardierung Magdeburgs 1945 zum zweiten Mal die Elbestadt und das Bündnis gegen Rechts eingeladen. An der Meile entlang des zentralen Breiten Weges beteiligten sich Vertreter von 115 Initiativen, Bildungseinrichtungen, Kultur, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Politik, Wirtschaft und den Kirchen. Bei Kälte und Schneematsch herrschte an den Bühnen und Ständen kein Andrang. Dennoch interessierten sich überall Passanten und auch eigens auf die Meile gekommene Bürger für die Informationen rund um das Thema Demokratie.
Die Kirchen hatten eine eigene Bühne aufgebaut. Die katholische Band Norbeat bot hier mit Unterstützung von Peter-Georg Albrecht vom ConTakt-Förderverein für christliche Jugendmusik ein überzeugend präsentiertes Repertoire christlicher Songs, wie sich die Zuhörer einig waren.Generalvikar Raimund Sternal, der mit Superintendent Michael Seils und Propst/Regionalbischof Christoph Hackbeil das Programm auf der Kirchenbühne eröffnete, sagte: "Es ist wichtig, dass wir hier sind. Eine Kirchenbühne und entsprechende Stände gehören hierher." Zu wissen, was in der Geschichte war, tue allen Bürgern gut und sei ein erprobtes Mittel "gegen Menschen, die die Geschichte verdrehen und anders buchstabieren, als sie war, und die mit einfachen Lösungen die Menschen für ihre Ziele gewinnen wollen". Christen gehörten auf eine solche Meile, weil sie mit ihrer Botschaft viel zu einem menschenwürdigen Miteinander und zur Schöpfungsbewahrung beizutragen hätten.
Unweit der Kirchenbühne boten die Jugendpastoral des Bistums und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend Informationen über internationale und Demokratie fördernde Angebote für junge Leute an. So lädt die Jugendpastoral anlässlich der Fußball- Weltmeisterschaft in Südafrika - einem Land mit bewegter Vergangenheit im Kampf um Freiheit und Demokratie - zu einem Wochenende "Sport (be)frei(t)" ein. Zwei Stände weiter gab es bei den Maltesern eine heiße Mahlzeit. Diözesan- und Dekanats- Caritas informierten über ihre Angebote. Tien Duc Nguyen vom Interkulturellen Begegnungs- und Beratungs-Zentrum (IKZ) in Magdeburg- Buckau hatte ein Dan Bau, ein nur mit einer Saite ausgestattetes vietnamesisches Instrument, mitgebracht, um damit auf die musikalische Vielfalt in der Einen Welt hinzuweisen.
Der Gemeindeverbund Magdeburg- Mitte war mit einem Angebot für Kinder auf der Meile präsent. Die Mitarbeiter der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) suchten mit Passanten das Gespräch über ihre Aktivitäten in Sachen Demokratieförderung. Darunter ist das neue Projekt "Begegnung mit Respekt", mit dem Auszubildende und Ausbilder in Sachen interkultureller und Gender- (geschlechterspezifischer) Kompetenz gefördert werden sollen. Gegenüber des KEB-Standes und zugleich vor Hintergrund des Magdeburger Doms hatten einige der ebenfalls zahlreich engagierten evangelischen Christen das Schriftband "Rechtsextremismus und der christliche Glaube sind unvereinbar" aufgehängt.
Von Eckhard Pohl