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Minderjährigen ins Leben helfen

Im Dienst für die Menschen: 15 Jahre Sibirienhilfe der Erfurter Caritas

Erfurt. Seit 15 Jahren unterstützt die Caritas im Bistum Erfurt die soziale Arbeit in Sibirien. Aus Anlass des 60. Geburtstages von Caritasdirektor Bruno Heller wurde Bilanz gezogen und weitere Unterstützung zugesagt.

In der Brunnenkirche: Schwester Elisabeth bei den Fürbitten. Von rechts: Generalvikar Georg Jelich, Weihbischof em. Hans-Reinhard Koch, Sr. Elisabeth, Diözesancaritasdirektor Bruno Heller und Diakon Lippold.

Weihbischof emeritus Hans-Reinhard Koch, der Vorsitzende des Erfurter Caritasverbandes, nannte es eine großartige Leistung, die von Thüringen aus die Menschen in Sibirien erreichte. Alles begann im Jahr 1995. Schwester Elisabeth Jakubowitz von den Aachener Franziskanerinnen hatte sich entschlossen, nach Russland auszureisen. In der Millionenmetropole Omsk baute sie zusammen mit drei Schwestern der Gemeinschaft Missionarinnen Christi sowie mit Unterstützung aus dem Bistum Erfurt und anderen Teilen Deutschlands ein Sozialzentrum mit vielen Angeboten auf.

Armut wurde für die Betroffenen zum Stigma

Tonnenweise wurden dringend benötigte Hilfsgüter wie Kleidung und Nahrungsmittel gesammelt und nach Omsk gebracht. Die Höhe der finanziellen Unterstützung, so Weihbischof Koch, beläuft sich inzwischen auf 300 000 Euro. Schwester Elisabeth ist heute Caritasdirektorin des Bistums Nowosibirsk. Zur Feier des 60. Geburtstages des Erfurter Caritasdirektors Bruno Heller am 25. Januar hielt sie die Festansprache in der Brunnenkirche.

Heute, so Schwester Elisabeth, hat sich die Situation im Vergleich zu den Jahren 1990 bis 2002 geändert. Lebten damals 90 Prozent der Menschen in Sibirien in Armut, eine Folge der Wirtschaftskrise nach dem Zusammenbruch der UdSSR, so sind es heute zirka 20 bis 25 Prozent. Eine Armut, die für die Betroffenen zum Stigma wurde: Früher waren fast alle arm, heute sind es die, die es nicht geschafft haben, vom Aufschwung persönlich zu profitieren. Alkoholismus, Missachtung des menschlichen Lebens, Obdachlosigkeit sind Probleme, unter denen die russische Gesellschaft heute besonders leidet.

Besorgniserregend ist dabei die hohe Zahl hilfloser Kinder und Jugendlicher, die von zu Hause wegliefen oder die nie ein solches gehabt haben. Not, fehlende Fürsorge, Gewalt und soziale Ausgrenzung bestimmen den Alltag der Kinder und Jugendlichen. Und die Selbstmordrate unter Minderjährigen ist in den vergangenen zehn Jahren um 100 Prozent gestiegen. Bereits fünf- bis neunjährige sehen im Suizid den einzigen Ausweg.

Grundwerte halten eine Gesellschaft zusammen

Schwester Elisabeth wies in ihren Worten zudem auf die notwenidgen Grundwerte einer Gesellschaft und deren Einhaltung hin. Grundwerte wie Fürsorge und Liebe, Leben und Würde. Für die Caritas bedeutet dies, nicht nur die Not zu lindern sondern Wege in die Zukunft zu erschließen. So in besonderer Weise für Kindern und Jugendliche. Heute gibt es in Sibirien 13 Kinderzentren. Schwester Elisabeth: "Zusammen mit den katholischen Gemeinden haben wir modellhaft diese Einrichtungen aufgebaut. Sie finden sich an sozialen Brennpunkten, aber auch in verarmten Kleinstädten und perspektivlosen Dörfern. Zu den Schwerpunkten der pädagogischen Arbeit gehört die Entwicklung der Fähigkeiten zur Selbstversorgung und zu einem selbstständigen Leben." Dabei erfreuen sich unter anderem die angebotenen Kochkurse großer Beliebtheit. "Hier lernen die Kinder nicht nur einfache Speisen selbst zu kochen, sondern auch ein Familienbudget zu verwalten, vernünftig einzukaufen und für den Winter Vorräte anzulegen", berichtet Elisabeth Jakubowitz.

Abschließend dankte die russische Caritasdirektorin für die gute Zusammenarbeit in den zurückliegenden 15 Jahren Sibirienhilfe. "Sie hat die katholische Kirche in Sibirien dabei unterstützt, Menschen zum Dienst am Nächsten zu motivieren und ihre Mission zu erfüllen."

Von Holger Jakobi

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