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Termine Erfolgsarm, aber wertvoll

Chemnitzer Missionarinnen der Nächstenliebe geben in Pobershau Einblicke in ihren Alltag

Pobershau. Vor 25 Jahren schnitzte Gottfried Reichel eine Mutter-Teresa-Statue. Die Pobershauer Galerie "Die Hütte", in der 325 Werke des evangelischen Künstlers dauerhaft ausgestellt sind, zeigt derzeit eine Ausstellung über das Wirken von Mutter Teresas Schwestern in Chemnitz.

Chemnitzer Missionarinnen der Nächstenliebe schauen sich bei der Ausstellungseröffnung in Pobershau Gottfried Reichels geschnitzte Statue ihrer Ordensgründerin an.

Zur Ausstellungseröffnung am 21. Januar erzählten die deutsche Schwester Pauline und die kroatische Schwester Bernana aus ihrem Chemnitzer Alltag: "Wir haben kein eigenes Radio und keine Zeitung. Unsere Gäste erzählen uns immer, was Sache ist. Und wenn Leute bei uns wohnen, ist sowieso was los. Es sind ja nicht die einfachsten …" Die vier Mutter-Teresa-Schwestern, offiziell "Missionarinnen der Nächstenliebe", leben auch im reichen Deutschland in strengster Armut. Sie unterhalten in Chemnitz eine Suppenküche, machen Hausbesuche und bieten Übernachtungen für Männer, Frauen und Kinder an. Dafür sind sie im vergangenen Jahr mit dem Chemnitzer Friedenspreis ausgezeichnet worden.

Gottfried Reichel aus Pobershau hat 60 Jahre lang geschnitzt: 325 seiner "Skulpturen in Holz wider das Vergessen" stehen in der Galerie "Die Hütte". Vor einem Vierteljahrhundert habe er "Mutter Teresa. Ihr Leben und Werk in Bildern" aus dem St. Benno- Verlag, das einzige in der DDR erschienene Buch über Mutter Teresa, geschenkt bekommen, erinnert er sich. Er habe es aufgeschlagen, ein Bild gesehen und gesagt: "Das schnitze ich." So ist 1985 seine Plastik "Mutter Teresa" entstanden: Die Ordensschwester mit ihrem bodenlangen Sari legt beide Hände um das Gesicht eines Jungen.

Die Skulptur war Anknüpfungspunkt für die Sonderausstellung mit Einblicken in Mutter Teresas Wirken und in den von ihr gegründeten Orden. Schwester Pauline hat die Stellwände durchgängig von Hand beschriftet, denn ein Computer steht ebenso wenig in ihrem Chemnitzer Domizil wie eine Waschmaschine. Auf solche Dinge, die in vielen Teilen der Welt unvorstellbaren Luxus bedeuten, verzichten die Schwestern selbstverständlich. "Wir leben nur von Spenden und machen immer wieder die Erfahrung, dass es funktioniert, dass Gott hilft." Dies hat Schwester Pauline in ihren drei Jahrzehnten als Ordensschwester immer wieder erfahren. Ihrer Außenseiter-Rolle ist sie sich dabei bewusst, denn sie fügt an: "Er möchte es nicht von Ihnen, er möchte es von uns."

Ihre Kraft beziehen die Schwestern aus ihrer Beziehung zu Gott. Etwa vier Stunden Gebetszeit halten sie täglich, für die erste stehen sie morgens schon um 4.40 Uhr auf. "Wenn ich Erfolgserlebnisse haben möchte, kann ich diese Arbeit nicht leisten. Ich kann meinen Wert nicht von meiner Arbeit abhängig machen. Mein Wert liegt in meiner Persönlichkeit, in meiner Beziehung zu Gott", fasst Schwester Pauline zusammen.

Auf die Frage "Kalkutta oder Chemnitz - welche Arbeit ist für die Psyche schwieriger?" antwortet die Schwester: "Chemnitz. Viele Leute kommen seit Jahren oder Jahrzehnten, und nichts hat sich gebessert - aber sie sind auch nicht weggelaufen", fügt sie mit einem Lächeln an. Als die Schwestern im Dezember 1983 ihre Niederlassung in Chemnitz eröffneten, brauchten vor allem alte Menschen ihre Hilfe. "Egal wo wir sind: Wir arbeiten immer mit den Randgruppen. In der westlichen Gesellschaft sind das vor allem Suchtkranke und Menschen, die auf irgendeine Weise andersartig sind", formuliert Schwester Pauline den Auftrag Mutter Teresas.

In Deutschland sind die Schwestern in Hamburg, Berlin, Essen, Mannheim, Frankfurt/Main, Essen und Chemnitz vertreten.

Die Mutter-Teresa-Ausstellung in der Galerie "Die Hütte" ist bis 21. März Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Rathausstr. 10 in Pobershau, Telefon 0 37 35/6 25 27

Von Dorothee Morgenstern

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